09 / 12 personalmagazin
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auch, weil Basketball seine Passion
ist. Gerade deshalb ist er erfolgreich.
In der Motivationspsychologie
wurde festgestellt, dass die intrin
sische Motivation den weitaus inten
siveren Handlungsantrieb darstellt,
da die eigene Lust am Spiel einen
größeren Teil des individuellen Leis
tungspotenzials freisetzt. Laut Vol
ker Stix, früherer Co-Trainer der
Brose Baskets Bamberg, empfinden
fast alle erfolgreichen Leistungs
sportler Wettkämpfe nicht als Last
oder angsteinflößend, sondern als
freudiges Ereignis.
Analogien zum Personalwesen
Im Personalwesen scheint kein
Platz für Spielereien. Zu groß sind
Leistungsdruck und Erfolgserwar
tungen. Doch angesichts der Er
folgsprämissen des Spitzensports
stellt sich die Frage, ob im Arbeitsall
tag nicht auch ein „Spielraum“ für
die HR-Mitarbeiter einbezogen wer
den kann oder muss. Wenn sie ihr
individuelles Potenzial mit einbrin
gen können, werden sie nicht nur
extrinsisch, sondern auch stärker
intrinsisch motiviert sein.
Spricht man von einer prozen
tualen Partizipation von Spiel- und
Arbeitsanteilen und bezieht auch
andere internale und externale Ein
flussgrößen mit ein, so ist das Agie
ren eines Profibasketballers nicht
als Arbeit oder Spiel zu verstehen,
sondern als eine individuelle Aus
prägungsform von spezifischen
stärkeren oder schwächeren Arbeits-
oder Spielanteilen. Berücksichtigt
man, dass diese Anteile stark von Be
dürfnissen und Zielorientierungen
beeinflusst sind, so entstehen durch
aus subjektiv gefärbte, auf jeden Fall
aber individuell geschnürte Motivati
onspakete. Dies reflektiert auch stets
Basketballbundestrainer Dirk Bauer
mann, denn sein Erfolgsgrundsatz
lautet: „Jeder hat eine Motivations
struktur – etwas, das ihn motiviert,
Leistung zu bringen – aus sich selbst
heraus. Diese Motivationsstruktur
muss ich wecken.“
Führen mit Empathie
Was bedeutet dies für die Realität auf
dem Spielfeld beziehungsweise am
Arbeitsplatz? Der Trainer/die Füh
rungskraft muss gemäß dem Prinzip
der optimalen individuellen Passung
nicht nur die externalen Einflussgrö
ßen reflektieren und gegebenenfalls
relativieren (etwa den Erwartungs
druck reduzieren), sondern die In
tentionalität des Leistungsvollzugs
dem Spieler/Mitarbeiter transparent
machen, damit sich ein intrinsisches
Motivationsgeschehen etablieren
kann. Das verlangt vom Trainer/von
der Führungskraft einen hohen Grad
an Diagnose- und Empathiefähigkeit
sowie eine ausgeprägte Sensitivität
und kommunikative Kompetenz.
Die transferierte Erfolgsformel
im Spitzensport könnte also lauten:
Das Spiel auch im Profibereich ein
Stück weit als Spiel zu bewahren
und es nicht zur bloßen Arbeit oder
zum Zwang werden zu lassen! Das
bedeutet, die Trainingsprozesse so
zu gestalten, dass ein Freiraum für
„spielerisches Miteinander“ und
ein individueller „Handlungs-Spiel-
Raum“ eingeplant werden. Erst dann
entsteht eine leistungsfördernde At
mosphäre. Diese Prämissen gelten in
gleichemMaße für den Arbeitsalltag.
Der Trainer/die Führungskraft
könnte sich folglich bei einem Moti
vationsgespräch, das bewusst einen
Raum für den Spieler/Arbeiter frei
lässt und ein intrinsisches Motiva
tionsgeschehen auslöst, einer wie in
der Übersicht dargestellten Vorge
hensweise befleißigen.
Prof. Dr. Stefan Voll
leitet unter anderem das
Sportzentrum der Univer-
sität Bamberg.
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