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Management
_führungskräfteentwicklung
personalmagazin 07 / 13
die Zusammenarbeit war das aber kei-
nesfalls hinderlich, da praktisch alle
Teilnehmer bereits reichlich Erfahrung
in der Zusammenarbeit mit Kollegen
aus anderen Kulturen hatten“, erklärt
Marco Stoll, Comteam-Berater beim
OMC-Programm seit 2010. Die Wacker-
Führungskräfte berichteten dabei von
Schwiergkeiten bei der interkulturel-
len Zusammenarbeit im Unternehmen.
Cyril Cisinski erzählte beispielsweise
von Besprechungen mit Mitarbeitern
aus verschiedenen arabischen Ländern,
bei denen er auch auf Nachfrage keine
Wortmeldung erhielt. In anschließen-
den Einzelgesprächen ließen sich die
Dinge für ihn wesentlich besser klären.
„Besonders Menschen aus Kulturen,
in denen richtig oder falsch eine viel
größere Rolle spielt, als dies bei vielen
europäischen Kulturen der Fall ist, sind
zurückhaltend, wenn es darum geht,
sich in großen Gruppen und dann noch
gegenüber hierarchisch Höhergestellten
zu äußern“, weiß Marco Stoll, der oft mit
multikulturellen Teams arbeitet. „Um
diese Hürde zu überwinden braucht es
zwei Dinge: Die Menschen müssen ers-
tens untereinander in Kontakt kommen
und zweitens die Fähigkeit entwickeln,
Irritationen, die durch ‚falsches‘ Ver-
halten anderer ausgelöst werden, anzu-
sprechen und zu klären.“
Crashkurs zur Unternehmenskultur
Was bringt das Führungskräftepro-
gramm für Wacker aus Sicht der Teil-
nehmer? „Zusammenarbeit und gemein-
same Ausrichtung“, ist sich Cisinski
sicher. „Ein besseres Management“,
ergänzt Jutta Matreux, Leiterin des Sus-
tainability Management von Wacker,
und: „Es braucht Distanz zur täglichen
Arbeit“, betont sie. „Die meisten unse-
rer Manager sind permanent mitten im
System“, beobachtet auch Arno von der
Eltz, Geschäftsbereichsleiter Wacker Po-
lymers. Seiner Meinung nach wird es
künftig wichtiger, bestehende Strategi-
en zu hinterfragen, daraus neue zu ent-
wickeln und diese direkt in der Praxis
Input bei den Modulen 2 und 3 arbeitet
Wacker beim OMC mit der European
Business School (EBS) zusammen. In-
terne Referenten aus dem Unternehmen
sorgen für direkten Praxisbezug. Und:
Alle vier Vorstände von Wacker nehmen
sich an Kaminabenden innerhalb der
einzelnen Module persönlich sehr viel
Zeit für die Fragen der Führungskräfte,
die teilweise auch neu im Unternehmen
sind. „Die Kaminabende im OMC waren
eine tolle Gelegenheit, unsere Vorstände
persönlich, ja fast privat kennenzuler-
nen“, resümiert Jürgen Herein, heute
Businessteamleiter im Bereich Wacker
Silicones und Teilnehmer am OMC
2011/2012.
Bezug zur Firma bildet roten Faden
Das Thema „Kultur“ spielte bei der OMC-
Staffel 2012/2013 für die Organisatoren
eine besondere Rolle, das zeigt schon ein
Blick auf die Liste der Teilnehmer: Diese
kamen aus ganz unterschiedlichen Be-
reichen des Unternehmens und hatten
verschiedene Nationalitäten, Herkünfte
und Kulturen. Gab es in den Jahren da-
vor fast ausschließlich deutschsprachi-
ge Teilnehmer, wurde nun in allen vier
Modulen Englisch gesprochen. Dass die
vier Module im Quartalsschritt und mit
klarem Bezug zum Unternehmen statt-
fanden, wurde von den Managern be-
grüßt: „Weil dabei immer ein roter Faden
zu erkennen war und die wesentlichen
Themen wie ‚Führung‘ und ‚Innovation‘
nicht abgehoben von der Wacker-Welt
behandelt wurden“, sagt Cyril Cisinski,
Franzose und Managing Director bei
Wacker für den Mittleren Osten. Dies
erwies sich als wichtig, denn die Teil-
nehmer waren in jeder Hinsicht bunt
gemischt: zum Beispiel ein Werkleiter
aus Norwegen, der sich plötzlich in ei-
nem Konzern wiederfindet neben einer
Amerikanerin, die just eine Führungs-
rolle in China übernommen hat, und
einem deutschen IT-Leiter, der schon 25
Jahre im Unternehmen arbeitet. „Diese
Gruppe war die kulturell heterogenste
aller bisherigen OMC-Programme. Für
(Module 2 und 3). In den Modulen 2 und
3 sind die Inhalte stärker am Lernen von
Faktenwissen orientiert. Hier geht es bei-
spielsweise um Wertschöpfung, Ergeb-
nisse, Strategien und Innovation. Diese
Inhalte werden anhand von Fallbeispie-
len vermittelt und erarbeitet. Die The-
men der Veranstaltungen sind vielfältig:
Unter dem Titel „How Do Analysts Value
Wacker?“ referiert etwa der Leiter von In-
vestor Relations über die Analystensicht
auf das Unternehmen. Oder es gibt einen
Vortrag des Chief Compliance Officer
und eine gemeinsame Diskussionsrun-
de mit einem Professor der praktischen
Philosophie zum Thema „Ethische Kon-
flikte“ – zwischen unternehmerischer
Wertschöpfung einerseits und ethischer
Werthaltung andererseits. In der Einheit
„From Transformation Need to Innovati-
on Strength“ werden verschiedene Inno-
vationsansätze diskutiert und auf ihre
Eignung für unterschiedliche Wacker-
Geschäftsfelder hin überprüft.
Interne Referenten mit Praxisbezug
In den Monaten zwischen den Modulen
wird ergänzend mittels eines Online-
Fragebogens das Selbst- und Fremdbild
der Teilnehmer erhoben. Comteam führt
zu den Ergebnissen begleitend ein Coa-
ching aller Teilnehmer durch, da sie als
Trainingspartner für die Module 1 und 4
die Teilnehmer bereits intensiv kennen-
gelernt haben. Für den akademischen
Jedes internationale
Unternehmen muss
sich nicht nur mit der
eigenen Firmenkultur,
sondern zudem auch
mit Kulturen aus aller
Welt beschäftigen.