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spezial
_OUTSOURCING
Das große Missverständnis
KURSWECHSEL.
Outsourcing ist mehr als „Mitarbeiterabbau“ und „Kostensenkung“.
Wir zeigen, wie Sie es als Mittel zur Qualitätssteigerung nutzen können.
sollte es auch diskutiert werden: Als
Mittel, die Qualität der HR-Leistungen
zu verbessern.
Kernaufgabe einer modernen HR-
Funktion ist das Zurverfügungstellen
von modernen Personalmanagement-
instrumenten für das Management und
die Mitarbeiter sowie – besonders in
Deutschland – die Zusammenarbeit mit
den verschiedenen Arbeitnehmervertre-
tergruppen. Alles, was nicht direkt mit
dieser Kernaufgabe in Verbindung steht,
muss auf Wertbeitrag und Kosten hin-
terfragt werden. Insbesondere adminis­
trative Aufgaben, die eine HR-Funktion
leisten muss, bilden keine Kernaufga-
be, müssen aber qualitativ hochwertig
(Stichwort: „Zero Defect“) erbracht wer-
den. Dabei ist die Personaladministrati-
on mit vielen manuellen Schritten und
Übergabepunkten fehleranfällig und
bindet so hohe Managementkapazität.
Zudem stellt beispielsweise die korrekte
Abwicklung der Payroll keinen wettbe-
werbsdifferenzierenden Alleinstellungs-
faktor zur Mitarbeitergewinnung oder
-bindung dar. Deshalb sollte und kann
ein darauf spezialisierter Anbieter eine
qualitativ hochwertigere Leistung zu ge-
ringeren Kosten erbringen.
Allein die Investitionen, die einige
Unternehmen in Aufbau und Pflege von
technischen Lösungen stecken, sind im
Vergleich zum daraus generierten Wert-
beitrag für das Unternehmen (Stichwort:
ROI) hoch. Diese Investitionen sowie die
Mitarbeiter- und Managementkapazität,
die hier gebunden werden, stehen nicht
mehr für werttreibende HR-Leistungen
wie etwa das Talentmanagement (TM)
zur Verfügung.
Allerdings erfordert eine Inanspruch-
nahme von Outsourcing-Leistungen
im Administrationsbereich auch eine
Standardisierung von Leistungen. Out-
sourcing heißt, höhere Qualität zu inte-
grieren und zu steuern. Für den Kunden
der HR-Leistung sollte es unerheblich
sein, von wem er seine Leistung bezieht.
Eine solche Betrachtung erfordert die
Integration des Outsourcing-Partners in
die HR-end-to-end-Prozesse sowie eine
intelligente Steuerung des Partners nach
SLA und kritischen Verfügbarkeiten
und erst dann nach Kosten. Außerdem
übernimmt der Outsourcing-Partner In­
vestitionen in die Zukunftssicherheit,
nicht das Unternehmen selbst.
Oft wird beim Thema Outsourcing die
Diskussion auch zu „digital“ geführt. Es
sollte nicht um das „Entweder-oder“ ge-
hen, sondern um den intelligenten Sour-
cing-Mix. Moderne HR-Architekturen
verwenden einen „Multi-Layer“-Ansatz
Von
Fred Marchlewski
und
Volker Schrank
Z
ugegeben, viele Outsourcing-Vor-
haben, besonders imHR-Bereich,
sind gescheitert. Doch diese Pro-
jekte hatten alle einen Fehler:
Fast ausschließliche Kostenfokussierung.
Besonders in der ersten Outsourcing-
Welle, die im HR-Bereich primär in den
USA und Großbritannien stattfand, ging
es um Kostenabbau. So wurde verlagert,
was immer ein Partner zu nehmen bereit
war – die Diskussionen drehten sich um
Kosten anstatt Service Level Agreements
(SLA) oder kritische Verfügbarkeiten.
Eine Eingliederung der outgesourcten
HR-Serviceleistungen in die verbliebene
HR-Organisation fand nicht statt. Über-
gabepunkte, Prozessabstimmungen,
funktio­nale Führung des Outsourcing-
Partners wurden nur mangelhaft berück-
sichtigt. Und die alte Binsenweisheit, dass
„man bekommt, wofür man bezahlt“, hat
sich bestätigt: Der Outsourcing-Partner
hat seine eigenen Kosten ebenfalls nied-
rig gehalten. Weder er noch das outsour-
cende Unternehmen haben notwendige
Investitionen in ein verlässliches techno-
logisches Fundament (SAP, Anruf-Logger,
Wissensdatenbank et cetera) getätigt
und qualifizierte Mitarbeiter eingestellt.
Ergebnis: Die outgesourcten Leistungen
wurden recht schnell wieder zu hohen
Kosten inhouse geholt.
Mittel zur Qualitätssteigerung
Outsourcing ist auf der richtigen öko-
nomischen Annahme entstanden, dass
Spezialisierung zu Kosten- und Quali-
tätsverbesserung führt. Und genau so
Wir folgen der ökono-
mischen Annahme, dass
Spezialisierung zu
Kosten- und Qualitäts-
verbesserung führt.
Und genau so sollte
Outsourcing auch
diskutiert werden.