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LEBENSPHASENORIENTIERUNG
personalmagazin 04 / 12
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Auf der Kultur aufbauen
PRAXIS. Nur wenn eine entsprechende Führungskultur vorherrscht, lässt sich
die Lebensphasenorientierung auch umsetzen. Die LBS hat sie geschaffen.
Unbestritten haben Führungskräfte
den größten Einfluss, um Lebenspha-
senorientierung auf den Weg zu brin-
gen und tatsächlich zu leben – oder
im schlechtesten Fall auch sterben zu
lassen. Als erste Ansprechpartner für
die Beschäftigten stellen Vorgesetzte
maßgeblich die Weichen, und sie sind
zugleich die Schnittstelle zu den Mitar-
beitern und Mitarbeiterinnen. Sie sollen
zwar einerseits selbstverständlich leis-
tungsorientiert agieren, andererseits
jedoch auch für unterschiedliche Le-
bensereignisse der Mitarbeiter sowie die
damit einhergehenden Zusammenhän-
ge sensibilisiert sein. Allerdings ist die
Entwicklung einer Unternehmens- und
Führungskultur in Richtung Lebenspha-
senorientierung kein Prozess, der sich
von heute auf morgen vollzieht. Eine
Verhaltensänderung des Einzelnen lässt
sich schließlich nicht anordnen, weshalb
lediglich eine Beeinflussung über Rah-
menbedingungen infrage kommt.
Vertrauen ist der Ansatzpunkt
In der LBS Rheinland-Pfalz ist der An-
satz der Lebensphasenorientierung
eingebettet in eine Vertrauens- und
Rückmeldekultur. Durch Vertrauens-
arbeitszeit, Vorgesetztenrückmeldung
und Kollegenfeedback ist ein intensiver,
vertrauensvoller und kontinuierlicher
Dialog zwischen Mitarbeitern und Füh-
rungskräften weiterentwickelt und syste-
matisiert worden. Wesentliches Ergebnis
der Projektarbeit ist die Integration der
Lebensphasenorientierung in das jähr-
Von
Christian Ahlring
und
Jutta Rump
RECHTSTIPP
Persönliche Fragen und das AGG
Bei Gesprächen über die persönliche Lebensplanung des Mitarbeiters ist Fingerspitzenge-
fühl gefragt. Denn im Zweifel kann der Mitarbeiter, sollte er sich bei einer Beförderung
übergangen oder aus anderen Gründen zurückgesetzt fühlen, anführen, das sei geschehen,
weil er beispielsweise erklärt habe, eine Schwangerschaft oder Elternzeit zu planen. In
solchen Fällen greift die Indizwirkung des AGG: Das Mitarbeitergespräch kann als Anzei-
chen für eine Diskriminierung dienen, nach dem AGG trägt der Arbeitgeber die Beweislast,
dass die Zurücksetzung nicht aus Gründen geschehen ist, die er in diesem Gespräch
erfahren hat. Um hier rechtlich sicher zu bleiben und trotzdem sinnvolle Gespräche führen
zu können, sollten Sie peinlich genau darauf achten, jede abstrakte Gefahr einer – auch
ungewollten – Diskriminierung zu vermeiden. Und noch ein Tipp: Vergessen Sie nicht den
Betriebsrat. Der Fragebogen für das Mitarbeitergespräch unterliegt der Mitbestimmung.
A
ls Modellbetrieb im rheinland-
pfälzischen Projekt „Strategie
für die Zukunft“ hat sich die
LBS im ersten Schritt einer
intensiven Standortbestimmung und
Ist-Analyse unterzogen. Das zentrale
Ergebnis: An lebensphasenorientierten
Maßnahmen und Instrumenten mangelt
es ganz und gar nicht in der LBS, um
Lebens- und Berufsphasen aufeinander
abstimmen zu können. Es besteht kein
Handlungsbedarf dahingehend, orga-
nisatorische Voraussetzungen schaffen
zu müssen oder zusätzliche Aktivitäten
ins Leben zu rufen. Vielmehr gilt es, das
bestehende Instrumentarium optimal zu
nutzen und in den Köpfen und Herzen
der Führungskräfte Akzeptanz dafür zu
schaffen. Mit anderen Worten: Es soll
vielmehr darauf Gewicht gelegt werden,
die Lebensphasenorientierung in der
Führungskultur der LBS zu verankern,
um die größte Tiefen- und Breitenwir-
kung mit den Aktivitäten zu erzielen.
Führungskräfte sind Multiplikatoren
und wichtige Schnittstellen
Die Energie, die in diese Thematik inves-
tiert wird, zahlt sich um ein Vielfaches
höher aus als jede Befassung mit Ein-
zelmaßnahmen, die lediglich punktuell
wirken. In der Praxis zeigt sich, dass
flexible und individuelle Lösungen, die
häufig keines großen Aufwands bedür-
fen, schnell gefunden werden können,
wenn Führungskräfte ein Gehör und
Verständnis für die persönliche Lebens-
situation ihrer Mitarbeiter mitbringen.
Von
Katharina Schmitt
(Red.)