Seite 50 - personalmagazin_2013_08

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spezial
_auslandsentsendung
Z
eit und Geld sind wie so oft die
treibenden Faktoren, die auch
die Entsendepraxis der meis-
ten international tätigen Unter-
nehmen prägen – und immer steht von
beidem zu wenig zur Verfügung. Zu oft
fällt die Entscheidung für eine Entsen-
dung kurzfristig, sodass die Zeit für die
nötigsten Anträge und Formalitäten, die
Vertragsausgestaltung und individu-
elle Absprachen eng wird. Persönliche
Bedürfnisse und Fragen im Detail mit
Von
Georg A. Pflüger
und
Ilonka Sposato
der begleitenden Familie abzuklären,
ist im engen Zeitplan schlichtweg nicht
mehr unterzubringen. Doch es zahlt sich
doppelt aus, den Fokus im Vorfeld der
Entsendung auf die Familien zu rücken
und familiäre Herausforderungen des
zu entsendenden Mitarbeiters rechtzei-
tig anzusprechen. Dies belegen Studien
wie der jährliche Brookfield-Report „Glo-
bal Relocation Trends“, „A Global Talent
Mobility Study“ von Towers Watson oder
auch „Trends in Global Relocation“ von
der Cartus Cooperation. Nach aktuellen
Erhebungen scheitern gut fünf Prozent
aller Entsendungen, weitere sechs Pro-
zent werden vorzeitig beendet. Die größ-
ten Risiken liegen in allen kritischen
Phasen bei den familienbezogenen
Themen. Wie die Untersuchungen von
Cartus und Brookfield zeigen, nimmt
mindestens die Hälfte aller Expats Part-
ner und Kinder mit ins Ausland. Mit
91 Prozent birgt die mangelnde Akkli-
matisierung der Familie im Gastland
das höchste Risiko eines vorzeitigen
Abbruchs. Es folgen mit 89 Prozent die
Bildungschancen der Kinder im Ausland
und mit 83 Prozent die Ablehnung des
Partners gegen den Einsatzort.
Die Kosten einer fehlgeschlagenen
Entsendung belaufen sich etwa auf das
vierfache Jahresgehalt des betreffenden
Mitarbeiters. Daneben sind weitere
Schäden durch ineffektive Arbeit vor
Ort, verzögerte Arbeitsprozesse, ent-
gangene Geschäftschancen oder zukünf-
tig erschwerte Geschäftsbeziehungen
ebenfalls einzubeziehen.
Die frühzeitige und proaktive Berück-
sichtigung von familiären Belangen ist
somit keine freundliche Zugabe oder
eine Frage des Wohlwollens, sondern
ein wichtiges Instrument der Personal-
politik, welches maßgeblich zum Erfolg
eines Auslandseinsatzes beiträgt. Doch
nur drei Prozent der Unternehmen se-
hen die Unzufriedenheit des mit ausrei-
senden Partners und nur ein Prozent die
Sorge um die Ausbildung der Kinder als
eine kritische Herausforderung im Ent-
sendungsmanagement an. Das Privatle-
ben wird in den Entsendungsgesprächen
oft nicht oder nur am Rande angespro-
chen. Erschwerend kommt hinzu, dass
Erfolgsfaktor Familienglück
tipp.
Eine angemessene Schulbildung der Kinder von Expatriates ist in vielen Ent-
sendestaaten schwierig. Fernschulen können eine sinnvolle Alternative darstellen.
Auch die Schulkinderbeförderung im Ausland
entspricht nicht immer dem deutschen Sicher-
heitsbedürfnis. Dann sind Alternativen gefragt.
© Pius Lee, shutterstock