Seite 43 - personalmagazin_2013_07

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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an kathar ina.schmit t@personalmagazin.de
Gregg:
Bei der Insolvenz von Maxchoice
müssen sich Unternehmen auch ein
bisschen an die eigene Nase fassen –
Produkte kosten ihren Preis, Dumping­
angebote können nicht funktionieren.
Qualität und Seriosität sollten bei der
Suche nach dem besten Angebot nicht
völlig vernachlässigt werden. Ansonsten
sollte man stets prüfen: Wie stellt sich
das Unternehmen dar, wie ist der Ver-
trieb aufgestellt? Welche Referenzen gibt
es? Und ist es Mitglied in Vereinigungen,
wie beispielsweise IME oder auch dem
deutschen Dialogmarketing-Verband,
die das Verhalten ihrer Mitglieder kon-
trollieren?
„Dumping funktioniert nicht“
INTERVIEW.
Die Insolvenz von Maxchoice lässt hundertausende Gutscheine ins Leere
laufen. Der Vice President der IMA Europe erläutert, wie zuverlässig der Markt ist.
personalmagazin:
Viele Gutscheinanbieter
verpflichten sich dem „Code of Business
Conduct“ der IMA. Was bedeutet das?
Mark Gregg:
Das Ziel unseres berufsstän-
dischen Verbands ist, das ganze Thema
„Incentive“ voranzutreiben, indem wir
die Branche auf einen hohen, nachprüf-
baren Level bringen. Dazu gehören for-
melle Ausbildungsgänge, Networking
und standardisierter Know-how-Transfer.
Unser „Code of Business Conduct“ besagt
unter anderem, dass es bei der Gewinn-
erzielung keine Kollision mit ethischen
Voraussetzungen geben darf.
personalmagazin:
Das heißt im Klartext ...?
Gregg:
... bei Gutscheinanbietern, dass ih-
re Produkte auch eingelöst werden.
personalmagazin:
Die Firma Maxchoice, die
nun Insolvenz angemeldet hat, war aber
auch Mitglied der IMA Europe.
Gregg:
Die Mitgliedschaft von Maxchoice
hat zu Beginn dieses Jahres geendet. Das
hat uns erspart, sie aus demVerband aus-
zuschließen; genau das hätten wir aber
andernfalls gemacht.
personalmagazin:
Muss man nun auch mit
Insolvenzen anderer Anbieter rechnen?
Gregg:
Der Fall Maxchoice, also eine In-
solvenz eines deutschen Gutscheinanbie-
ters, an dem nicht eingelöste Gutscheine
in Höhe von sechs bis zehn Millionen
Euro hängen, ist erstmalig in Deutsch-
land. Grund war meiner Ansicht nach
kaufmännische Fehleinschätzung. Max-
choice hatte Gutscheine weit unter dem
üblichen Marktwert angeboten; solche
Dumpingpreise können sich nicht halten.
personalmagazin:
Sie betonen, dass erst-
mals ein deutscher Anbieter insolvent ist.
Wie sieht es im Ausland aus?
Gregg:
In England sind Insolvenzen von
Gutscheinanbietern häufiger, auch we-
gen betrügerischen Verhaltens. Das liegt
schon an der Unterschiedlichkeit der
Rechtssysteme – in Deutschland werden
sie nach einer Insolvenz, vor allem nach
einem Betrugsverfahren, kaum wieder
in dieser Branche arbeiten können. In
England ist das System etwas durchläs-
siger – hier gibt es leider auch hin und
wieder schwarze Schafe. Die meisten
Anbieter in Deutschland dagegen haben
sich bereits jahrelang auf dem Markt be-
währt – sie können sich Negativschlag-
zeilen gar nicht leisten.
personalmagazin:
Können Sie uns ein Bei-
spiel für solche Betrugsversuche nennen?
Gregg:
In England taucht beispielswei-
se immer wieder ein Anbieter auf, der
Aktionen anbietet, von denen er von
vornherein weiß, dass die Kunden die
Gutscheine nicht einlösen werden kön-
nen. Diese künstliche Nichteinlösequote
bekommt man durch besonders kom-
plizierte Wege für die Einlösung; oft ist
auch einfach die Website oder die Hot-
line zum Einlösen nicht erreichbar. Ir-
gendwann verliert der Kunde die Lust;
die wenigsten beschweren sich beim gut-
scheinherausgebenden Unternehmen.
personalmagazin:
Wie können sich Unter-
nehmen vor solchem Betrug schützen?
Und wie kann man sicherstellen, dass
der Anbieter wirtschaftlich solvent ist und
bleibt?
Mark Gregg,
Geschäftsführer von Bona-
go, ist Vice President der IMA Europe, einem
Zusammenschluss der Incentive-Anbieter.
Das Interview führte
Katharina Schmitt.