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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an daniela.furkel@personalmagazin.de
gress, auf dem aufsehenerregende poli-
tische Papiere beschlossen werden. Das
passt nicht zu uns. Uns geht es darum,
Klarheit in das Arbeitsrecht zu bringen,
Erfahrungen und „Best Practices“ aus-
zutauschen. Wir wollen den Finger in die
„Wunde“ bei der praktischen Umsetzung
legen, Input geben und bekommen.
personalmagazin:
Mit wie vielen Mitglie-
dern planen Sie für den Verband?
Zumkeller:
Wir rechnen damit, dass der
BVAU nach den ersten zwölf Monaten,
also im Mai 2014, annähernd 300 Mit-
glieder hat.
personalmagazin:
Sie sind Personaler bei
ABB. Die anderen Präsidiumsmitglieder
bei Unternehmen wie Heidelberger Druck-
maschinen, Clariant, Kion oder Tuifly.
Wie erklärt sich die Zusammensetzung?
Zumkeller:
Es ist richtig, dass die Kollegen,
wie ich auch, zumeist im HR-Bereich tä-
tig sind. Es gibt zwei Philosophien, wo
Arbeitsrecht angesiedelt werden kann:
im Rechtsbereich, mit dem Vorteil einer
von HR unabhängigen Beraterrolle, oder
im Personalbereich, mit der Chance, in
Überlegungen viel früher eingebunden
zu sein als ein Berater – intern oder ex-
tern. Ich mache keinen Hehl daraus, dass
ich klar im HR-Bereich arbeiten möchte
und mich als Personaler fühle. Wir sehen
uns eher als Gestalter denn als Berater.
So denken auch viele Verbandskollegen.
Ich glaube, unsere Freude am Umgang
mit Menschen, mit all den unterschied-
lichen Stakeholdern, hebt uns stark von
juristischen Kollegen ab und verbindet
uns untereinander.
Für den BVAU ist es aber nicht Voraus-
setzung, dass die Mitglieder im HR-Be-
reich angesiedelt sind. Wohl aber ist es
Voraussetzung, dass es sich um Juristen
handelt, die überwiegend arbeitsrecht-
lich arbeiten und die nachgewiesen ar-
beitsrechtliche Erfahrung mitbringen.
Nur so kann ein fruchtbarer Austausch
auf Augenhöhe gewährleistet werden.
Das Interview führte
Michael Miller.
Gesetz politisch entschieden ist, geht es
ja weiter. Der Gesetzgeber und die Recht-
sprechung lassen uns da häufig im Stich.
Ein schönes Beispiel ist die Entschei-
dung des Bundesarbeitsgerichts, dass
Leiharbeitnehmer bei den Schwellen-
werten mitzuzählen sind. Klar ist: Der
DGB ist dafür, die BDA dagegen – das
ist deren politischer Auftrag und das ist
gut so. Wir fragen aber weiter: Wie ist zu
zählen? Bei allen oder nur bei bestimm-
ten Schwellenwerten? Wir wollen das
nicht einer rechtswissenschaftlichen
oder anwaltlichen Diskussion überlas-
sen, sondern wir wissen als langjährige
Praktiker, dass es dafür ganz einfach ei-
ner praktikablen Lösung bedarf, wenn
politisch einmal – hier durch das Gericht
und nicht den Gesetzgeber – entschie-
den wurde.
personalmagazin:
Und was werden Sie
anders machen als BPM oder DGFP?
Zumkeller:
Beim BPM und bei der DGFP
findet das Thema „Arbeitsrecht“ auf ei-
ner anderen Ebene statt, in anderen For-
maten. Der BPM hat, glauben wir, eine
starke HR-Ausrichtung, bei der Arbeits-
recht aber nicht im Hauptblickwinkel ist.
Bei der DGFP bin ich selbst jahrelang in
der Erfahrungsaustauschgruppe Arbeits-
und Sozialrecht gewesen und empfehle
das gerne weiter. Heute nimmt eine Mit-
arbeiterin von mir daran teil, mit gro­
ßem Gewinn, mit großer Bereicherung
für alle. Aber es ist etwas anderes, alleine
schon durch die Unternehmensmitglied-
schaft. Der BVAU hat dagegen eine indi-
viduelle Mitgliedschaft.
personalmagazin:
Erwarten Sie Gegenwind
von den anderen Verbänden und wie
wollen Sie diesem entgegentreten?
Zumkeller:
Lassen Sie uns das abwarten.
Ich hatte als BUJ-Mitglied die Initiative
ergriffen, eine Fachgruppe Arbeitsrecht
zu etablieren – erfolglos, sodass von
hier aus wohl mit nichts zu rechnen ist.
Ich will auch gerne im BUJ bleiben, der
die Interessen unseres Berufsstands, et-
wa in der Altersversorgung oder beim
Schweigerecht gegenüber demGesetzge-
ber, vertritt. Von den Arbeitgeberverbän-
den, der BDA, aber – vielleicht werden
Sie staunen – auch vom DGB erhoffen
wir uns sehr, dass eine gute Verzah-
nung möglich wird. Schließlich ziehen
wir an einem Strang und letztlich auch
in eine Richtung, wenn es darum geht,
dass Regelungen, Gesetze, Gerichtsent-
scheidungen ordentlich, pragmatisch
und ohne politischen Zwist im Betrieb
umgesetzt werden sollen. Wir wollen
nicht in deren Kernkompetenzen, die Ar-
beits-, Arbeitsmarkt- sowie Tarifpolitik,
eingreifen. Wir wollen – am besten vor
einer Entscheidung – Gehör, wenn es um
die Umsetzbarkeit von Regelungen geht.
personalmagazin:
Wie wollen Sie sich Gehör
verschaffen, sich in gesellschaftliche De-
batten einmischen und Einfluss nehmen?
Zumkeller:
Ein Wahrnehmungsproblem
haben wir nicht, glaube ich. Schon heute
stellen wir fest, dass die Meinung der
Praktiker gefragt ist, sozusagen imNach-
gang zur politischen Entscheidung. Der
Riesenunterschied: Wir sitzen nicht im
Elfenbeinturm. Wir sind meist nicht die
obersten Entscheider, aber wir sind es,
die um die Probleme bei der Umsetzung
imBetrieb wissen. Wer sich da auskennt,
das sind – ganz unbescheiden – wir. Das
werden wir einbringen. An allen Stellen,
an denen wir die Möglichkeit haben: in
den sozialpolitischen Verbänden, in der
Diskussion mit der Wissenschaft, der Le-
gislative und Judikative.
personalmagazin:
Was sind inhaltliche
Punkte, die Sie angehen wollen?
Zumkeller:
Im November wollen wir un-
seren ersten Jahreskongress veranstal-
ten. Lassen Sie sich von den Inhalten
überraschen. Es wird sicher kein Kon-
„Beim BVAU geht es
uns darum, Klarheit
in das Arbeitsrecht zu
bringen, Erfahrungen
sowie ‚Best Practices‘
auszutauschen.“