Seite 20 - personalmagazin_2013_07

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personalmagazin 07 / 13
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titel
_VERGÜTUNG
personalmagazin:
Sie haben bereits 2010 –
direkt nach der Finanzkrise – die Bonus-
zahlungen für Ihre Topmanager gekürzt.
Welche Maßnahmen enthielt die neue
Vergütungsstrategie weiter im Einzelnen?
Dahms:
Die Vergütung in der Commerz-
bank folgt einem klaren Ziel: Wir wollen
unsere Mitarbeiter fair für ihre Leistung
bezahlen. Unser Vergütungssystem
berücksichtigt viele unterschiedliche
Funktionen und bietet maßgeschnei-
derte Lösungen. Denn jeder erwartet zu
Recht, dass seine individuelle Position
und seine Leistung angemessen bezahlt
werden.
Tress:
Die Commerzbank war in der Ver-
gangenheit nicht bekannt dafür, exor-
bitant hohe variable Vergütungen zu
bezahlen. Gleichwohl gab es auch in
der Commerzbank zum Teil sehr vari-
abel ausgerichtete Strukturen. Deshalb
haben wir klare Richtlinien eingezogen
und konkret definiert, wie ein faires
Verhältnis von variabler zu fixer Vergü-
tung aussieht. Dazu haben wir entspre-
chende strukturelle Veränderungen in
der Vergütung umgesetzt.
Unser Ziel war aber auch eine homo-
gene Struktur, die das Risiko des Mitar-
beiters in ein angemessenes Verhältnis
zu seinem Verantwortungsgrad und zu
seiner Rolle setzt. Zudem haben wir die
darüber hinausgehenden Regelungen
der Institutsvergütungsverordnung um-
gesetzt, das heißt unter anderem soge-
nannte „Risk Taker“ identifiziert und
entsprechende Deferal- und Retention­
strukturen aufgesetzt. Und schließlich
haben wir die Vergütungsmodelle und
Strukturen transparent gemacht.
„Dieselben Spielregeln für alle“
INTERVIEW.
Nach großen Verlusten in der Finanzkrise hat die Commerzbank ihre Boni
­radikal gekürzt. Wir fragten nach Erfolg und Belastbarkeit des neuen Vergütungsmodells.
personalmagazin:
Bonuszahlungen für
Bankmanager haben durch die neue EU-
Regelung nun eine feste Grenze gesetzt
bekommen – wie beurteilen Sie diese
Entscheidung?
Stefan Tress:
Wir begrüßen die zügige
Verabschiedung der europäischen Ka-
pitalanforderungsrichtlinie CRD IV, al-
so die Umsetzung der Basel-III-Regeln
in nationales Recht. Die neuen Eigen-
kapital- und Liquiditätsregeln sind der
zentrale Baustein für ein stabiles Finanz-
system. Im Rahmen dieses Regelwerks
werden auch die Vergütungsregeln für
Finanzinstitute angepasst. Vor dem Hin-
tergrund der Finanzmarktkrise war es
für die Politik wichtig, Regelungen zu
schaffen, die mögliche Fehlanreize ver-
meiden. Die Frage nach einer angemes-
senen Vergütung stand hier besonders
im Fokus. Ein Mittel dabei ist sicherlich,
das Verhältnis von Fixgehalt zu variab-
ler Vergütung zu regeln. Ob die derzeit
genannten Begrenzungen die richtigen
sind, wird die Zukunft zeigen.
personalmagazin:
Verlieren Sie dadurch
nicht an Attraktivität als Arbeitgeber?
Tress:
Für die Bankenbranche wie auch
für die Commerzbank ist es eine un-
abdingbare Voraussetzung, ihre Mitar-
beiter marktgerecht zu vergüten. Wir
stehen im Finanzsektor in einem welt-
weiten Wettbewerb um Talente, bei nicht
bankspezifischen Funktionen konkur-
rieren wir auch mit anderen Branchen.
Durch die Festlegung einer fixen Begren-
zung des Verhältnisses des Fixgehalts
zum variablen Vergütungsanteil besteht
natürlich die Gefahr, dass die Finanz-
dienstleistungsbranche an Attraktivität
verliert. Deswegen ist es aus unserer
Sicht essenziell, dass beim „Kampf um
Talente“ dieselben Spielregeln für alle
gelten. Die demografische Entwicklung
in Deutschland verschärft die Notwen-
digkeit weltweit gleicher regulatorischer
Wettbewerbsbedingungen.
Rainer Dahms:
Unabhängig davon ist die
Vergütung und dabei insbesondere die
variable Vergütung jedoch nur ein Be-
standteil für die Attraktivität eines
Arbeitsplatzes. Andere Faktoren wie
Diversity, Work-Life-Balance, Aufstiegs-
möglichkeiten, Internationalität, per-
sönliche Weiterentwicklung et cetera
spielen eine maßgebliche Rolle bei der
Wahl des Arbeitgebers.
Rainer Dahms
ist Bereichsleiter Policies ­
& Rewards Group Human Resources bei der
Commerzbank AG in Frankfurt.