personalmagazin 09 / 12
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Titel
_pERSONALARBEIT IM mITTELSTAND
lich fixiert und daraus folgend sowohl zur
Beurteilung vorhandener und künftiger
Mitarbeiter genutzt werden kann, ist
hierfür unbedingt zu empfehlen. Egrima
hat gerade ein neues Kompetenzmodell
entwickelt, das die Erwartungen an die
Mitarbeiter ebenso wie die Erwartungen
an die Führungskräfte eindeutig fest-
legt. „Unser Kompetenzmodell enthält
zum ersten Mal auch Wertekategorien,
was wir als sehr werteorientiertes Fami-
lienunternehmen stimmig empfinden“,
erzählt Arenz. Auch Leifheit arbeitet
gerade an der Entwicklung eines Kom-
petenzmodells. Mithilfe von externer
Unterstützung wird ein iterativer Pro-
zess verfolgt, der die Vorstellungen und
Erwartungen der Geschäftsleitung und
der Führungskräfte erhebt und syste-
matisiert. Als Ergebnis einer intensiven
Auseinandersetzung über gewünschte
Verhaltensweisen, wichtige Werte und
entscheidende kulturprägende Aspekte
steht die klare Formulierung der Anfor-
derungen an Mitarbeiter und Führungs-
kräfte.
Viele Mittelständler greifen auf ex-
terne Partner zurück, wenn es um die
Aus- und Weiterbildung ihrer Führungs-
kräfte geht, denn für eigene Personal-
entwicklungsprogramme sind sie häufig
zu klein. Um trotzdem individuelle Lö-
sungen zu erhalten, die auf den eige-
nen Bedarf zugeschnitten sind, rückt
Coaching und Mentoring vermehrt in
den Fokus des Interesses. Cargo Part-
ner setzt auf eine Kombination. „Mithil-
fe eines externen Coaches können vor
allem unsere jungen Führungskräfte ih-
personalmagazin:
Der Mittelstand steht
vor einem Dilemma: Das Wissen ist auf
wenige Köpfe verteilt, doch der Aufbau
einer Wissensorganisation scheint teuer
und aufwendig. Was ist zu tun?
Mart Kivikas
: Ich begegne diesem Problem
häufig. Gerade in kleinen Unterneh-
men ist mächtig, wer Wissen besitzt.
Thema ist: Wie kann ich mit meinem
Humankapital Strukturen so aufbauen,
dass die Arbeitsabläufe effizient sind
und das Wissen um diese Strukturen
weitergegeben werden kann?
personalmagazin:
Und gibt es eine Lösung?
Kivikas:
Wir haben für das Projekt „Zu-
kunft Wissen“ einen Leitfaden ent-
wickelt, um Wissensmanagement
strategieorientiert im Mittelstand einzu-
führen. Dabei zeigt sich, dass mit sehr
einfachen, unaufwendigen Maßnahmen
das Humankapital im Unternehmen
strukturiert werden kann.
personalmagazin:
Also alles kein Problem?
Kivikas
Doch, es gibt ein Problem, das
ist aber nicht der strukturelle Aufbau
eines Wissensmanagements, sondern
der Umgang damit. Mitarbeiter, die be-
fürchten, wegrationalisiert zu werden,
sind natürlich nicht sonderlich moti-
viert, vorher noch ihr gesamtes Wissen
dem Unternehmen zur Verfügung zu
stellen. Deshalb ist auch die Einführung
richtig großer Wissensdatenbanken
– gerade im Mittelstand – bisher fast
immer schiefgegangen. Die Mitarbeiter
waren lediglich Objekte, die dazu be-
nutzt werden sollten, in eine bestehen-
de Lösung ihr Wissen einzugeben – das
haben sie nicht akzeptiert. Solange der
Sinn des Wissensmanagements darin
gesehen wird, mehr Kundennutzen mit
immer weniger Personal zu erzielen, ist
das nicht verwunderlich.
personalmagazin:
Wissensmanagement
hängt vom Willen der Mitarbeiter ab?
Kivikas:
Den Mitarbeitern muss klar
sein, dass das weitergegebene Wissen
für sie selbst oder auch das Unterneh-
men im Ganzen positiv genutzt wird,
„Positiv genutztes Wissen funktioniert“
Interview
Der Aufbau eines strategischen Wissensmanagements fällt im Mittelstand oft schwer. Wir
sprachen darüber mit Mart Kivikas, der Wissensbilanzen in deutschen KMU erstellt.
Das Interview führte
Katharina Schmitt.
dann funktioniert Wissensmanage-
ment. Zudem muss das Unternehmen
vermitteln, was es mit dem Wissen
erreichen will, und die Mitarbeiter müs-
sen darauf vertrauen, dass das Wissen
nicht gegen sie verwendet wird.
personalmagazin:
Trotzdem bleiben struk-
turelle Aufgaben – überfordern diese den
Mittelstand?
Kivikas:
Nein, daran kann Wissensma-
nagement nicht scheitern. Im Wesent-
lichen sind es drei Schritte: Sie müssen
die Wissensmanagementplattform ein-
mal einrichten. Dafür gibt es genügend
IT-Lösungen, die sich gut für Mittel-
ständler eignen und fast oder wirklich
nichts kosten. Zweitens sollte ein ver-
antwortlicher Wissensmanager benannt
sein, der die Plattform pflegt. Und drit-
tens müssen die Mitarbeiter genug Zeit
und am besten konkrete Vorgaben be-
kommen, um die Datenbank zu füllen.
Mart KIVIKAS
Vorstandsvorsitzen-
der Wissenskapital
GmbH und im Kern-
team „Wissensbilanz
made in Germany“