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BURNOUT
Den Fokus auf die Psyche richten
TOOLS. Beschäftigte kämpfen zunehmend mit psychischen Belastungen wie
Burnout. Vier Maßnahmen für Unternehmen, um systematisch vorzubeugen.
Am Ende völlig ausgebrannt: Betriebe sollten auch bedenken, wie es ihren Leuten innerlich geht.
durchschnittlich 20 Prozent geringere
emotionale Bindung, während die emoti-
onale Erschöpfung um durchschnittlich
70 Prozent und die Kündigungsabsicht
um 280 Prozent erhöht sind. Auch
andere Studien des IFPM zeigen die
Dringlichkeit eines betrieblichen Ge-
sundheitsmanagements mit Schwer-
punkt auf der psychischen Gesundheit.
Folgende Maßnahmen können – ganz-
heitlich etabliert – die psychische Bela-
stung von Mitarbeitern reduzieren.
Psychische Belastung analysieren
Zunächst ist der Stand im Unternehmen
zu identifizieren. Durch eine fundierte
Analyse gewinnen Betriebe ein Bild der
Situation, das zeigt, wo sie ansetzen
müssen (lesen Sie dazu das Beispiel auf
Seite 16). Dafür sollten einerseits harte
Faktoren wie Fehlzeiten, Fluktuation,
Produktivität, aber auchweiche Faktoren
wie Mitarbeiterengagement, emotionale
Befindlichkeit und Bindung an das Un-
ternehmen ermittelt werden. Gerade
verdeckte Indikatoren für Belastungen
und frühe Anzeichen von psychischen
Krankheiten sowie etwaige Ursachen im
Arbeitsumfeld gilt es zu erkennen, um
gezielte Maßnahmen einzuleiten.
Die Deutsche Telekom erkannte die
Relevanz des Themas und legte 2010
den Fokus der konzernweiten Mitarbei-
terbefragung darauf. Mit über 50 Fra-
gen wurde das Thema psychische und
körperliche Gesundheit analysiert, um
mögliche Risiken in der Arbeitssituati-
on rechtzeitig zu erkennen und Gegen-
maßnahmen einzuleiten. „Wenn wir uns
als attraktiver Arbeitgeber glaubwürdig
Von
Heike Bruch
und
Leonie Spalckhaver
© BOGDAN WANKOWICZ / SHUTTERSTOCK .COM
reits 47,1 Tage. Eine Studie des Instituts
für Führung und Personalmanagement
(IFPM) der Universität St. Gallen zeigte
2009, dass sich psychische Überlastung
negativ auf die Unternehmensleistung
und Mitarbeiterbindung auswirkt. Haup-
tursache für die zunehmende Bedeutung
psychischer Belastung am Arbeitsplatz
ist, dass immer mehr Unternehmen
in eine Beschleunigungsfalle geraten.
Dabei überhitzen ganze Betriebe, eine
große Anzahl an Mitarbeitern ist über-,
mehrfach- oder dauerbelastet, ganze Un-
ternehmen können so ausbrennen.
Untersuchungen des IFPM zeigen,
dass etwa 50 Prozent der Unternehmen
von der Beschleunigungsfalle betroffen
sind. Zudem empfinden Mitarbeiter von
Unternehmen in der Beschleunigungs-
falle eine um
M
eist haben Unternehmen
bereits ein betriebliches
Gesundheitsmanagement
eingeführt, jedoch häufig
mit dem Fokus auf die körperliche Ge-
sundheit. Psychische Gesundheit wird
meist vernachlässigt oder wenig sys-
tematisch adressiert. In vielen Unter-
nehmen besteht hier Handlungsbedarf.
Denn seit 2004 steigen zum Beispiel
die Krankheitstage mit der Zusatzdia-
gnose Burnout-Syndrom kontinuierlich.
Wurden im Jahr 2004 noch 4,6 Krank-
heitstage je 1.000 Mitarbeiter erfasst, so
waren es 2009 laut BKK Ge-
sundheitsreport be-