03 / 13 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
individuelles Anschreiben. „Das Unter-
nehmen entscheidet selbst, wie viele in-
dividuelle Daten es beim ersten Kontakt
haben möchte“, so Schultejans.
Unterschiede zeigen sich im Detail
Auch das internationale Business-Netz-
werk LinkedIn bietet eine solche Schnitt-
stellenfunktion an – sogar schon seit
2011. LinkedIn zählt derzeit gut 200 Mil-
lionen Mitglieder weltweit, in Deutsch-
land, Österreich und der Schweiz sind
es über drei Millionen. Folgende Soft-
warelösungen bieten die automatische
Übertragung von LinkedIn-Profildaten
an: die Bewerbermanagementsoftware
von Haufe.umantis, HR4You und Milch &
Zucker sowie die Lösungen von Bullhorn,
Jobscience, Jobvite, Kenexa, Lumesse, Ta-
leo und Smartrecruiters. Bei der in den
USA üblichen Bewerbermanagement-
software geht es in erster Linie darum,
Bewerberdaten aus Jobbörsen und an-
deren Portalen zu extrahieren. Sie sind
deshalb nicht unbedingt vergleichbar
mit den in Deutschland gängigen Bewer-
bermanagementsystemen.
Unterschiede zwischen den einzelnen
Softwarelösungen zeigen sich im Detail.
„Nicht alle Systeme ermöglichen eine
tiefe Integration“, erklärt Thomas Heger,
Talent-Solutions-Experte bei LinkedIn.
Als Beispiel für ein System, das ausführ-
liche LinkedIn-Daten übernehmen kann,
nennt er Taleo. Hier können Bewerber
entscheiden, ob sie ihre Profildaten ins
Online-Formular eines Arbeitgebers ein-
fließen lassen. Sie können Korrekturen
vornehmen, dann alles freigeben und
absenden. „Zusätzlich kann der Recrui-
ter in einem zweiten Fenster das Bewer-
berprofil auf LinkedIn öffnen und sehen,
ob sich seit der Übernahme der Daten
etwas im Profil geändert hat“, sagt Tho-
mas Heger.
Schöner Zusatznutzen: Personaler, die
eine LinkedIn-Recruiter-Mitgliedschaft
haben und dort aktiv nach potenziellen
Mitarbeitern suchen, bekommen Profile,
die bereits in ihrem System vorhanden
sind, besonders hervorgehoben. Auf die-
se Weise wird vermieden, dass sie Kan-
didaten doppelt ansprechen.
Eine ganz andere Methode, die eine
weniger tiefe Verknüpfung vorsieht: Un-
ternehmen können auf ihren Stellenan-
zeigen in den Netzwerken einen Button
„Link zu meinem Xing-Profil versenden“
oder „Apply with LinkedIn“ integrie-
ren. Damit erhalten die Kandidaten die
Möglichkeit, ihr Interesse an der ausge-
schriebenen Stelle zu bekunden, ohne
gleich eine Bewerbung abzusenden.
Über das Netzwerkprofil bekommt der
Recruiter einen ersten Eindruck vom
Kandidaten. Wenn alles passt, kann er
ihn auffordern, eine ausführliche Bewer-
bung abzugeben. Die Arbeit für das Aus-
füllen des Online-Formulars fällt dann
zwar immer noch an – aber erst zu dem
Zeitpunkt, wenn die Aussichten auf eine
Einstellung gut sind.
Reibungslos im Praxiseinsatz
Zurück zu Fresenius. Der Gesundheits-
konzern ist sehr zufrieden mit der Lö-
sung, für die er sich entschieden hat.
Über 500 Bewerber haben die Schnitt-
stellenfunktion seit der Einführung ge-
nutzt – offenbar ohne Probleme. „Wenn
im Bewerbungsprozess etwas nicht
funktioniert, rufen uns die Bewerber
sofort an oder schicken E-Mails. Bei der
Xing-Schnittstelle gab es bislang noch
keine einzige negative Rückmeldung“,
erklärt Thomas Heelein. Die Recruiter
im Unternehmen sehen gar nicht, ob die
Bewerbung über die Xing-Schnittstelle
zustande kam oder ob ein Bewerber sei-
ne Daten händisch eingegeben hat. Für
sie blieb alles beim Alten. „Wir haben
mit dieser Funktion etwas realisiert,
was nicht auf unserer Seite Arbeit spart,
sondern was den Bewerbern hilft, etwas
Zeit einzusparen“, erklärt er.
Fresenius-Personalchef Markus Olbert
kann sich vorstellen, dass mit dieser Ent-
wicklung noch nicht das Ende der Neue-
rungen im Bewerbungsprozess erreicht
ist. „Wenn man den Trend zur mobilen
Internetnutzung und der sozialen Me-
dien verfolgt, ist es durchaus denkbar,
dass Bewerbungen künftig über andere
Kanäle wie Videos, aber auch über andere
Hardware wie mobile Endgeräte erfolgen.
Wir werden sicherlich noch einige inte-
ressante Entwicklungen sehen.“
Um effiziente Prozesse geht es bei Fresenius nicht nur in der Produktion, sondern auch
in der Rekrutierung. Bewerber müssen ihre Daten nicht mehr per Hand eintippen.
55
© Fresenius SE & Co. KGaA