Seite 36 - personalmagazin_2012_07

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MANAGEMENT
_PERSONALAUSWAHL
Der Logik auf der Spur
TREND.
Mit Denksportaufgaben können Personaler die Analysefähigkeit der Bewerber
testen – wenn sie die Fragen richtig einsetzen. Wenn nicht, verursachen sie nur Stress.
net GmbH in Köln, einem Spezialisten
für branchenspezifische Bewerbungsrat-
geber mit Onlinekarrierenetzwerk, erste
Übungsaufgaben veröffentlicht, die auf
dem Bewerbermarkt hierzulande eine
Rolle spielen. „Heute kann man davon
ausgehen“, sagt Menden, „dass bei In-
vestmentbanken in jedem zehnten Ge-
spräch ein Brainteaser vorkommt.“ Sein
aktuelles Spielebuch für Bewerbungen
enthält bereits 140 Aufgaben – etliche
haben Bewerber auf die Squeaker-Platt-
form gehievt, andere sind Varianten
bekannter Aufgaben – erdacht und zur
Probe gelöst vom Squeaker-Team.
Das Risiko – oder für leidenschaftliche
Spieler die Chance – von einer Frage mit
manchmal irrealen Zügen erwischt zu
werden, ist in traditionellen Industrie-
branchen wie Energie und Stahl nied-
riger als bei Unternehmensberatungen
und Personalberatern, IT-Firmen und
Investmentbanken oder MBA-Schulen.
Doch auch in der Konsumgüterindustrie
sitzen inzwischen Menschen im Recru-
iting, die Vergnügen an den Logeleien
finden. Capgemini und Roland Berger,
Deloitte und AT Kearney, Procter & Gam-
bel und Henkel sowie Rothschild kursie-
ren als Unternehmen im Netz, bei denen
Von
Ruth Lemmer
W
ie viele Liter Zahnpasta
werden in Deutschland
pro Jahr verbraucht? Die
Antwort ist kein Fall für
Präzisionsfanatiker. Denn sie kann nur
in einem Annäherungswert mit teils ei-
genmächtig gesetzten Vorgaben enden
– das Statistische Bundesamt jedenfalls
erfasst nicht die Länge des Zahnpasta-
streifens auf der Bürste pro Einwohner.
Aber darum geht es auch gar nicht, wenn
ein Recruiter dem Kandidaten im Bewer-
bungsgespräch mit einem „Brainteaser“
auf den Zahn fühlt.
Das Wort „Brainteaser“ kann man et-
was unelegant mit „Hirnkitzler“ über-
setzen. Die Knobeleien erinnern an
Textaufgaben aus dem Mathematikun-
terricht. Alltagswissen, Logik, Analyse-
fähigkeit, Problemlösungsorientierung
und Kreativität werden herausgefordert.
In der deutschen Sprache beschreibt
„Denksportaufgabe“ am besten, was da-
hintersteckt. Mit einer konzentrierten,
eigenständigen und nicht zuletzt leicht
spielerischen Herangehensweise kommt
man bei den Aufgaben am weitesten. Da-
bei ist sehr oft der Weg die Lösung. Denn
niemand kann zumBeispiel wirklich kor-
rekt sagen, wie viele Rentiere der Weih-
nachtsmann in Deutschland einsetzen
muss, um alle Kinder zu beschenken.
In den USA werden „Brainteaser“
schon seit Jahrzehnten in Bewer-
bungsgesprächen eingesetzt. Deutsche
Unternehmen holen auf. 2003 hat Brain-
teaser-Sammler Stefan Menden, Grün-
der und Geschäftsführer der Squeaker.
Eine Logikfrage für Bewerber:
Wie viele Liter Zahnpasta verbrau-
chen Deutsche pro Jahr?
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personalmagazin 07 / 12
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