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Organisation
_HR-Methoden
personalmagazin 04 / 13
S
teve Jobs war ein Visionär und
begnadeter Geschäftsmann. Er
machte aus einer Garagenfirma
eines der weltweit führenden
Technologieunternehmen, wurde aus
der Führung gedrängt und brachte Apple
nach seiner Rückkehr aus der zeitweisen
Versenkung wieder an die Spitze. Er war
aber auch berüchtigt, weil sein Führungs-
stil als tyrannisch und launenhaft galt.
Auch nach seinem Tod ist die Person
Jobs und damit die Apple-Management-
philosophie in aller Munde. „Was können
wir von dem Mann lernen?“, fragten sich
Manager, Coaches, Kundenserviceleiter
und die Chefs von Innovations- und Ent-
wicklungsabteilungen. Dass diepositiven
Effekte von Jobs‘ Managementprinzipien
auch in den Personalabteilungen größe-
re Diskussionen ausgelöst hätten, ist in-
des nicht bekannt. Zunächst lässt auch
die Personalführung von Jobs wenig
Potenzial zur Nachahmung oder gar In-
spiration vermuten, von seinem Gespür
für besondere Talente und Spitzenkräfte
mal abgesehen.
Es geht jedoch nicht um die schöp-
ferische oder zerstörende Kraft des
charismatischen Steve Jobs, der seine
Mitarbeiterschaft mit seinem Perfektio-
nismus und seinem eigenen Realitäts-
sinn schier in den Wahnsinn trieb. Es
geht vielmehr um die Anwendung von
Steve Jobs‘ Managementphilosophie, al-
so seines Verständnisses von Produkten
und Serviceorientierung, auf das Perso-
nalmanagement in Unternehmen. Bei
einem solchen Gedankenspiel wären
Von
Fred Marchlewski
und
Ilka Stollberg
die Führungskräfte und Mitarbeiter die
Nutzer, die Produkte wiederum wären
Personalmanagementleistungen wie Re-
cruiting, Talentmanagement und Lear-
ning. Jobs-Biograph Walter Isaacsen hat
im „Harvard Business Manager“ (05/12)
14 Managementprinzipien von Jobs zu-
sammengefasst. Einige Punkte sind da-
bei für den Personalbereich relevant.
Verantwortung übernehmen,
positive Erfahrungen ermöglichen
Apple zeichnet sich durch eine ganzheit-
liche Serviceorientierung aus, die alle
Kanäle und alle Produkte umfasst. Der
Nutzer soll ab Betreten der Apple-Stores
über die Inbetriebnahme der Produk-
te bis hin zur täglichen Nutzung eine
durchgängige und positive Erfahrung
haben. Jedes einzelne Gerät wie iPod
und Macbook sind nahtlos aufeinander
abgestimmt. Die Qualität der Produkte
ist das oberste Gebot.
Das Personalmanagement eines Un-
ternehmens sollte analog dazu die Ge-
samtverantwortung für die Erfahrungen
und Erlebnisse der Mitarbeiter im Unter-
nehmen übernehmen. Dies würde eine
Abkehr vom klassischen Ulrich-Modell
als Organisationsform der Wahl und die
Einführung einer an der „Talent Supply
Chain“ orientierten Organisationsform
bedeuten, die den reibungslosen Über-
gang der Personalmanagementprozesse
sicherstellt. Ganzheitliche, durch das
Personalmanagement gesteuerte Work-
Personalarbeit à la Steve Jobs
STANDPUNKT.
Er galt als einer der besten Unternehmer der Welt, aber auch als tyran-
nisch und launenhaft. Welche Prinzipien des Ex-Apple-Chefs kann HR übernehmen?
Das Serviceverständnis von
Steve Jobs kann der HR-Arbeit
neue Impulse geben.