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Management
_Führung
Führen mit Kick
ANALYSE.
Jürgen Klopp wurde als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Was er bei der
Teamführung im Fußball richtig macht, ist auch lehrreich für andere Führungskräfte.
ID
ie Schale geht nach Dortmund.
Nicht nur die Fans des Fußball-
vereins Borussia Dortmund,
sondern auch das gesamte
Team des BVB sind begeistert. Trainer
Jürgen Klopp ist es nicht nur gelungen,
den Titel zu holen, sondern auch, ein
Team von jungen, maximal motivierten
Spielern aufzubauen. Welcher Manager
hätte nicht gerne so ein erfolgreiches
Team? Damit stellt sich auch die Frage,
was Führungskräfte aus der deutschen
Wirtschaft von erfolgreichen Fußballtrai-
nern wie Jürgen Klopp lernen können.
Sechs Erfolgsfaktoren
Wie hat es Klopp geschafft, den BVB
Dortmund zur Meisterschaft zu führen?
Aus unseren empirischen Studien an
der TU Dortmund haben sich insgesamt
sechs Aspekte erfolgreichen Führungs-
verhaltens herauskristallisiert, die auch
für Führungskräfte in Wirtschaftsunter-
nehmen entscheidend sind.
Der erste Aspekt heißt: Visionen auf-
zeigen! Sowohl im Profifußball als auch
in Wirtschaftsunternehmen werden die
Arbeitsprozesse und Aufgaben immer
Von
Jens Rowold, Lars Borgmann,
Carolin Abrell-Vogel
und
Susanna Krisor
komplexer. Alle Beteiligten müssen in
der Lage sein, unter hoher Unsicher-
heit selbstständig zu entscheiden. Gut
ausgearbeitete Pläne und Ziele helfen
da nur sehr bedingt – effektiver ist ei-
ne emotional gefärbte, positive Vision
der Zukunft. „Yes, we can!“ konnte im
US-amerikanischen Wahlkampf enorme
Emotionen bei den Wählern freisetzen.
Ähnlich visionäre Aussagen nutzen er-
folgreiche Führungskräfte, um auf ein-
fache Art undWeise direkt an die Herzen
– und damit an die stärkste Motivations-
quelle – der Mitarbeiter zu appellieren.
Entscheidend ist, dass die Vision glaub-
haft, authentisch und kommunikativ
hochwertig rübergebracht wird.
Jürgen Klopp sagte dazu über sich
selbst in einem Interview für das Maga-
zin „Impulse“ im Jahr 2010: „Ich bin kein
schlechter Geschichtenerzähler und kann
Zusammenhänge so formulieren, dass
mein Gegenüber einsieht: Es lohnt sich,
es gemeinsam anzugehen. Du findest täg-
lich Dinge, die beispielgebend sind. Und
die musst du in die Köpfe transportieren.
Menschen können viel erreichen, wenn
sie sich mit Haut und Haaren auf etwas
einlassen.“
Vision reduziert Unsicherheit
Eine Vision reduziert die oft vorhandene
Unsicherheit und gibt eine klare Rich-
tung vor, in die alle Energien gebündelt
gelenkt werden. Auch Mirko Slomka, Fuß-
balltrainer bei Hannover 96, beschrieb in
einem Interview mit Stefan Moser 2011
die Wirkung der Vision, als er von der ge-
meinsamen Überzeugung seiner Mann-
schaft sprach: „Ich halte es für wesent-
lich, dass Trainer und Mannschaft eine
gemeinsame Vorstellung davon haben,
wie sie spielen und auftreten möchten.
Dafür muss ich die Spieler überzeugen
und mich auch auf ihre Ansichten einlas-
sen können. Und daraus entwickelt sich
dann eine gemeinsame Überzeugung
oder auch Taktik.“
Die Erfahrung zeigt, dass fast alle Füh-
rungskräfte in der Lage sind, für sich
selbst und die geführten Mitarbeiter eine
Vision zu formulieren. Dazu ist eine pro-
fessionelle Unterstützung, etwa in Form
von Coaching oder Trainings, wichtig.
Zwar bedeutet das Formulieren und Kom-
munizieren einer Vision zunächst, Zeit
zu investieren. Verschiedenste Studien,
die weltweit durchgeführt wurden, bele-
gen jedoch die mittel- und längerfristige
Leistungsförderung durch Visionen.
Die Führungskraft muss Vorbild sein
Der zweite Erfolgsfaktor guter Führung
ist die Vorbildfunktion. Führungskräfte
sind immer auf dem Präsentierteller.
Mitarbeiter wollen direkt erfahren, wer
sie führt und welche Motive hinter dem
Handeln stehen. Zusätzlich lernen Mit-
arbeiter durch direkte Beobachtung von
ihrer Führungskraft – oft unbewusst.
Wenn der Mitarbeiter zum Beispiel un-
ethisches Verhalten bei der Führungs-
kraft sieht oder auch nur vermutet,
steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der
Mitarbeiter längerfristig ebenfalls un-
ethisches Verhalten zeigen wird. Dieses
Lernen am Modell ist durch die Lernfor-
schung seit Jahrzehnten gut bestätigt.
Es impliziert für Führungskräfte, sich
ihrer Vorbildfunktion bewusst zu wer-
Übersicht
Leitsätze und Instrumente für das
Gestaltungsfeld Führung (HI1726991)
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