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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
solcher Fokus selten vorhanden. Natür-
lich gebe es etwa spezialisierte Medien-
kanzleien, aber selten im Bereich des
Arbeitsrechts. Auch beispielsweise im
Krankenhausarbeitsrecht oder Arbeits-
recht des Gesundheitswesens existieren
viele Spezialfragen, bei denen man sich
einen Namen machen könne. „Dennoch
sehe ich da keine mittelständische Kanz-
lei, von der man sagen kann, dass sie
dort gerade auch als Arbeitgebervertre-
tung vorne dabei ist“, sagt Annuß.
DLA: Länderübergreifend beraten
Eine Branchenspezialisierung, wie sie in
vielen Kanzleien praktiziert wird, hält
Volker von Alvensleben, Partner bei DLA
Piper in Hamburg, für sinnvoll, wenn
auch nicht für essenziell. „Natürlich ist
es gut, die jeweiligen Tarifverträge und
Eigenheiten der Branche zu kennen. Und
gerade in ausgefalleneren Gebieten, wie
etwa dem See- oder Kirchenarbeitsrecht,
ist dieses Spezialwissen notwendig“,
sagt von Alvensleben. Andererseits gel-
ten das Betriebsverfassungsrecht und
das Kündigungsschutzgesetz branchen-
übergreifend. „Die Ausprägungen sind
meiner Meinung nach nicht so drama-
tisch, dass man ein Spezialistentum be-
nötigt“, ergänzt von Alvensleben.
Im Markt der arbeitsrechtlichen Bera-
tung sieht von Alvensleben in den ver-
gangenen Jahren die Tendenz zum „Spin
off“. Dadurch, dass sich zuletzt häufiger
Anwälte von einer Großkanzlei getrennt
und selbstständig gemacht haben, gebe
es wieder vermehrt kleinere Boutiquen.
Diese können flexibler am Markt arbei-
ten und möglicherweise ihre Leistung
etwas preisgünstiger anbieten. „Ande-
rerseits zeigen auch aktuelle Themen
etwa rund um die Nutzung von IT im
Unternehmen, Compliance, Datenschutz
oder auch Betriebsrente, dass eine fach-
übergreifende Zusammenarbeit häufig
notwendig ist. Das können kleinere Ein-
heitenmeist nicht in diesemUmfang leis-
ten“, sagt von Alvensleben. Neben der
fachübergreifenden Beratung nehme
aber in einer sich immer mehr verdich-
tenden Welt die Nachfrage nach länder-
übergreifender Beratung zu, was für grö-
ßere und internationale Kanzleien ein-
facher und besser zu erfüllen sei.
Gerade in spezielleren Bereichen,
also etwa dort, wo die internationale
oder auch die interdisziplinäre Zusam-
menarbeit unter Fachgruppen gefragt
ist, gestaltet sich auch die Honorarfra-
ge einfacher. Schließlich gibt es auf die-
sen Gebieten auch weniger Konkurrenz.
„Grundsätzlich ist es schon schwieriger,
seine Honorarvorstellungen durchzu-
setzen“, stellt von Alvensleben fest.
Unternehmen wissen genau, was die
Wettbewerber anbieten und versuchen
dies auszunutzen, um die Konditionen
zu drücken. „Das Problem besteht auch
auf der Kostenseite, weil sich auch das
Einstiegsgehalt von Nachwuchsjuristen
nach oben entwickelt. Da muss man dem
Mandanten manchmal auch sagen, dass
Qualität eben seinen Preis hat.“ Daher
hält von Alvensleben wenig von Pau-
schalen. „Im Arbeitsrecht gibt es kaum
Bereiche mit Routinearbeiten, die man
einfach so abwickeln kann. Es ist im-
mer wieder Kreativität gefragt und man
muss über das Problem hinausdenken.“
Altenburg: Boutiquen meist schneller
Dr. Anja Mengel von Altenburg stellt
vor allem bei angloamerikanischen
Mandanten fest, dass diese häufiger
auf Pauschalen pochen. „Diese Art der
Preisbildung ist den meisten deutschen
Kanzleien noch fremd. Der Aufwand ist
einfach schwer abzuschätzen, weil Ar-
beitsrecht meist gerade kein Standard-
geschäft ist“, erklärt Mengel. Dennoch
gebe es eine klare Erwartungshaltung
der Mandanten zur Produktbildung, et-
wa bei der Erstellung von Arbeitsverträ-
gen. Natürlich werden hier gute Anwälte
Auch künftig entwickelt sich das Kanzleigeschäft im Bereich des Arbeitsrechts sehr gut.
Es bleibt aber schwierig für Wirtschaftskanzleien, sich im Markt zu profilieren.
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