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EVIDENZBASIERTES MANAGEMENT
HR managen wie Brad Pitt
DEBATTE. Personalmanager vertrauen häufig auf Intuition statt auf belastbare
Fakten – ein Fehler, den jetzt eine Hollywood-Produktion zum Thema macht.
mit einem Statistiker. Dabei stellt er alles
infrage, was bislang als gesichertes Wis-
sen galt. Er setzt auf verfügbare Daten
und statistische Programme, die als „Sa-
bermetrics“ bekannt werden. Letztlich
rekrutiert er Spieler, die bislang über-
sehen wurden, relativ günstig sind und
dennoch bestimmte Schlüsselqualifika-
tionen besitzen. Dadurch beschert er sei-
nem Team eine einmalige Erfolgsserie.
Der Film beruht auf dem Bestseller
„Moneyball“ aus dem Jahr 2003. Das
Buch wurde vorwiegend in den USA zu
einem Fundament des sogenannten evi-
denzbasierten Managements, nach dem
unternehmerische Entscheidungen auf
belastbaren Fakten statt auf Bauchgefühl
und verbreiteten Meinungen basieren
sollten. Im Personalmanagement plä-
dierten insbesondere Mark Huselid und
Brian Becker in ihrer Veröffentlichung
„Improving Human Resources‘ Analyti-
cal Literacy: Lessons From Moneyball“
von 2005 für mehr analytischen Tief-
gang im Personalmanagement. Der Film
zeigt sehr unterhaltsam, wie der Base-
ballmanager mit messbaren Kennzahlen
erfolgreiche Personalarbeit betreibt.
Nutzung von Eignungsdiagnostik
Der Manager setzt im Gegensatz zu sei-
nen Konkurrenzvereinen nicht mehr auf
das Bauchgefühl der Scouts, sondern
vertraut auf Kennziffern, die statistische
Relevanz haben. „Moneyball“ ist damit
unmittelbar eine Geschichte über Per-
sonalrekrutierung. Auch in der Realität
verwenden Personalmanager nicht im-
mer die Auswahlinstrumente, die nach
den Erkenntnissen der Eignungsdia-
gnostik am besten geeignet sind.
Geschäftsrelevante HR-Kennzahlen
Im Film verwendet Beane nicht nur alte
Kennziffern (getroffene Bälle pro Spie-
ler), sondern stellt sich mit seinem Sta-
tistiker die Frage, was am Ende wirklich
für das Gewinnen eines Baseballspiels
entscheidend ist (insbesondere das Er-
reichen der Base). Er scheut hierbei kei-
nen Aufwand, genau diese Kennzahlen
zu erheben und auswerten zu lassen.
Personalcontroller stehen vor einem
ganz ähnlichen Problem. Oft stehen ih-
nen viele leicht messbare Kennziffern
Von
Heiko Weckmüller
und
Thomas Kiehl
D
er Bewerber verlässt mit dem
Vertrag in der Tasche Ihr Bü-
ro. Die Zeugnisse, das selbst-
bewusste Auftreten, seine
Zukunftsvisionen – all das hat Sie über-
zeugt. Sie haben mit ihm, auch wenn sei-
ne Gehaltsvorstellungen ein wenig Ihr
Budget sprengen, eine gute Wahl getrof-
fen. Da sind Sie sicher, schließlich sind
Sie seit Jahrzehnten im Geschäft.
Hätte der Baseballmanager Billy Bea-
ne, in der aktuellen Hollywood-Produkti-
on „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“
verkörpert durch den Schauspieler Brad
Pitt, die gleiche Entscheidung gefällt?
Die Antwort ist: Vielleicht. Aber er hätte
seine Entscheidung begründen können.
Der Film beruht auf der wahren Ge-
schichte von Billy Beane. Als geschei-
terter Baseballspieler übernimmt er das
Team der Oakland Athletics, das mit fi-
nanziellen Schwierigkeiten kämpft und
gute Spieler immer wieder an besser
zahlende Wettbewerber verliert. Eine
scheinbar aussichtslose Situation. Bea-
ne sucht nach einer innovativen Wett-
bewerbsstrategie und findet diese durch
die konsequente statistische Auswer-
tung der Baseballhistorie, gemeinsam
Im Film „Moneyball“ spielt Brad Pitt einen Baseball-
manager, der Spieler nach statistischen Erkenntnis-
sen rekrutiert. Personaler können davon lernen.
Online
Damit die Eindrücke nicht auf der Ebene einer klassischen Hollywood-Heldenge-
schichte verbleiben, lohnt sich die Diskussion mit Kollegen. Am 19. April um 19 Uhr
im Woki in Bonn bietet sich die Gelegenheit, nach der Filmvorführung mit Hochschul-
lehrern und Praktikern über das Thema zu debattieren.