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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
meilenweit entfernt sind. Anstelle des-
sen kann echte Semantik viel mehr
leisten: Sie verbessert erheblich die
Treffgenauigkeit, Vollständigkeit und
Relevanz von Suchergebnissen. Das
macht sie auch so interessant für den
Einsatz im HR-Umfeld.
Einsatzmöglichkeiten in HR
Die semantische Suchtechnologie kann
beispielsweise für die Suche in Lebens-
laufdatenbanken eingesetzt werden.
Hier agiert die Technologie wie ein er-
fahrener Personaler. Sie wertet den Le-
benslauf eines Stellensuchenden aus,
indem sie das Profil in Bezug auf Berufs-
erfahrung, Qualifikation, Ausbildung
und Ortsangaben mit den Stellenanfor-
derungen abgleicht.
HR-Verantwortliche können ein Lied
davon singen, wie unterschiedlich ein
und dieselbe Sache sprachlich zum
Ausdruck gebracht werden kann: Ist
beispielsweise eine Justiziar-Stelle im
Unternehmen zu besetzen, verknüpfen
Recruiter die naheliegende Berufsbe-
zeichnung Jurist meist durch Boolesche
Operatoren (aus Suchmaschinen be-
kannte Verknüpfungen) mit Synonymen
oder englischen Begriffen wie As
sessor, Attorney oder Lawyer zu einer
kombinierten Suchanfrage. Um keinen
relevanten Kandidaten zu verpassen,
müssten solche Suchstrings allerdings
auch weniger gängige Job-Titel wie et-
wa Rechtsanwältin für Wirtschaftsrecht,
Barrister oder Syndikus-Anwalt enthal-
ten. Und auch damit wäre Vollständig-
keit noch lange nicht garantiert.
Die Vielfalt der Jobbezeichnungen
Geradezu an ein Lotteriespiel erinnert
die Kandidatensuche manchmal in sehr
jungen, noch kaum etablierten Arbeits-
bereichen. Was ist zum Beispiel einzu-
geben, wenn die Geschäftsleitung einen
Assistenten mit dem Aufgabenschwer-
punkt Nachhaltigkeit sucht? Mitarbei-
ter für Corporate Social Responsibility?
Oder lieber Manager Climate Change
and Sustainability?
Die semantische Suchtechnologie
macht die ständig wachsende Vielfalt
von Jobbezeichnungen durch sogenann-
te Konzepte beherrschbar. Dabei handelt
es sich um ein vernetztes System aus
Konkordanzen (Wörterverzeichnisse),
mit denen Bedeutungsentsprechungen
unterschiedlicher Begriffe für einen
Computer gewissermaßen verständlich
werden. Darüber hinaus werden die-
se Konzepte mit dem jeweiligen Qua-
lifikationsprofil verknüpft. Bei einem
Sales-Mitarbeiter etwa wird das kleine
Einmaleins von CRM und Kundenakqui-
se somit implizit vorausgesetzt. Derglei-
chenmuss bei einer semantischen Suche
nicht mehr extra eingegeben werden.
Wie das Beispiel Nachhaltigkeit zeigt,
können solche Suchkonzepte niemals
den Status des endgültig Fertigen errei-
chen. Sie müssen permanent weiterent-
wickelt werden, denn in vielen Branchen
bringt die Marktdynamik beständig
neue Job- und Aufgabenprofile hervor.
Soweit die Theorie. Doch wie bewährt
sich die semantische Suchtechnologie in
der Praxis? Ein weltweit tätiger Personal-
dienstleister hatte die Lebenslaufdaten-
bank von Monster auf Basis von 6Sense
bereits vor ihrer offiziellen Produktein-
führung getestet und die schnellere, ef-
fizientere Suche und insbesondere die
genaueren Ergebnisse gewürdigt.
Schneller, einfacher, präziser
Mit Recruiting und Jobsuche allein ist
das Potenzial der semantischen Such-
technologie aber noch nicht ausgereizt.
Auch für intelligente Recherchen von
Erfahrungen und Skills innerhalb und
außerhalb eines Unternehmens ist der
Einsatz der Technologie vorstellbar.
Die semantische Suche gilt als zukunftsweisende Technologie für die Suche in Lebens-
lauf-Datenbanken, wird aber in der praktischen Anwendung von den Jobbörsen ganz
unterschiedlich ausgelegt. Das zeigen zwei andere Beispiele.
Stepstone hat 2011 eine Suchtechnologie namens StepMatch auf den Markt gebracht,
die auf einem Autosuggest-Verfahren basiert, das bereits während der Eingabe Vor-
schläge zu Berufsfeldern macht, die in der Jobbörse zu finden sind. Zusätzlich gibt es
eine automatische Rechtschreibkorrektur. Kern von StepMatch ist eine semantische
Technologie, die den inhaltlichen Sinn einer Eingabe versteht und nach verwandten
Begriffen sucht. Gibt ein Kandidat beispielsweise das Suchwort „Vertrieb“ in das Such-
feld ein, erhält er in der Ergebnisliste automatisch auch alle Einträge, die mit dem Wort
„Sales“ verknüpft werden.
Ingenieurkarriere.de, der Online-Stellenmarkt der VDI-Nachrichten, hat vor Kurzem eine
semantische Suche eingeführt, die gemeinsam mit dem Berliner Start-up Ontonym ent-
wickelt wurde. In Handarbeit wurden rund 9.500 Begriffe und Synonyme für Tätigkeiten,
Qualifikationen, Aufgabenbereiche, Funktionen und Berufsbezeichnungen definiert und
verknüpft, damit die Suchmaschine einen eingegebenen Suchbegriff richtig erweitern
kann. Die Software kann nach Anbieterangaben mehr als 43.000 unterschiedliche
Ausdrucks- und Schreibweisen in Bewerberprofilen und Suchanfragen erkennen und
abgleichen.
(dfu)
Unterschiedliche Ansätze
Marktanalyse
Bernd KrafT
ist Vice
President General Manager
CE bei Monster.