09 / 12 personalmagazin
21
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
re individuellen Stärken und Schwächen
besser kennenlernen und dann systema-
tisch und konzentriert an dem Aufbau
ihrer Führungskompetenzen arbeiten.
Wir setzen aber auch interne Mentoren
ein. Das organisierte Gespräch mit
einem erfahrenen Kollegen bietet un-
seren Führungskräften die Möglichkeit,
im geschützten Rahmen persönliche
Herausforderungen zu besprechen und
gemeinsam die individuell passenden
Lösungswege zu reflektieren“, berichtet
Wiener. In jedem Fall sind individuelle
Maßnahmen für mittelständische Un-
ternehmen besser geeignet als große
Personalentwicklungsprogramme. Um
Letztere kosteneffizient selbst zu entwi-
ckeln, fehlt häufig die kritische Mitarbei-
terzahl, bei zugekauften Programmen
die Passung zu den Gegebenheiten im
eigenen Unternehmen. Helfen kann hier
zumindest eine Ergänzung mit individu-
ellen (Einzel-)Trainings oder Coachings,
die auf die spezifische Situation des je-
weiligen Unternehmens zugeschnitten
werden. Der individuelle Ansatz ermög-
licht häufig auch eine Unterstützung in
Bereichen, die sich erst während der
Maßnahme als Druckpunkt des Teilneh-
mers oder sogar des gesamten Unterneh-
mens herausstellen.
Was passiert, wenn sich eine Füh-
rungskraft auch mit den besten Maß-
nahmen nicht den Anforderungen
entsprechend entwickeln lässt? Bei Eg-
rima wird gerade eine Expertenlaufbahn
konzipiert, die der Führungslaufbahn
gleichgestellt sein wird. „Dies wird auch
zur Folge haben, dass einzelne Füh-
personalmagazin:
In den Interviewgesprä-
chen von Kienbaum beklagen viele der
kleinen Unternehmen, wie schwer es
falle, über eine Arbeitgebermarke
potenzielle Bewerber auf sich auf-
merksam zu machen. Wie kann dieses
Problem gelöst werden?
Armin Trost:
Ich denke, es handelt sich
hier um ein Missverständnis. De facto
haben es mittelständische Unterneh-
men viel einfacher, eine positive Arbeit-
geberpositionierung zu entwickeln: Das
Unternehmen ist viel überschaubarer,
die Vorteile und Entwicklungsmöglich-
keiten für Mitarbeiter klarer erkennbar.
personalmagazin:
Aber gerade die großen
Marken ziehen die Bewerber an – jeder
will zu Porsche, keiner zum Schrauben-
dreher auf der Schwäbischen Alb.
Trost:
Zugegeben, eine Arbeitgebermarke
setzt immer eine Bekanntheit voraus.
Und ein mittelständischer Betrieb kann
selten das Image eines Großunterneh-
mens erreichen. Es ist aber auch nicht
notwendig: Der Mittelständler muss
nicht überall und jedem bekannt sein.
Für ihn ist allein wichtig, dass er in
seiner Branche bekannt ist. Er muss
nicht dem Mann von der Straße dauernd
präsent sein, seine Zielgruppe, also
seine potenziellen Mitarbeiter müssen
ihn kennen und wissen, warum gerade
dieses Unternehmen ein attraktiver Ar-
beitgeber für sie sein könnte.
personalmagazin:
Auch Kampagnen, um
sich einer kleinen Gruppe bekannt zu
machen, sind eine Budgetfrage …
Trost:
Nein, man muss nur darauf ach-
ten, die richtige Kampagne zu machen.
Eine originelle Präsentation in der
Region, gute Zusammenarbeit mit den
Hochschulen, in denen die Bewerber
sitzen, interessante Internetauftritte
mit einem authentischen Arbeitgeber-
„Ein Missverständnis“
Interview
Probleme, eine positive Arbeitgebermarke für Bewerber aufzubauen, sieht Armin Trost
beim Mittelstand nicht. Er meint, der Mittelstand habe oft mehr zu bieten als Große.
Das Interview führte
Katharina Schmitt
.
versprechen – das alles liegt im durch-
aus bezahlbaren Bereich.
personalmagazin:
Sind nicht auch solche
Aktivitäten bei den Großen immer noch
vielversprechender, immer noch bunter?
Trost:
Kleine Unternehmen haben den
Mitarbeitern oft mehr zu bieten als die
großen. Doch genau das müssen sie sa-
gen und endlich nach außen zeigen –
authentisch, zielgruppenrelevant und
differenzierend. Und sie müssen drin-
gend aufhören, langweilige Websites
und ebenso langweilige Stellenanzeigen
wie viele große Unternehmen zu ma-
chen. Große können sich das eher lei-
sten, kleine aber nicht.
Prof. Dr. armin
Trost
lehrt Human Re-
source Management
an der Hochschule
Furtwangen.
„Kleine müssen authentisch und differenzierend auftre-
ten, langweilige Websites können sie sich nicht leisten.“