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personalmagazin 12 / 12
Persönlich
_Buchtipps
80
Kultur.
Was ist nicht schon alles
über Kulturunterschiede im Job
geschrieben worden? Von Fach-
büchern zu den kulturellen Dif-
ferenzen zwischen China und
Deutschland oder innerhalb der Eu-
ropäischen Union bis zu ­Ratgebern
für internationale Business-Etiket-
te. Ein Buch, das sich speziell mit
den Verschiedenartigkeiten von
Deutschen und Schweizern – zwei
benachbarten Nationen, die (fast)
die gleiche Sprache sprechen –
auseinandersetzt, ist uns bislang noch nicht untergekommen.
Im Buch des Schweizer Persönlichkeitstrainers Thomas Kölli-
ker geht es in erster Linie um Unterschiede in der Sozialisation
in Familie, Schule und Militär. So orientieren sich Deutsche
eher an einem direkten, Schweizer an einem partizipativen
Führungsstil. Deutsche wollen bei einer Problem­lösung schnell
Klarheit, Schweizer suchen erst eine gemeinsame Diskussions-
grundlage. Zudem ist es Deutschen oft gar nicht bewusst, dass
Schweizer das Hochdeutsche meist erst in der Schule lernen –
und es eine Fremdsprache für sie bleibt. Auch die Tatsache, dass
sich schweizerische Teams oder Abteilungen üblicherweise
auch privat auf einen „Apéro“ treffen, ist für die deutschen Kol-
legen zunächst gewöhnungsbedürftig. Umgekehrt müssen sich
Schweizer zunehmend daran gewöhnen, dass deutsche Kolle-
gen in ihren Unternehmen arbeiten. Wer also selbst Mitglied
eines deutsch-schweizerischen Teams ist, erhält hier Tipps und
Hilfsmittel, um die tägliche Zusammenarbeit zu optimieren.
Bewertung:
Thomas Kölliker beschreibt und begründet nicht
nur die Unterschiede zwischen den Nationen, sondern belegt
auch anhand der Psychologie, wo die Herausforderungen im
kommunikativen Umfeld liegen. Und er zeigt, wie die Vertreter
beider Nationen besser aufeinander eingehen können. Kurz-
weilig zu lesen, trotzdem fehlt der Tiefgang nicht. (
dfu)
Thomas Kölliker: Was Deutsche nicht hören wollen und Schweizer nicht zu sagen
wagen. 192 Seiten, Orell Füssli Verlag, Zürich. 21,95 Euro.
Forsche Deutsche und unsichere Schweizer
Arbeitsrecht.
Was meinen Sie vorzufin-
den, wenn Sie die neueste Publikation
des Arbeitsrechtlers Jobst Hubertus
Bauer zur Hand nehmen? Einen Leitfa-
den zum AGG oder etwas zum Jugend-
arbeitsschutzgesetz? Letzteres wäre
ein Treffer, denn in der Tat beschäf-
tigt sich Bauer, wenn auch kurz, mit
dieser Materie. Allerdings lautet die
Überschrift hierzu „Auf Schalke“. Das
allein deutet schon darauf hin, dass
Bauers Buch etwas anderes ist, als man sich unter einem Fach-
buch gemeinhin vorstellt. So erfährt man im Schalke-Kapitel,
wie der 17-jährige Julian Draxler beim Stand von 2:2 noch ein
Siegtor schoss, obwohl er nach § 14 des JArbSchG doch eigent-
lich einem Arbeitsverbot unterlegen wäre.
Bewertung:
Ein humoristischer und nachdenklicher Rundum-
schlag aus der Welt der Jurisprudenz, der mit Kapiteln wie
„Über richterliche Narren und ihre Elaborate“ oder „Highlights
arbeitsrechtlicher Rechtsprechung“ zeigt, dass es auch in der
trockenen Juristerei durchaus „menschelt“.
(tm)
Jobst Hubertus Bauer: Recht kurios: Amüsantes und Trauriges, 292 Seiten, C.H. Beck,
München, 2012. 29,80 Euro.
Management.
„Führungskräfte werden
immer mehr dazu gedrängt, für ihre
Mitarbeiter die Psychologenrolle zu
übernehmen“, schreibt Regina Mahl-
mann. In ihremBuch plädiert sie dafür,
das psychologische Pflichtenheft von
Führungskräften auszudünnen und
Unternehmen aus der Zuständigkeit
für das leibliche, seelische und soziale
Wohl der Mitarbeiter zu entlassen. Ih-
re provokante These lautet: Nicht der
Anspruch an die Mitarbeiter in Unternehmen ist totalitär, son-
dern der Anspruch der Mitarbeiter an Führungskräfte und
Unternehmen, etwa das Verlangen nach familienfreundlichen
Leistungen und ganzheitlich umsorgenden Vorgesetzten. Ein
Kapitel hat sie dem „Ausweg aus der Psychofalle“ gewidmet –
mit Tipps für Führung und Kommunikation.
Bewertung:
Die Autorin spricht eine Entwicklung an, die bis-
lang kaum thematisiert wurde. Allerdings sind ihre Ausfüh-
rungen stark provokant formuliert. Etwas mehr Praxis hätte
dem Buch gutgetan.
(dfu)
Ernst Pöppel, Beatrice Wagner: Von Natur aus kreativ. 256 Seiten, Carl Hanser Verlag,
München, 2012. 18,90 Euro.
Humoristischer Rundumschlag
aus der Jurisprudenz
Führungskräfte sollten keine
Therapeuten sein