Seite 10 - personalmagazin_2013_07

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Szene
_verbände
personalmagazin 07 / 13
oder öffentlichkeitswirksamen Ärger
abzuwenden sowie personalpolitische
Grundsätze durchzusetzen. Welche
andere Beschäftigtengruppe im Unter-
nehmen vermittelt denn zwischen so
vielen Stakeholdern, also Unterneh-
mensleitung, Führungskraft, Unterneh-
menskommunikation, Rechtsabteilung,
Steuerbereich, IT, Datenschutz, Betriebs-
rat, Gewerkschaft, Arbeitsgericht und
Mitarbeitern – ich hoffe, ich habe jetzt
niemanden vergessen?
personalmagazin:
Dennoch: Bestehende
Verbände wie DGFP, BPM, BDA oder
der Bundesverband für Unternehmens-
juristen, kurz BUJ, decken das Thema
„Arbeitsrecht“ auch ab. Warum braucht
es da zusätzlich den BVAU?
Zumkeller:
Klar gibt es das Thema „Ar-
beitsrecht“ auch andernorts. Aber der
Fokus ist bei uns ein ganz anderer. Das
haben wir gerade im vergangenen Jahr
festgestellt, wo sich die Mitglieder einer
Xing-Gruppe auch häufiger persönlich
getroffen hatten.
personalmagazin:
Inwiefern ist der Fokus
anders? Worin unterscheiden Sie sich?
Zumkeller:
Die BDA zumBeispiel hat einen
ganz stark richtungspolitischen Fokus:
Was nützt, was schadet der Wirtschaft?
Welche Gesetze sind inhaltlich zu begrü-
ßen oder abzulehnen? Das unterstützen
wir, weil wir insoweit für unsere Un-
ternehmen freilich auch eine klare po-
litische Meinung haben. Viele unserer
Mitglieder sind in der BDA und in den
Arbeitgeberverbänden engagiert. Das ist
fast schon ein Muss. Aber nachdem ein
„Unser Fokus ist ein anderer“
INTERVIEW.
Eine neu gegründete Interessenvertretung für Arbeitsrechtler in Unter-
nehmen erweitert die bestehende Verbandslandschaft. Ihr Präsident erklärt, warum.
personalmagazin:
Ende April haben Sie
den Bundesverband für Arbeitsrechtler
in Unternehmen (BVAU) gegründet. Was
will der BVAU, was bietet er?
Alexander Zumkeller:
Der BVAU ist etwas
Neues: Erfahrungsaustausch auf ho-
hem Niveau, was das Arbeitsrecht an
sich wie auch dessen Umsetzung in der
betrieblichen Praxis betrifft. Es sind
ausschließlich arbeitsrechtlich enorm er-
fahrene Kollegen dabei, die zumeist im
Personalbereich angesiedelt sind – und
das branchenübergreifend. Wenn wir
über ein Thema diskutieren, wissen wir
ganz genau um die arbeitsrechtlichen,
aber auch um die personalpolitischen
Umstände. An erster Stelle steht für uns
daher das Netzwerken, der Erfahrungs-
austausch auf Augenhöhe, das Setzen
interessanter Impulse. Es ist ungemein
wichtig, über den eigenen Tellerrand zu
sehen: Wie macht das ein Kollege in der
Region, in oder außerhalb der Branche?
Was sind „Best Practices“ oder Lösungs-
ansätze, ohne das Rad neu zu erfinden?
Der Unternehmensarbeitsrechtler unter-
scheidet sich vom Anwalt oder vom Wis-
senschaftler dadurch, dass er sich gerade
nicht zuerst fragt: Muss ich das rechtlich
machen? Vielmehr stellt er sich die Frage:
Wie kann ich das rechtssicher machen,
um die Stakeholder einzubinden? Die
Antwort bedarf viel Erfahrung und auch
den kollegialen, vertraulichen Austausch.
personalmagazin:
Warum müssen sich
gerade Arbeitsrechtler in einem eigenen
Verband organisieren? Glauben Sie,
dass deren Stellung im Unternehmen zu
schwach ist?
Zumkeller:
Entstanden sind wir quasi
„aus uns heraus“. Zu Beginn bestanden
persönliche Kontakte, die dann in einer
Xing-Gruppe verstärkt wurden. Zuletzt
war es ein echter, aus den Mitgliedern
der Gruppe gewachsener Bedarf nach
einer Interessenvertretung, nachdem
wir gesehen haben, dass es bislang kei-
ne Heimat für uns gibt. Ich glaube, der
Antrieb entwickelte sich gerade aus dem
Bewusstsein einer starken Stellung im
Unternehmen. Denn häufig sind wir in
der Reihenfolge zwar nicht die ersten,
die gefragt werden, aber unser Wort
zählt: sei es, wenn es darum geht, fi-
nanzielle Risiken, betriebspolitischen
Alexander R. Zumkeller
ist erster
Präsident des BVAU. Er ist Leiter des Be-
reichs HR Policies, Rewards & Benefits der
deutschen ABB, inklusive Arbeitsrecht und
Arbeitnehmerbeziehungen.