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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an daniela.furkel@personalmagazin.de
sollten jedoch davon ausgehen, dass nie-
mand gern Fehler macht. Fehler prägen
sich bei den Verursachern automatisch
besonders stark ein. Jeder begangene
Fehler und seine negativen Konsequen-
zen bringen Ihren Mitarbeiter aus der
Balance. Deshalb würden Sie, wenn
Sie zusätzlich eine Standpauke halten,
Stress und Schuldgefühle nur noch ver-
stärken – und damit die Angst davor,
einen weiteren Fehler zu begehen. So
wächst auch der negativ empfundene
Druck, den der Mitarbeiter empfindet,
sein Stresslevel steigt. Besser wird seine
Arbeit dadurch nicht.
Umdiesen Effekt zu vermeiden, sollten
Sie Ihre Mitarbeiter explizit informieren,
dass Fehler erlaubt sind, dass sie normal
sind und dazugehören. Entscheidend ist,
dass Sie und Ihre Mitarbeiter lernen, mit
Fehlern umzugehen. Sich über Fehler zu
ärgern ist vollkommen in Ordnung, so-
lange der Ärger nicht in Dauerfrust um-
schlägt. Ärger ist sogar gut, weil darin
eine Veränderungsenergie steckt. Denn
es kommt darauf an, dass die gleichen
Fehler nicht wieder passieren. Hier gilt
es, sich bewusst zu machen: Es reicht
nicht aus, mit Fehlern umgehen zu kön-
nen. Es kommt auch auf die Frage an:
Wie konnte das passieren? Fehler sind
so lange in Ordnung, wie aus ihnen
gelernt wird und Konsequenzen gezo-
gen werden. Vielleicht ist ein Prozess
veraltet, vielleicht besteht fachlicher
Ausbildungsbedarf bei dem einen oder
anderen Mitarbeiter.
Um ein offenes Fehlerklima zu schaf-
fen, brauchen Sie also Feingefühl für die
Menschen, um gute Fehlergespräche zu
führen, und Konzentration auf die Sa-
che. Das ist die beste Basis, um Schuld-
gefühle aus Ihrem Bereich zu verbannen
und stattdessen dafür zu sorgen, dass
Fehler Ihr Team dazu animieren, noch
besser zu werden.
nehmen. Gehen Sie in den Dialog und
finden Sie heraus, welche Aufgaben sich
Ihre Mitarbeiter allein zutrauen und
welche nicht.
Das Ziel ist klar: Ihre Mitarbeiter
sollen sich entwickeln – hin zu einer
verantwortungsbewussten und entschei-
dungsfreudigen Haltung. Wer möchte,
dass sein Team eine eigene Meinung hat,
muss ihm aber auch den Raum dafür ge-
ben. Das bedeutet, gelegentlich sein Ego
„zu parken“. Die Versuchung, als Chef
die Lösungsversuche im Meeting anzu-
führen, ist groß. Aber Chefs, die stets
zeigen, dass sie es am besten können, be-
zahlen auf lange Sicht einen hohen Preis
dafür. Sie verzichten damit nicht nur auf
wertvolle Beiträge ihres Teams, sondern
sie tragen damit auch systematisch zur
eigenen Überlastung bei.
Schaffen Sie ein Fehlerklima
Wenn Sie Macht an Ihre Mitarbeiter ab-
geben, geht auch mal was daneben. Feh-
ler sind unvermeidlich. Schließlich sind
wir Menschen und keine Maschinen. Sie
rauf hoffen, dass sich die Lage irgend-
wann verbessert. In diesem Fall sollten
Sie sich von Mitarbeitern, die Ihr Ver-
trauen missbrauchen oder mit denen
Sie auf keinen gemeinsamen Nenner
kommen, trennen. Bedingungen dafür
sind klare Absprachen und ein offener
Austausch von Erwartungen.
Geben Sie Macht ab
Um Sie als Führungskraft wirklich ent-
lasten zu können, benötigen Ihre Mitar-
beiter Entscheidungsmacht. Im Idealfall
funktioniert Ihre Abteilung oder Ihr
Team, ohne dass Sie jedes Detail kennen
und über alles Bescheid wissen. Vertrau-
en allein reicht hierfür nicht ganz aus.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Erwartungen
klar kommunizieren. Ihre Leute müssen
spüren, dass Sie sich eigenständige Ent-
scheidungen von ihnen wünschen. Zei-
gen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie von
ihnen selbstständige Entscheidungen
wollen, indem Sie sie daran gewöhnen,
für das, was in ihrem Verantwortungs-
bereich liegt, Verantwortung zu über-
Markus Jotzo
ist Trainer, Keynote Spea­
ker und Autor sowie Inhaber des Instituts
„Markus Jotzo – Leadership Development“.
Loslassen fällt oft nicht leicht –
vor allem wenn es um wichtige
Dinge geht.
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