Seite 48 - personalmagazin_2012_09

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personalmagazin 09 / 12
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Organisation
_HR-standards
HR-Norm: Chance oder Risiko?
hintergrund.
In den USA ist ein neuer Standard für das Humankapital-Reporting in
Arbeit. Der erste Entwurf hat prompt rege Debatten in den HR-Verbänden ausgelöst.
des dritten Abschnitts im vorliegenden
ANSI-Entwurf: Hier sollen die Gruppen
von Personalstellen, die in die Nachfol-
geplanung einbezogen werden, benannt
werden. Außerdem soll der Anteil der
Stellen, für die ein Nachfolger benannt
ist, und der Anteil der Stellen, die mit
einem internen Nachfolger neu besetzt
wurden, in den Bericht aufgenommen
werden. Der vierte Abschnitt befasst sich
mit der Führungsqualität.
Hier sind die Antworten aus einer
Mitarbeiterbefragung zur Führungs-
qualität als Indexwert zu berichten. Zu-
dem sind Methodik und Durchführung
der Befragung zu erläutern. Das Thema
„Mitarbeiterengagement“ soll im fünften
Abschnitt analog zur Führungsqualität
im Bericht dokumentiert werden. Der
sechste und letzte Abschnitt besteht aus
der Humankapitaldiskussion und -ana-
lyse: Hier sollen die Unternehmen Er-
Von
Friedrich-Carl Saß
W
enn es nach dem vorlie-
genden Entwurf der US-
amerikanischen „Society
for Human Resource Ma-
nagement“ (SHRM) geht, dann wird
Personalarbeit künftig messbar und
vergleichbar. Wie bereits im Personal-
magazin, Ausgabe 1/2012 berichtet,
erarbeitet die SHRM für das American
National Standards Institute (ANSI)
einen Standard für die Personalarbeit
in den USA, die aber auch als Vorbild
außerhalb des amerikanischen Staats
dienen könnte. Zugleich wäre ein AN-
SI-Standard ein erster Meilenstein auf
dem Weg zu einer ISO-Norm.
Werfen wir also einen Blick auf den
nun vorliegenden Entwurf für den
ANSI-Standard. Die vorgesehenen Be-
richtspflichten gliedern sich in sechs
Abschnitte. Der erste Abschnitt besteht
aus den Ausgaben für Humankapital.
Hierunter fallen sowohl Personalaus-
gaben als auch indirekte Kosten des
Personaleinsatzes wie Mieten, Kom-
munikationskosten, IT sowie Perso-
nalersatzausgaben, etwa für externe
Dienstleister, und Daten zur Mitarbei-
terzahl am Ende der Berichtsperiode.
Separat auszuweisen sind Trainings-
investitionen. Der zweite Abschnitt
beschäftigt sich mit der Mitarbeiter-
bindung: Hier sollen die Fluktuation
insgesamt sowie der Anteil der von Mit-
arbeitern ausgehenden Kündigungen,
gegliedert nach Tätigkeitsgruppen der
Mitarbeiter, in den Bericht einfließen.
Die Nachfolgeplanung ist das Thema
personalmagazin:
Welches Feedback hat
der von Ihrer Arbeitsgruppe vorgelegte
Entwurf bisher erhalten?
Laurie Bassie:
Wir haben gerade unsere
erste 45-tägige öffentliche Review-Pe-
riode mit dem Entwurf abgeschlossen.
Wir haben einige Kommentare erhalten,
von Tippfehlern bis zu weitreichenden
Einwänden. Zwei Kommentare haben
wir von Verbänden bekommen, von der
Human Resource Policy Association und
von der American Staff Association, bei-
de mit erheblichen Einwänden und der
Forderung, der Entwurf solle zurückge-
zogen werden. Andererseits gibt es viele
Kommentare, die unserem Anlauf ap-
plaudieren. Die Reaktionen reichen also
über die ganze Bandbreite.
personalmagazin:
Welche Firmen oder
Branchen werden diesen freiwilligen
Standard nutzen?
Bassie:
Die ersten Unternehmen wer­
den in allen Branchen diejenigen sein,
die bisher schon Wettbewerbsvorteile
durch besseres Humankapitalmanage-
ment gewinnen konnten. Sie werden
einen Report erstellen, den sie stolz ver-
öffentlichen können und der ihnen an
den Finanzmärkten nützlich sein wird.
Das wird ein Wettlauf um die Führung.
Der Standard ist freiwillig. Diejenigen,
die ihn zuerst anwenden, werden den
größten Nutzen haben, und das wird
Druck auf andere ausüben, sich mehr
auf bessere Humankapitalpraktiken zu
fokussieren.
„Die menschliche Seite stärken“
Interview
Dr. Laurie Bassi gilt als führende Expertin für wirtschaftlichen Erfolg durch Humankapital-
management. Sie verteidigt den ANSI-Standard gegen Kritiker.