Seite 49 - personalmagazin_2012_04

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AZUBI-RECRUITING
ORGANISATION
antwortlichen vor allem die Kosten und
die Überzeugung, dass die klassische
Azubibewerbungsmappe in Papierform
einen ersten Gesamteindruck von den
Bewerbern vermittelt.
Auch bei den Auswahltests dominiert
die Papierform. Testverfahren sind in
der Azubiauswahl weitverbreitet, da bei
Schulabgängern außer den Schulnoten
kaum verlässliche Leistungsindikatoren
vorliegen. 80 Prozent der Unternehmen
setzen solche Verfahren ein. Während
ein Drittel der Firmen auf elektronische
Tests zurückgreift, vertrauen zwei
Drittel auf klassische Papierverfahren.
Gegen den Einsatz von elektronischen
Tests führen die Ausbilder Kosten und
Zeit und mit fast gleicher Wichtigkeit
mangelnden IT-Support sowie rechtliche
Hindernisse an.
Das Marketing intensivieren
Die befragten Unternehmen konnten
2010 längst nicht alle Ausbildungsplät-
ze besetzen. Bei den kaufmännischen
Stellen ist der Besetzungserfolg mit rund
90 Prozent noch am größten. Bei den
gewerblich-technischen Ausbildungs-
plätzen (72 Prozent) und den dualen
Studienplätzen mit (66 Prozent) ist er
deutlich geringer. 65 Prozent der Firmen
berichteten, dass die Qualität der Be-
werber in den vergangenen drei Jahren
abgenommen habe. Zudem macht sich
der demografische Wandel bemerkbar.
Deshalb sagen die meisten Befragten (88
Prozent), ein verstärktes Engagement im
Azubimarketing sei wichtig. Dabei gehe
es insbesondere um eine Intensivierung
der Kommunikationsmaßnahmen, den
Ausbau von Kontakten zu Schulen und
Investitionen in die Attraktivität der
Ausbildung.
Social Media werden von Ausbil-
dungsbetrieben derzeit weit weniger
zum Azubimarketing genutzt, als es die
Altersstruktur der Zielgruppe und de-
ren Mediengewohnheiten erwarten lie-
ßen. Bei der Bewertung verschiedener
Medienkanäle für die Vermarktung von
Ausbildungsangeboten landeten Social
Media mit einem Wert von 3,13 auf dem
letzten Platz, wobei die Skala von 1 (sehr
intensive Nutzung) bis 4 (keine Nutzung)
reichte. Praktika (1,84) werden indes be-
sonders intensiv genutzt. Auch Angebote
der Arbeitsagentur (2,0), eigenen Karrie-
reseiten (2,26) und Jobbörsen (2,27) ste-
hen hoch in der Gunst der Ausbilder.
Karriereseiten im Internet und eigene
Seiten für Azubis sind bei den meisten
Firmen, insbesondere den Großunter-
nehmen, heute selbstverständlich. 68
Prozent nutzen Karriereseiten im Netz.
92 Prozent dieser Karriereauftritte ver-
fügen über eine eigene Azubirubrik.
Den Azubi als Kunden sehen
Die Studie macht deutlich: Wichtige
Trends, die das Recruiting tiefgreifend
verändert haben, kommen bei den Azu-
bis erst mit deutlicher Verzögerung an.
Findet kein Umdenken statt, werden sich
die Besetzungsquoten weiter verschlech-
tern. Das betrifft besonders kleinere und
mittlere Betriebe, gewerblich-technische
Ausbildungen sowie den öffentlichen
Dienst. Was ist konkret zu tun? Quali-
fizierte Azubis werden künftig eher als
Kunden und weniger als Bittsteller anzu-
sehen sein. Aus unserer Sicht muss die
Kundenorientierung auf dem gesamten
Gebiet der Azubiansprache und -gewin-
nung deutlich steigen.