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ORGANISATION
_DEMOGRAFIEMANAGEMENT
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Wandel mit Herz, Hirn und Hand
PRAXIS.
Nicht Einzelmaßnahmen helfen letztlich bei der Vorbereitung auf den demogra-
fischen Wandel, sondern allein die kluge und nachhaltige Abstimmung des Vorgehens.
an Werkzeugen. Und daraus folgt: Eine
wirksame Hilfe für Unternehmen kann
nicht darin bestehen, weitere Werkzeuge
zu entwickeln.
Woran die betriebliche Praxis scheitert
Treten wir einen Schritt zurück: Warum
scheitern betriebliche Projekte im demo-
grafischen Wandel, obwohl die Fachdis-
kussion die vielen gut konzipierten und
erprobten Werkzeuge hervorhebt? Häu-
figwerden als Antworten die Komplexität
und mangelnde Koordiniationsmöglich-
keiten genannt, wenn ein Betrieb eine
größere Zahl von Maßnahmen auf ver-
schiedenen Handlungsfeldern in Angriff
nimmt, und sich darunter in größerem
Umfang Personalmaßnahmen bezie-
hungsweisedirektdeneinzelnenBeschäf-
tigten betreffendeMaßnahmen befinden.
Insbesondere laufen diese Maßnahmen
Gefahr
• nicht hinreichend erklärt, begründet
und dargestellt werden zu können, um
von Entscheidungsträgern und Betrof-
fenen akzeptiert zu werden,
• isoliert zu werden, da es keine über-
greifende Erfolgsmessung gibt und
Wechselwirkungen und Synergieeffekte
nicht berücksichtigt werden können,
• zu versanden, da Mechanismen zur
Durchsetzung fehlen, nicht passen oder
Von
Thomas Mühlbradt, Hans-Dieter Schat
und
Peter Steinmann
K
onrad Adenauer richtete 1953
ein Bundesministerium für Fa-
milienfragen ein und besetzte
esmit Franz-JosefWuermeling.
Dieser machte sich mit dem „Wuerme-
ling-Pass“ einen Namen. Mit dem Pass
konnten Kinder aus kinderreichen Fa-
milien bis 1991 vergünstigt mit der Bahn
fahren. Bereits in den 1950er-Jahren sa-
hen Adenauer und sein Minister eine
drohende Überalterung der Bevölkerung
in Deutschland und unterstützten ent-
sprechend kinderreiche Familien.
Die Beschäftigung mit dem demo-
grafischen Wandel in Deutschland ist
also fast so alt wie die Bundesrepublik
selbst. Wurde diese Diskussion im ver-
gangenen Jahrzehnt umso heftiger ge-
führt, gehört der demografische Wandel
heute zum Allgemeingut. Entsprechend
haben sich auch die demografischen
Initiativen und demografieorientierten
Personalmaßnahmen vermehrt. Eine
Vielzahl von Veranstaltungen und Ver-
öffentlichungen berichtet über Betrieb-
sprojekte und stellt die dort eingesetzten
Werkzeuge und Instrumente vor. Zu-
gleich lässt dieser Veranstaltungs- und
Veröffentlichungsbetrieb nachdenklich
werden: Wenn so viele gut konstruierte
und betrieblich erprobte Werkzeuge vor-
gestellt wurden – woher kommt dann der
Bedarf, immer neue Ansätze zu suchen
und vorzustellen? Warum setzen die
Verantwortlichen nicht einfach die vor-
handenen Werkzeuge ein? An was fehlt
es? Eines ist offensichtlich: Es fehlt nicht
Kinderfreundliche Politik war das Konzept in den 50er-Jahren gegen Überalterung. Im
Bild Familienminister Wuermeling bei einem Besuch des Kinderdorfs Klinge in Seckach.
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