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Über den Grund für ihre individuelle,
aber bei jedem der mitdiskutierenden
Anbietern „schöne“ Entwicklung sind
sich alle einig: Immer mehr Kunden
kommen um ein Outsourcing ihrer Ent-
geltabrechnung oder auch weiterer HR-
Funktionen nicht mehr herum.
Mittelstand lagert zunehmend aus
Diese Entwicklung greift zunehmend
auch im Mittelstand durch, das bestä-
tigt auch die Gartner-Studie und eine Er-
hebung der Information Service Group
(ISG) im August 2012.
Das hat häufig ganz pragmatische
Gründe, meint Ennemoser: „Die Firmen
finden keine qualifizierten Lohnabrech-
ner mehr“, erklärt sie. Sowohl Gehalt als
auch Karrierechancen seien bei Outsour-
cing-Anbietern wesentlich besser – wer
wolle da noch als Lohnabrechner in ei-
ner mittelständischen Personalabteilung
bleiben? Gräßler pflichtet ihr bei – und
Lohnabrechnen mache ja wirklich auch
keinen Spaß mehr, gibt er zu. Er nennt
aber auch noch einen zweiten Treiber
des Outsourcings: „Es ist die Überle-
gung, wo noch Potenziale sind, um die
Effizienz zu steigern und Kosten zu spa-
ren.“ Und gerade im Mittelstand wären
in diesen administrativen Bereichen
durch Automatisierung, Softwareunter-
stützung oder schließlich komplettes
Outsourcing noch Produktivitätssteige-
rungen möglich.
Zu kurz gegriffen wäre, nur die Ein-
sparungen in der Personalabteilung
durch die Auslagerung zu sehen, darauf
weist Eggert vehement hin: „Die Kosten
in der Personalabteilung sind so gering
im Vergleich zu Produktionskosten oder
anderen Posten – da sind diese Einspa-
rungen doch lächerlich.“ Gräßler pflich-
tet ihm bei: Der Hebel sei nicht, zwei
Leute im Payroll-Bereich einszusparen.
Er liege in der gesamthaften Betrachtung
aller Prozesse, besonders derer, die dann
wieder eine Multiplikatorenfunktion im
Unternehmen haben. Als Beispiel nennt
er Selfservice-Prozesse, die die Gesamt-
heit der Mitarbeiter erreichen.
Verkauft sich HR unter Wert?
Dennoch scheint der Preis bei den meis-
ten Kunden ein ausschlaggebendes Ar-
gument für die Entscheidung über den
Outsourcing-Anbieter zu sein. Einen Ein-
blick gibt ADP-Geschäftsführer Kiefer:
„Wir führen härteste Preisdiskussionen
mit Firmen um die 1.000 Mitarbeiter, die
das gar nicht sollten. Die müssten sich
eigentlich viel eher überlegen, wie sie
Systeme aufbauen können, um mit den
Großen wie mit den kleinen, hochindi-
vidualisierten Unternehmen mithalten
zu können. Die müssten mit uns ganz
andere als Kostendiskussionen führen.“
Auch Gräßler sieht die Aufgabe der
Verantwortlichen in den Firmen nicht
vorrangig darin, den günstigsten, son-
dern den für das Unternehmen besten
Anbieter zu finden. Doch befürchtet
der Veda-Chef, dass gerade im Mittel-
stand diese Einsicht noch nicht überall
herrscht, sondern sich erst langfristig
durchsetzen wird: „Wenn der demogra-
fische Wandel die 500-Mann-Unterneh-
men in echte Schwierigkeiten gebracht
hat, dann werden sie anfangen müssen,
strategisch zu arbeiten. Und dann wer-
den sich auch diese Unternehmen um
Effizienz und Professionalität in ihren
Prozessen bemühen müssen.“
Rautenhaus erklärt sich die Preisdis-
kussionen, die auch bei den ganz groß-
en Kunden gang und gäbe sind, auch
mit einem gewissen Verdrängungs-
wettbewerb: „Der Kunde wechselt den
Anbieter und möchte dabei natürlich
etwas optimieren. Gerade beim Teilout-
sourcing bietet sich für den Kunden da
letztlich oft nur noch der Preisvergleich
an.“ Trotzdem, fügt er hinzu, bleibt ein
ganz wichtiger Aspekt die Qualität in
der Betreuung: „Die Kunden legen sehr
großen Wert auf persönliche und kompe-
tente Ansprechpartner.“ Doch die Erfah-
rung der Preisdiskussionen macht auch
Grotherr: „Wir bekommen von unseren
Kunden teilweise schon die fertigen
Service Level Agreements vorgelegt. Da
bleiben den Verantwortlichen nur noch
die Preise, um zu verhandeln.
Ennemoser macht ganz andere Er-
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„Der Hebel ist
nicht, Leute im
Payroll-Bereich
einzusparen. Die
Vorteile von Out-
sourcing zeigen sich bei der
Betrachtung aller Prozesse.“
Dr. Ralf Gräßler, Geschäftsführender
Gesellschafter Veda GmbH
© ralf bauer, köln