70
Persönlich
_Führen
personalmagazin 07 / 13
O
hne Arbeit im Gepäck in den
Urlaub gehen – das schafft
nicht jede Führungskraft. Im
Gegenteil: Für viele Manager
bleibt richtiges Abschalten ein uner-
füllter Wunsch. Dieses Festhalten und
Kontrollieren-Wollen ist ein Verhaltens-
muster, das nicht nur in der Urlaubszeit
auftritt, sondern an jedem Arbeitstag.
Viele Führungskräfte sind es gewohnt,
über alles informiert zu sein, alles zu
kontrollieren und sich für jede kleine
Entscheidung zuständig zu fühlen. Sol-
che Chefs haben definitiv ein Problem
mit diesem Verhaltensmuster. Zudem
provozieren sie einen negativen Effekt:
Wer immer alles selbst macht und auch
in den kleinsten Prozess eingebunden
sein will, überfordert sich selbst und
verliert seine Kreativität. Gleichzeitig
bleiben die Mitarbeiter unter ihrem Po-
tenzial. Sie erhalten keine Möglichkeit,
eigene Gedanken zu entwickeln und Ver-
antwortung zu übernehmen.
Geht es Ihnen – als Führungskraft im
Personalbereich – genauso? Dann lernen
Sie loszulassen. Das schaffen Sie in drei
Schritten. Erstens: Schenken Sie Ihren
Mitarbeitern Vertrauen und glauben Sie
an sie. Zweitens: Geben Sie Macht an Ih-
re Mitarbeiter ab. Drittens: Schaffen Sie
ein offenes Fehlerklima – sowohl für sich
selbst als auch für Ihre Mitarbeiter.
Schenken Sie Vertrauen
Das Hauptproblem vieler Führungskräf-
te ist die unbewusste Angst, überflüssig
zu werden, indem sie zu viele Aufgaben
Von
Markus Jotzo
delegieren. Doch die ist unbegründet:
Leute, die führen können, braucht es
immer. Es muss einen Chef geben. Doch
dieser darf sich nicht im Tagesgeschäft
verzetteln. Machen Sie sich deshalb im-
mer wieder klar: Wenn Sie jemanden
eingestellt haben, dann haben Sie ihm
vertraut – und ihm alles, was mit sei-
nem Posten zusammenhängt, zugetraut.
Hören Sie also auf, alle Details zu kon
trollieren, lassen Sie Ihre Mitarbeiter
die Jobs machen, für die Sie sie einge-
stellt haben. Zeigen Sie ihnen deutlich,
dass Sie ihnen vertrauen. Tun Sie das
nicht, werden Ihre Mitarbeiter ent-
täuscht, frustriert und unzufrieden sein.
Sie zeigen Ihren Mitarbeitern, dass Sie
ihnen vertrauen, indem Sie ihnen Frei-
heiten bei der Ausgestaltung ihres Jobs
und mehr eigenen Entscheidungsspiel-
raum geben. Liefern Sie Ihren Leuten
kurze und prägnante Briefings statt aus-
schweifende und bis ins Detail gehende
Erklärungen. Lassen Sie zu, dass Ihre
Mitarbeiter auch große Projekte selbst
führen – und diese auch beim nächsten
Meeting präsentieren. Sie erreichen diese
neue Einstellung innerhalb dieses Teams,
indem Sie mehr Fragen stellen und weni-
ger Vorgaben machen, indem Sie mehr
zuhören und weniger selbst reden.
Falls sich dieser Vertrauensvorschuss
nicht auszahlt, falls Ihre Leute in der
Praxis mehrfach nicht die Leistungen
bringen, die Sie gemeinsam vereinbart
haben, sollten Sie jedoch nicht ewig da-
Praxis.
Als Führungskraft im Personalwesen stehen Sie unter Dauerstrom, weil Sie sich
für alles verantwortlich fühlen? Das darf nicht sein. Lassen Sie los und delegieren Sie!
Lernen Sie loszulassen
Wer das Spiel gewinnen will, muss den Ball abspielen. Ein Prinzip, das nicht nur beim
Mannschaftssport, sondern erst recht in der Führung gilt.
Eigenverantwortliche und kreative Mitarbeiter, die sich um
das operative Geschäft kümmern, während sich der Vorge
setzte voll und ganz auf seine Führungsaufgaben konzen
trieren kann. Das muss keine Utopie bleiben. In seinem Buch
erläutert der Trainer und Keynote Speaker Markus Jotzo das
Wesen der Führungsaufgabe. Und er schildert Schritt für
Schritt, wie Führungskräfte dafür sorgen können, dass ihre
Mitarbeiter agieren statt reagieren, selbst Verantwortung
übernehmen und kreativ werden. Dazu gehört auch, dass die
Führungskräfte lernen loszulassen. Wie dies möglich wird, ist
ausführlich in seinem Buch beschrieben.
Markus Jotzo: Loslassen für Führungskräfte. 235 Seiten, Viley-VCH, Weinheim, 2012. 19,90 Euro
Führen statt Feuerlöschen
Praxisbeispiel
Buchtipp