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personalmagazin 11 / 12
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Management
_Trauerfall
Die große Sprachlosigkeit
Überblick.
Jährlich versterben hierzulande rund 130.000 Menschen im berufsfähigen
Alter. Doch Tod und Trauer sind in Unternehmen oft Tabuthemen – mit unguten Folgen.
Unternehmen üblich, zunächst auf ein
Jahr befristet. „Wir hätten also den Ver-
trag einfach auslaufen lassen können“,
erklärt Stefan Grabner. Doch er setzte
sich für ein anderes Vorgehen ein. „In
guten wie in schlechten Tagen – das ha-
be ich mir zum Leitprinzip genommen“,
erzählt der Personalleiter. Man habe da-
her den erkrankten Mitarbeiter in ein
unbefristetes Arbeitsverhältnis über-
nommen und sich darum gekümmert,
dass er wie üblich auch in den Genuss
einer Krankenzusatzversicherung kam.
Ein dem Betroffenen nahestehender
Kollege und sein direkter Vorgesetzter
hätten die ganze Zeit über persönlichen
Kontakt zu ihm gehalten.
Zur Beerdigung seien etwa 25 Mit-
arbeiter der VKB-Bank erschienen, die
insgesamt rund 500 über ein weit ge-
spanntes Filialnetz verteilte Beschäftigte
zählt. „Für uns war eine solche Konfron-
tation mit Krankheit und Tod damals
etwas Neues. Inzwischen hatten wir
jedoch einen zweiten, ganz ähnlichen
Fall, der Gott sei Dank nicht so tragisch
ausgegangen ist. Und wir haben eine
entsprechende Schulungsmaßnahme
in unser hauseigenes Aus- und Weiter-
bildungsprogramm aufgenommen“, er-
läutert Stefan Grabner, auf die Frage,
welche Lehren die Bank aus alldem ge-
zogen hat.
Verdrängte Realitäten
Was sich bei der VKB-Bank ­abgespielt
hat, kommt viel häufiger vor, als der
geringe öffentliche Widerhall des The-
mas vermuten lässt. In den vergange-
nen zehn Jahren sind im Durchschnitt
jährlich bundesweit knapp 840.000
Menschen verstorben – jeweils um die
130.000 von ihnen im berufsfähigen Al-
ter zwischen 15 und 65 Jahren. Trauer
spielt auch dann ins Arbeitsleben hinein,
wenn im nahen persönlichen Umfeld der
Beschäftigten Menschen sterben. „Man
geht in der Trauerforschung davon aus,
dass bei jedem Todesfall im Schnitt fünf
bis zehn Menschen stark trauern”, erläu-
tert Ulrich Welzel, der als Trauerbeglei-
ter Unternehmen berät und schult. Der
Experte aus Taufkirchen bei München
rechnet vor: „Wenn wir nur jeweils fünf
stark betroffene Trauernde annehmen,
E
in halbes Jahr etwa nachdem
der junge Geschäftsstellenlei-
ter der neu gegründeten Filiale
seine Stelle angetreten hatte,
saß er Stefan Grabner, dem Personalchef
der oberösterreichischen Volkskredit-
bank AG (VKB-Bank), in dessen Büro
gegenüber und teilte ihm mit, dass er an
Krebs erkrankt sei. Es folgte der Kampf
gegen die Krankheit – die am Ende doch
stärker war. Einige Monate später, am
23. April 2010, verstarb der damals
40-jährige Familienvater.
„Das war für uns als Unternehmen
und für mich persönlich eine enorme He-
rausforderung“, erinnert sich Grabner.
Der junge Kollege habe sich bis dahin
hervorragend bewährt gehabt und gut
in die Firma hineingefunden. „Ich bin
da emotional an meine Grenzen gekom-
men“, sagt Grabner. „Für so etwas wer-
den Sie nicht ausgebildet!“
Schwierige Entscheidungen
Trotz der eigenen Betroffenheit musste
zeitnah zur Krankmeldung einiges ent-
schieden werden. Der Arbeitsvertrag
mit dem jungen Filialleiter war, wie im
Von
Holger Schindler
Allzu häufig steht tief gehende
Verunsicherung einem heilsamen
Umgang mit Trauernden im Weg.
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Vorlage
Beispiel für einen Kondolenzbrief
an Angehörige eines verstorbenen Mitarbei-
ters (HI638092).
Die Arbeitshilfe finden Sie im Haufe
Personal Office (HPO). Internetzugriff:
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