Seite 15 - personalmagazin_2012_03

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TITEL
BURNOUT
platzieren wollen, müssen wir sicher-
stellen, dass die Rahmenbedingungen
attraktiv und gesund sind“, erläutert
Thomas Teetz, Verantwortlicher für Em-
ployer Branding. Zunächst analysierte er
die internen Arbeitsbedingungen, bevor
sie Gegenstand der Arbeitgeberwerbung
wurden. Die Bereitstellung der Angebote
spezifisch für die jeweilige Zielgruppe er-
folgt bundesweit von 130 Betriebsärzten,
120 Fachkräften für Arbeitssicherheit
und 50 systemisch ausgebildeten Exper-
ten. Zusätzlich wird das „Kümmern um
Gesundheit“ als elementare Führungs-
aufgabe betrachtet. Daher wurden die
Ergebnisse der Befragung im Jahr 2010
nicht nur allen Führungskräften zurück-
gespiegelt, sondern es war auch deren
Verantwortung, die Arbeitssituation ih-
rer Mitarbeiter zu verbessern.
Kompetent und gesund führen
Eine Analyse dient nicht nur dazu, die
aktuelle Situation realistisch einzuschät-
zen, sie kann zudem Führungskräfte
sensibilisieren. Denn sie haben einen
zentralen Einfluss auf die psychische
Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Laut
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin verursachen zu 30 Pro-
zent Führungsstil und Kommunikation
die arbeitsbedingten psychischen Be-
lastungen. Daher sind Führungskräfte
systematisch für deren Einfluss auf die
psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter
zu sensibilisieren. Ein effektiver Weg ist
es, Führungskräften die Ergebnisse der
Analyse zur psychischen Gesundheit zu-
rückzuspiegeln und so dringliche Verän-
derungen aufzuzeigen.
Als weiterer Schritt ist die Führungs-
kompetenz im Umgang mit psychischer
Gesundheit zu stärken und zu qualifizie-
ren. Führungskräfte müssen wissen, wie
sie das Thema „Mitarbeitergesundheit“
angehen können, und welche Rolle sie
selbst dabei spielen. Wesentlich ist die
Einsicht, dass Führungskräfte, gerade
im mittleren Management, oft selbst
unter psychischem Druck leiden und
diesen unbewusst an Mitarbeiter weiter-
geben. Führungskräfte müssen daher
die Anzeichen von Stress, Überlastung
oder Burnout kennen und gegebenen-
falls bei sich selbst früh wahrnehmen.
Zunächst sind daher Maßnahmen, die
die Gesundheit, Leidenschaft und Selbst-
führungskompetenz der Führungskräfte
betreffen, besonders wichtig. Nur wenn
Führungskräftebewusst undkonsequent
mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen,
können sie glaubhaft und wirkungsvoll
bei ihren Mitarbeitern die psychische
Gesundheit fördern.
Eine kompetente Führung beinhaltet
auch, psychische Belastung bei Mitarbei-
tern früh zu erkennen. Zudem müssen
Führungskräfte lernen, dies mit den
Mitarbeitern zu besprechen und sie zu
unterstützen. Dabei geht es nicht nur um
die Kompetenz der Führungskraft. Viel-
mehr ist ein Umfeld zu schaffen, indem
etwa Tabus, die sich auf Überforderung
beziehen, überwunden werden oder eine
Kultur hin zu einem offenen Umgang mit
Überlastung und Grenzen der Belastbar-
keit entwickelt wird. Gesunde Führung
zu fördern, ist im Idealfall auch für das
obereManagement ein Standardbestand-
teil der Führungskräfteentwicklung.
Bei Unilever nahmen zum Beispiel
2010 alle Führungskräfte an einem
eineinhalbtägigen Workshop „We care“
teil. Die Besonderheit war, dass die ge-