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PERSONALDIAGNOSTIK
MANAGEMENT
Was zuckt denn da?
EINBLICK. Unbewusste Regungen im Gesicht drücken Emotionen aus, die sich
mit etwas Übung erkennen lassen. Das ist auch in der Personalarbeit nützlich.
Ekel
Angst
Ärger
Verachtung
Traurigkeit
Freude
Überraschung
unsere emotionalen Reaktionen unbe-
wusst und in wenigen Millisekunden.
Aus der Praxis: Angst im Gesicht
Das lässt sich an einem Beispiel aus
meiner Tätigkeit als Coach leicht nach-
vollziehen: Als Kind hat ein Klient bei
bestimmten Rechenaufgaben starke
Angst empfunden, weil sein Vater ihn
bei falschen Lösungen rügte. In seinem
Emotionssystem sind seitdem Rechen-
aufgaben mit Angst verknüpft. Diese
Angst zeigt sich heute für ihn unbewusst
und dennoch ganz deutlich in seinem
Gesicht, wenn es um das Thema Zahlen
geht. Dann ist zum Beispiel das Heben
der Augenbrauen und der oberen Au-
genlider in seinem Gesichtsausdruck
zu beobachten. Als Vertriebsleiter muss
der 45-Jährige aber wichtige Verkaufs-
gespräche führen. In diesen Gesprächen
nehmen seine Geschäftspartner – eben-
falls unbewusst – einen unsicheren
Verkäufer wahr und schreiben diese Un-
sicherheit möglicherweise dem Produkt
statt der Person zu.
Diese und andere unterdrückte oder
unbewusste Emotionen hinterlassen
immer für den Bruchteil einer Sekunde
Spuren im Gesicht eines Menschen, so-
genannte „Micro Expressions“. Erforscht
und gefunden hat sie Paul Ekman. Wäh-
rend seiner Forschungsarbeit entdeckte
er, dass der Mensch dazu in der Lage
ist, mehr als 10.000 Gesichtsausdrücke
anzunehmen. „Doch von den unzähligen
Ausdrücken haben nur 3.000 einen emo-
tionalen Sinn, der Rest sind Fratzen“, so
Ekman.
Gleichzeitig fand er heraus, dass der
mimische Ausdruck der sieben Basis-
emotionen – Angst, Überraschung, Är-
ger, Ekel, Verachtung, Traurigkeit und
Freude – über alle Kulturen gleich sind.
Er bewies damit die Theorie von Charles
Darwin zur Mimik als universelle Kör-
persprache, indem er zusammen mit
Wallace Friesen eine objektive Methode
erarbeitete, mit welcher sich kleinste
Gesichtsbewegungen durch die 43 Ge-
sichtsmuskeln messen lassen. Ekman
nennt dies das „Facial Action Coding
Von
Henning Olesen
D
er Mensch ist ein emotionales
Wesen. Emotionen gehören
zu uns, wir brauchen sie wie
die Luft zum Atmen, und sie
bestimmen jeden Augenblick unseres
Handelns. Sie prägen unser alltägliches
Erleben und Verhalten. Sie sind die
Grundlage für Kontakt und soziale Aus-
tauschprozesse mit anderen Personen.
Über unsere Emotionen regulieren wir
zum Beispiel Nähe und Distanz oder Zu-
rückziehen und Annäherung.
Emotionen haben eine deutliche Sig-
nalwirkung. Im Lauf der Evolution und
unseres eigenen Lebens entstand in un-
serem Gehirn ein Emotionssystem, das
jeden einzelnen Emotionsauslöser spei-
chert. Wenn wir zum Beispiel gelernt
haben, uns vor etwas zu fürchten, wird
der Auslöser dafür in unserem Gehirn
gespeichert und künftig automatisch
verknüpft. Dieses Emotionssystem oder,
wie Paul Ekman es nennt, unsere „emo-
tionale Alarmdatenbank“, mobilisiert
© OLESEN