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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Mitarbeiter und Führungskraft entschei-
dend. „Gemeinsam muss das Erlernte
reflektiert und der Praxistransfer der
Maßnahme sichergestellt werden“, weiß
Backes. Hierfür wird ein Feedback-Frage-
bogen eingesetzt, der die Weiterbildung
beurteilt. Auch unternehmensintern
werden Bildungsmaßnahmen angebo-
ten. Wenn beispielsweise ein Thema
für eine größere Gruppe interessant ist,
kommt ein externer Bildungsanbieter ins
Haus und schult die Mitarbeiter. Hierfür
verfügen Emschergenossenschaft und
Lippeverband über mehrere Kooperati-
onspartner im Bildungsbereich. In der
sogenannten „Speakers‘ Corner“ werden
monatlich hausinterne Themen behan-
delt, die die Vision und Entwicklung des
Unternehmens tangieren.
Die Deutsche Telekom fördert mit
„Barcamps“ die Kreativität
Für die Deutsche Telekom ist informelles
Lernen als Teil des „Blended Learning“,
das einen Maßnahmenmix von Online-
und Präsenzveranstaltungen darstellt,
ein fester Bestandteil des Bildungsma-
nagements. Zunehmend setzen Arbeit-
geber Vorwissen und Eigeninitiative der
Mitarbeiter bei der eigenen Entwicklung
voraus, während gleichzeitig der Über-
gang zwischen Job und Privatleben im-
mer fließender wird. Ein breiter Zugang
zu web-basierten ­Informationssystemen,
beispielsweise über Arbeitsplatzrechner
oder Corporate Smartphones, unterstützt
diese Entwicklung und ermöglicht jeder-
zeit den Zugriff auf das Intranet oder das
firmeninterne „Social Network“.
„Lernen findet nicht mehr nur primär
am eigenen Arbeitsplatz statt, sondern
wird durch die Vernetzung mit anderen
Lernern zu einer virtuellen Gruppen-
arbeit erweitert“, erklärt Markus Le-
cke, verantwortlich für Bildungspolitik
bei der Telekom. Zum Beispiel in soge-
nannten „Barcamps“, einer Art offenen
Tagung, deren Inhalte und Ablauf die
Teilnehmer selbst entwickeln, kommuni-
zieren die Mitarbeiter offen miteinander
und tauschen sich aus. Diese gemein-
same Bearbeitung eines Themas fördert
neben dem Informationsaustausch auch
die Entwicklung neuer Ideen und natür-
lich das Lernen. Aufgrund der positiven
Resonanz fand jüngst bereits das ach-
te Telekom-Barcamp statt. „Letztendlich
entscheidet aber die Unternehmens- und
Führungskultur darüber, ob und wie er-
folgreich informelle Lernprozesse im
Unternehmen stattfinden“, so Lecke.
Auch hier müssen Führungskräfte die
Mitarbeiter motivieren.
Herausforderungen sieht Markus
Lecke bei der Effizienzmessung. Wie
lässt sich der Output informeller Lern-
maßnahmen feststellen? Kriterien wie
Zeitaufwand und Kosten können hier
schwerer erfasst werden als bei klas-
sischen Lernangeboten. Leckes Erfah-
rung nach ist die Lernmotivation und
Lerneffizienz der Mitarbeiter hoch, weil
informelles Lernen problemorientiert
und in einem konkreten Interessenskon-
text passiert.
Fazit: Potenziale individuell fördern
Der Wandel zur Dienstleistungs- und
Wissensgesellschaft stellt die Arbeits-
kräfte vor neue Herausforderungen. Die
Potenziale jedes Einzelnen zu entdecken
und effektiv zu fördern, stellt die zentra-
le Herausforderung für das Personalma-
nagement der Zukunft dar. Informelle
Lernformen rücken dabei zunehmend in
das Bewusstsein der Unternehmenspo-
litik. Wenn Unternehmen den Prozess
des lebenslangen Lernens durch ent-
sprechende Maßnahmen unterstützen,
wird das Unternehmen als lernende Or-
ganisation davon stetig profitieren.
Anne Dreyer
ist Projektleiterin Bildungs-
management bei der Tüv Süd
Akademie.
Carolin Müller
leitet die Öffentlichkeitsarbeit
des Deutschen Bildungs-
preises bei EuPD Research.
Instrumente formellen und informellen Lernens
On the job
Nearby the job
Off the job
Formelles Lernen
(hoher Organisa-
tionsaufwand)
· Auszubildendenprogramme
· Traineeprogramme
· Virtuelle Klassenräume
· Interne Workshops
· Inhouse Academy
· Seminare / Kongresse
· Workshops
· Konferenzen / Tagungen / Kongresse
· Berufsbegleitendes Studium
Informelles
Lernen
(niedriger
Organisations­
aufwand)
· Mentoring oder „Reversed Mentoring“
(Ältere lernen von jüngeren Kollegen)
· Job-Rotation
· Coaching
· Firmen-Wikis oder Intranet
· Learning by Doing und „Shadowing“
· E-Learning: Lernen anhand elek-
tronischer oder digitaler Medien
· Lern-Apps: Kleine Lerneinheiten,
die auf dem Smartphone abgeru-
fen werden
· Messen zu Themen rund um das
eigene Fachthema
· Selbststudium
· Fachlektüre (Fachmagazine oder
fachliche Blogs im Internet)
Quelle: EuPD Research, tüv süd