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Das etwas andere Geschäft
STIMMEN.
Welche Markttrends gibt es und wie können Kanzleien ihr Profil schärfen?
Vier Arbeitsrechtler aus unterschiedlichen Kanzleien geben Antworten.
tragen“, sagt er. Compliance sieht auch
Professor Georg Annuß von Linklaters
neben den klassischen Restrukturie-
rungen als Trend der vergangenen Jahre.
„Einerseits geht es um die Vergangen-
heit, also die Aufklärung von Sachver-
halten, andererseits um den Blick in die
Zukunft, also etwa um die Einführung
von Verhaltensregeln imUnternehmen“,
sagt Annuß.
Und was sind die Herausforderungen
des Markts und wie können sich Kanz-
leien profilieren?Wie ist die Entwicklung
der Großkanzleien, wie der Boutiquen?
Linklaters: Full-Service-Ansatz erfüllen
Georg Annuß, Partner bei Linklaters in
München, beispielsweise meint, dass
das arbeitsrechtliche Know-how in den
Unternehmen zugenommen hat. Zudem
bestehe ein hoher Qualitätsanspruch des
Mandanten, eine Herausforderung für
alle Kanzleien am Markt. „Aus meiner
Sicht sind es vor allem zwei Aspekte, die
beim Weg zum Anwalt eine Rolle spie-
len. Einerseits, wenn das Unternehmen
ein Vorhaben nicht alleine abwickeln
kann und möchte. Andererseits aber
auch, wenn es gezielt einen Spezialisten
oder Sparringspartner zu einem Thema
benötigt“, sagt Annuß.
Und warum setzt Linklaters wieder
vermehrt auf das Arbeitsrecht? „Es ist
sicher die Erkenntnis, dass Arbeitsrecht
wichtig ist, um den Full-Service-Ansatz
bieten zu können, der auch nachgefragt
ist. Sie brauchen Arbeitsrechtler mit Er-
fahrung, wenn Sie Vorstände und Per-
sonen in führenden Positionen beraten.
Nur so können Sie deren Fragen be-
antworten, etwa solche nach dem Um-
gang mit dem Betriebsrat oder danach,
wie ich meine Planungen optimal um-
setze“, erklärt Annuß, der erst vor we-
nigen Monaten von Noerr zu Linklaters
gewechselt ist. Ein zweiter Punkt ist die
Bindungswirkung des Arbeitsrechts.
„Arbeitsrecht ist letztlich nicht nur Pro-
jektgeschäft, sondern überwiegend Dau-
erberatung. Dadurch steht man immer
mit dem Mandanten in Kontakt.“
Beim Thema „Profilbildung“ sieht Pro-
fessor Annuß Potenzial in Sachen Spezi-
alisierung. „Letztlich muss man das Rad
nicht neu erfinden. Allerdings könnte der
Branchenfokus noch ausgebaut werden,
wobei das gerade mittelständische Kanz-
leien gut leisten könnten“, sagt Annuß.
Vor allem für die Arbeitgeberseite ist ein
Von
Michael Miller
(Red.)
D
as Geschäft im Arbeitsrecht
bleibt weiterhin stabil, und das
unabhängig von der Konjunk-
tur. Es verschieben sich jedoch
die Inhalte der arbeitsrechtlichen Bera-
tung. In wirtschaftlich guten Zeiten ste-
hen weniger große Restrukturierungen
an, vielmehr rücken Gestaltungsaufga-
ben in den Vordergrund. Die Unterneh-
men haben mehr Raum, aufgeschobene
Aufräumarbeiten anzugehen.
„Das Spektrum reicht von der Optimie-
rung tarifvertraglicher Strukturen bis
zur Vorbereitung auf schwierige Zeiten“,
bestätigt Dr. Markus Richter von Görg.
Dr. Anja Mengel von Altenburg sieht in
der Flexibilisierung ein wichtiges The-
ma nach der Finanzkrise. „Unterneh-
men werden sich auch künftig etwa mit
Fremdpersonaleinsatz und Werkverträ-
gen beschäftigen. Zudem sehe ich in
Konzernen einen Trend zur Internati-
onalisierung der Führungsstrukturen,
verbunden auch mit Stellenabbau.“ Da-
neben erkennt Volker von Alvensleben
von DLA Piper Themen wie Compliance,
betriebliche Altersversorgung und Ar-
beitsschutz. „Wir stellen vermehrt fest,
dass Betriebsräte diese Themen, bei de-
nen es früher genügte, die gesetzlichen
Regeln einzuhalten, ins Unternehmen
„Der Branchenfokus könnte gerade für die
Arbeitgeberseite noch ausgebaut werden.“
Prof. Dr. Georg Annuß, Partner, Linklaters
„Grundsätzlich wird es immer schwieriger,
die Honorarvorstellungen durchzusetzen.“
Volker von Alvensleben, Partner, DLA Piper
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