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personalmagazin 05 / 13
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spezial
_Personaldienstleister
D
ie Einführung der Branchen-
zuschläge im November 2012
hat dazu geführt, dass die Ver-
gütung von Zeitarbeitnehmern
in den betroffenen Branchen ab einer ge-
wissen Einsatzdauer prozentual angeho-
ben wird und schrittweise weiter steigt.
Zeitarbeit hat sich also verteuert. Und
sie wurde komplizierter in der Abwick-
lung, da nun die Vergütung nach einer
bestimmten Einsatzdauer jeweils neu
berechnet werden muss. Welche Ver-
änderungen haben sich dadurch für die
Personaldienstleister ergeben? Wie hoch
ist nun ihr administrativer Aufwand?
Und wie hat sich die Nachfrage der Kun-
denunternehmen verändert? Wir baten
fünf Personaldienstleister um ihre Ein-
schätzung fünf Monate nach der Einfüh-
rung der ersten Branchenzuschläge.
Orizon: Schritt in die richtige Richtung
Für Dieter Traub, Geschäftsführer
der Orizon GmbH ist die Einführung
der
tariflichen
Zuschlagssystema-
tik ein Schritt in die richtige Rich-
tung: „Zeitarbeit ist in erster Linie ein
Flexibilisierungsin­strument, um der
Wirtschaft Freiräume in konjunktu-
rell schwierigen Zeiten zu verschaffen.
Das sorgt für Wettbewerbsfähigkeit
und Standortsicherheit. Die Branchen-
zuschläge helfen, den Missbrauch der
Zeitarbeit als Mittel zur Kostenreduk-
tion zu verhindern. Auch aufseiten der
Wirtschaft herrscht das Verständnis
vor, dass identische Arbeiten prinzipiell
gleich bezahlt werden sollten. Das gilt
Von
Daniela Furkel
(Red.)
insbesondere für den gut qualifizierten
Bereich. Für diese Bewerber wiederum
wird Zeitarbeit durch die Zuschläge also
deutlich attraktiver und entwickelt sich
zu einer echten Alternative zu regulären
Anstellungsverhältnissen.
Das bedeutet einen großen Erfolg,
um Zeitarbeit aus der teilweise unver-
dienten Schmuddelecke herauszuholen.
Anders sieht es bei Geringqualifizierten
aus. Für Menschen mit inadäquater Be-
rufsausbildung wird es durch die Ver-
teuerung der Zeitarbeit schwieriger, auf
dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Die praktische Umsetzung war tat-
sächlich eine große Herausforderung,
die ohne engste Abstimmungen mit je-
dem einzelnen Kundenbetrieb und ohne
eine leistungsstarke IT nicht zu meistern
gewesen wäre. Letztendlich ist es uns
gelungen, das IT-System anhand von
Checklisten so zu programmieren, dass
es für jeden Kundenbetrieb und jeden
Mitarbeiter den Zuschlag im Zeitverlauf
automatisiert berechnet und entspre-
chende Kalkulationen, Einsatzpapiere
und Lohnabrechnungen erstellt. Zu-
sätzlich haben wir alle Personalberater
durch umfassende Schulungen zum The-
ma fit gemacht.“
Manpower: Auswirkungen ab August
Vera Calasan, Manpower Group
Deutschland, erklärt, dass ihr Unterneh-
men die Auswirkungen der neuen Bran-
chentarife noch nicht in vollem Umfang
zu spüren bekommen hat: „Ab neun Mo-
naten im Kundeneinsatz erhalten Mitar-
beiter den Höchstzuschlag von 50 Pro-
zent – das wird ab August der Fall sein.
Die Zulagen für die ersten Stufen haben
sich bei uns kaum ausgewirkt, denn ein
Großteil unserer Mitarbeiter hat schon
vorher übertarifliche Zulagen erhalten.
Aus Angst vor Kostensteigerungen
haben einige Kunden Aufträge zurück-
Der Beginn einer neuen Ära
Trend.
Was hat sich seit der Einführung der Branchenzuschläge für die Zeitarbeit
verändert? Fünf Personaldienstleister berichten von ihren Erfahrungen in der Praxis.
„Die Zulagen
für die ersten
Stufen haben
sich bei uns
kaum ausgewirkt, denn
viele Mitarbeiter haben
schon vorher übertarif­
liche Zulagen erhalten.“
Vera Calasan, Country Manager,
Manpower Group Deutschland
„Die prakti-
sche Umset-
zung war tat-
sächlich eine
große Herausforderung,
die ohne eine leistungs-
starke IT nicht zu meis-
tern gewesen wäre.“
Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer, Orizon
GmbH