Seite 14 - personalmagazin_2013_04

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personalmagazin 04 / 13
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Titel
_
frauenförderung
D
ie Nachricht ging durch al-
le Medien: Die neue Yahoo-
Chefin Marissa Mayer schafft
das Homeoffice ab und führt
in ihrem Unternehmen wieder die Prä-
senzpflicht ein – und das in einer Zeit,
in der alle Welt nur noch von Flexibili-
sierung der Arbeit redet, um insbeson-
dere Frauen eine bessere Vereinbarkeit
von Beruf und Familie zu ermöglichen.
Es kommt nicht häufig vor, dass es ein
solches Personalmanagement-Thema in
die Tagespresse schafft ‑ und dann auch
noch so viel Aufmerksamkeit erlangt.
Von
Melanie Rößler
(Red.)
Tags darauf erschien in nahezu jeder
großen Tageszeitung ein Kommentar.
Der Tenor überraschte: Anwesenheits-
pflicht – warum eigentlich nicht? Sind
geregelte Arbeitszeiten und eine klare
Trennung zwischen Arbeit und Freizeit
nicht viel vorteilhafter für Mütter?
Die Personalchefin des Konkurrenten
Microsoft, Brigitte Hirl-Höfer, äußerte
sich dagegen gegenüber dem „Karriere-
Spiegel“ dezidiert ablehnend: „Yahoo
stellt sich dadurch ins Abseits“, so ihre
Einschätzung in einem Interview.
Für beide Sichtweisen gibt es gute Ar-
gumente. Welcher Weg der richtige ist,
lässt sich pauschal auch nicht einfach
Frauen: Bewegung!
überblick.
Beim Thema Frauenförderung wird viel geredet, aber wenig getan.
Die Zeit ist reif, dass auch in der Praxis endlich Bewegung in die Sache kommt.
Mittelstand
Sehr große Bedeutung
Deutliche Unterschiede: Die Hälfte der Großunternehmen, aber nur ein Drittel der Mittel-
ständler messen dem Thema Frauenförderung eine große bis sehr große Bedeutung zu.
Quelle: Hays-HR-Report 2012/2013
Stellenwert von Frauenförderung
Großunternehmen Angaben in Prozent
Große Bedeutung
Mittlere Bedeutung
Geringe Bedeutung
Gar keine Bedeutung
Keine Angabe
9
17
22
33
24
22
15
11
23
13
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5
beantworten. Wichtig ist aber, dass die
Debatte das Thema, das originär auch
die Frauenfreundlichkeit von Unterneh-
men betrifft, wieder auf die Praxisebe-
ne hebt. Insofern ist zu hoffen, dass die
Aufregung nicht gleich wieder verhallt,
sondern insbesondere für Personaler ein
Anstoß ist, die eigenen Instrumente zu
überdenken und neue Lösungen anzuge-
hen. Es wird nämlich Zeit, dass endlich
in der Praxis Bewegung in die Frauenför-
derung kommt.
Stillstand überwinden
Knapp drei Jahre ist es her, seit das Per-
sonalmagazin das Thema zum letzten
Mal auf dem Titel hatte (Ausgabe 6/2010:
„Frauenquote? Quotenfrauen?“). Seiner-
zeit hatte Thomas Sattelberger, damals
noch Personalvorstand der Telekom,
nicht nur in der Fachwelt für Furore ge-
sorgt, als er bekannt gab, dass sich die
Telekom freiwillig zu einer Erhöhung
der Frauenquote in oberen und mittle-
ren Managementpositionen bis 2015 von
zwölf auf dreißig Prozent verpflichten
wolle. Seither ist wenig geschehen. Nur
wenige Unternehmen sind dem Beispiel
der Telekom gefolgt. Und das aktuelle
DIW-Managerinnen-Barometer liefert
traurige Zahlen: In den 200 umsatzstärk-
sten deutschen Unternehmen sitzen nur
vier Prozent Frauen in den Vorständen.
Das ist gerade einmal ein Prozentpunkt
mehr als im Vorjahr.
Auf der Ebene der Politik herrscht
erst recht Stillstand. Ein halbes Jahr
ist es nun bereits her, dass EU-Justiz-
kommissarin Viviane Reding ihren Ge-
setzentwurf für eine EU-Richtlinie zur