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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
zur optimalen Bereitstellung von HR
Services. Dieser „Multi-Layer“-Ansatz
ermöglicht hochgradige Spezialisierung
bei gleichzeitiger Differenzierung und
Kosteneffizienz.
Effizienz- und Effektivitätsgewinne
Eine sinnvolle Kombination von Out-
sourcing- und Inhouse-Lösungen führt
zu Effizienzgewinnen durch Standardi-
sierung und Automatisierung sowie den
Einsatz von Spezialisten; die Effektivität
wächst, indem Inhouse-Kapazitäten für
HR-Kernaufgaben frei werden.
Einen Standardisierungsvorteil hat
der Outsourcing-Partner insbesondere
für administrative HR-Leistungen, wie
zum Beispiel dem „Master-Data-Ma-
nagement“: Er hat die Prozesse auf der
„grünen Wiese“ ohne Altlasten entwor-
fen und durch „Operational-Excellence“-
Methoden weiter verfeinert.
Die größten Effizienzgewinne der
Automatisierung kommen von soge­
nannten Workflows, voll automatisierte
Prozesse, die nach einem festen Regel-
werk ohne manuelle HR-Eingriffe ablau-
fen. Ein Beispiel ist die Einmalzahlung:
Über ein Manager-Self-Service-Portal
kann eine Führungskraft eine solche
für einen ­Mitarbeiter beantragen. Das
System prüft, ob alle Angaben vor-
handen und vollständig sind sowie ob
etwa die Höhe der Zahlung mit den
Unternehmensricht­linien vereinbar
sind. Anschließend geht der Antrag an
die nächsthöhere Führungskraft. Wenn
alle Freigaben vorhanden sind, wird die
Zahlung automatisch ausgelöst. Die üb-
lichen HR-Aufgaben des Nachverfolgens,
der Richtlinienüberprüfung und der Kor-
rektur entfallen. Mit solchen Standar-
disierungen sind Effizienzgewinne von
bis zu zehn Prozent möglich, Automati-
sierung und Konsolidierung (unter Ein-
beziehung eines Outsourcing-Partners)
ermöglichen weitere 30 Prozent.
Vereinfacht gesagt, setzt zeitgemäßes
Outsourcing auf ein Baukastenprinzip,
das Inhouse- und Outsourcing-Lösungen
miteinander kombiniert. Dabei unter-
scheidet man zwischen drei unterschied-
lichen Formen der Leistungserbringung:
• On-shore – direkt im Unternehmen er-
brachte Leistungen,
• Near-shore – Outsourcing oder Shared-
Services in einem europäischen Land
• Off-shore – Outsourcing oder Shared-
Services in einem Niedriglohnland.
Erfolgsentscheidend sind dabei drei
Schlüsselaspekte. Erstens, alle Ser-
vices sollten in eine HR-Funktion ein-
gegliedert sein – für den Kunden darf
es keinen Unterschied machen, von
wem er seine Leistung bezieht, es gilt
das Prinzip „One face to the customer“.
Zweitens, die strategische und opera-
tive Steuerung der verschiedenen HR-
Dienstleister sollte aus der HR-Abteilung
heraus geschehen. Outsourcing ist Teil
der HR-Strategie, nur HR-Mitarbeiter
haben das entsprechende Wissen, den
Dienstleister auch zielgerichtet zu steu-
ern. Drittens, wo möglich und sinnvoll,
sollten die technologischen Vorausset-
zungen zur Automatisierung und Kom-
plexitätsreduktion geschaffen werden.
Nutzung der Vorteile des Outsourcings
Teil-Outsourcing lässt die Vorteile des
Outsourcings nutzen, ohne die Nachteile
in Kauf nehmen zu müssen. Durch den
Einsatz von HR-Administrationsspezi-
alisten ergibt sich eine kostengüns­tige
Bereitstellung von Low-Value-Add, aber
notwendigen HR-Service wie die Ent-
geltabrechnung bei gleichzeitig qualita-
tiv hochwertiger Mitarbeiter-Schnittstelle
(Mitarbeiter-CRM). Außerdemermöglicht
Outsourcing durch intelligentes Manage-
ment eine „atmende“ Service-Fabrik, die
sowohl mit dem Unternehmen wächst
als auch schrumpft (Stichwort: „Pay per
use“). Es geht also nicht mehr um den
Fünfjahresvertrag über alle HR-Services,
sondern um die zielgerichtete Wahl sol-
cher Services, die die interne Qualität ver-
bessern und Freiräume schaffen, ohne in
einem Korsett zu stecken.
Auch Teil-Outsourcing für Business-
Partner und „Centers of Expertise“-
Auf­gaben sollte geprüft werden.
Sogenanntes „Co-Sourcing“ gilt als Al-
ternative im Wertschöpfungsbereich.
Hierdurch können Auftragsspitzen oder
hoch spezifische Aufgaben, wie die Vor-
bereitung und Auswertung von Gehalts-
studien mit niedriger Häufigkeit oder
Frequenz, ökonomisch und qualitativ
hochwertig abgedeckt werden. Die pro-
fessionelle Unterstützung des jährlichen
Strategie- und Budgetprozesses gehört
hier ebenso dazu wie der Einsatz von
Grading-Spezialisten.
Fred Marchlewski
ist Geschäftsführer
des ­Bereichs Talent &
­Organisation bei Accenture.
Volker Schrank
ist Senior Manager im ­Bereich
Talent & Organisation bei
Accenture.
Statt eines kompletten Outsourcings empfiehlt sich oft, nur Teilbereiche ­auszulagern.
Um den richtgen „Sourcing-Mix“ zu finden, hilft eine genaue Betrachtung der
­Aspekte Wertbeitrag und Wettbewerbsdifferenzierung.
Beim Wertbeitrag stehen sich folgende Fragen gegenüber:
• Inhouse: HR-Services, die durch unternehmensspezifische Spezialisierung einen echten
Wertbeitrag zum Markterfolg des Unternehmens erbringen können.
• Outsourcing: HR-Services, bei denen durch Spezialisierung kein zusätzlicher Wertbeitrag
generiert werden kann (hochwertige Standardlösung reicht aus).
Beim Aspekt der Differenzierung gilt abzuwägen:
• Inhouse: HR-Services, die bedeutend vom Wettbewerber abgrenzen.
• Outsourcing: HR-Services, die so hoch spezialisiert sind (zum Beispiel „High Touch
Recruiting“), dass sie im eigenen Unternehmen nicht differenzierend erbracht werden
können.
Der Weg zum partiellen Outsourcing
Praxisbeispiel
Abgrenzung