Seite 36 - personalmagazin_2013_07

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Organisation
_HR-Reporting
personalmagazin 07 / 13
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eben falschen Wettbewerbs-
strategien tragen gerade ein
unprofessionelles Personalma-
nagement und ein fehlendes
oder zu niedriges „Human Capital“ zum
Scheitern von Unternehmen bei. Unab-
hängig davon, ob man dieses „Human
Capital“ als monetären Wert ausrechnet,
sind Unternehmen verpflichtet, Auskunft
über ihre Vermögenswerte zu geben, wo-
zu auch das „Human Capital“ als imma-
terielles Vermögen zählt. Ein zentrales
Medium hierfür ist der Geschäftsbericht.
Beispielsweise wird gesetzlich ein Risi-
komanagement (KonTraG) gefordert, zu
dem auch Aussagen zu Personalrisiken
zählen. Zudem ist nach dem Deutschen
Rechnungslegungsstandard im Kon-
zernlagebericht über nichtfinanzielle
Leistungsindikatoren zu berichten, eine
Verpflichtung, die sich eindeutig auch
auf Mitarbeiter als Leistungsersteller be-
zieht. Auch die breite Öffentlichkeit for-
dert zunehmend mehr Transparenz, was
vor allem durch Beschäftigungsskandale
wie bei Amazon und Daimler immer stär-
ker an Relevanz gewinnt.
Trotzdem glauben offenbar viele Un-
ternehmen immer noch, sich eher durch
eine zurückhaltende Informationspolitik
Von
Christian Scholz
und
Stefanie Müller
auf die sichere Seite zu bringen, indem
sie beispielsweise auf die Veröffentli-
chung von Zahlen verzichten, die den
Anteil befristet Beschäftigter oder den
Anteil von Zeitarbeitern an der Gesamt-
belegschaft offenlegen. Aber auch bei
weniger kritischen Informationen wie
dem Durchschnittsalter wird seit Lan-
gem extreme Zurückhaltung geübt.
Nicht immer ist es aber bewusste
Verschleierung: Es gibt auch Fälle, wo
Unklarheit darüber besteht, welche
Kennzahlen in welcher Form publiziert
werden sollen. Zudem scheitern manche
Publikationswünsche der Personalabtei-
lung daran, dass HR als zu wenig wichtig
eingestuft wird und man deshalb glaubt,
auf ein substanzielles Reporting von
„Human Capital“ verzichten zu können.
HCR10 als Mindeststandard
Im Jahr 2010 schuf eine Projektgruppe
an der Universität des Saarlands ge-
meinsam mit Vertretern aus der Praxis
einen Standard, nach dem Unterneh-
men sinnvoll über ihr „Human Capital“
berichten und dabei alle relevanten In-
teressengruppen mit notwendigen In-
formationen versorgen können. Dabei
ging es – und das ist wichtig – nicht um
die Qualität der Personalarbeit, sondern
nur um die Qualität im „Human Capital
Reporting“. Das Ergebnis ist der inzwi-
schen auch als Buch publizierte Min-
deststandard „HCR10“ (benannt nach
seinem Entstehungsjahr 2010), der kla-
re Aussagen für die Personalberichter-
stattung in Geschäftsberichten sowie in
Personal- und Nachhaltigkeitsberichten
fordert. Grundlegend waren eine klare
Darstellung sowie eine konsistente Da-
tengrundlage im Rahmen der Berichter-
stattung, um Ordnung, Tiefe und Über-
sichtlichkeit in das bisher oft chaotisch
und meist oberflächlich ausgeführte Re-
porting zu bringen.
Zunächst wurden Reportingbereiche
(zum Beispiel Personalkosten, Mengen-
gerüst) festgelegt, die mit 73 vordefi-
nierten Kennzahlen abgedeckt werden.
Hinzu kommt die Reportingbreite, die
über eine Spezifikation der HCR10-Kenn-
zahlen als Kann- und Muss-Kennzahlen
definiert wird. Diese Kennzahlen bilden
das Grundgerüst für den Geschäfts- und
Personal- oder Nachhaltigkeitsbericht,
wobei der Geschäftsbericht wegen der
im Regelfall stärkeren Platzbeschrän-
kung deutlich weniger Muss-Kenn-
zahlen beinhaltet. Reportingbereiche
sind Personalkosten, Mengengerüst,
Personalstruktur, Aus- und Weiterbil-
dung, Motivation, Arbeitsumfeld und
Personalertrag. Die jeweils dazugehö-
rigen Kennzahlen erhalten verschie-
dene Kennzeichen, die das Muss für
Geschäftsberichte oder Personal- und
Nachhaltigkeitsberichte kennzeichen.
(Einen Auszug aus den Reportingbe-
reichen mit den jeweiligen Muss- und
Kann-Kennzahlen auf Seite 37).
Die Berichterstattung wird je nach Tie-
fe in drei Reportingstufen untergliedert,
die bei der externen Bewertung über die
Berichterstattung mit einer Punktzahl
eingehen: Stufe 1 („Zahl“) ist eine Kenn-
zahl ohne Zeit- oder Gruppenbezug.
Stufe 2 („Vektor“) impliziert Zeit- oder
Gruppenbezug. Stufe 3 („Matrix“) be-
deutet Aufgliederung nach dem Zeitbe-
Berichterstattung: Mangelhaft
Studie.
Wie professionell informieren Unternehmen extern über ihre wichtigste
Ressource? Eine Untersuchung zeigt große Schwachstellen und sieht Handlungsbedarf.
online
Die Studie finden Sie zum Download im
BWL-Portal der Uni Saarbrücken:
www.orga.uni-sb.de/forschung/hcr10Studie/