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Management
_Personalmarketing
Werber in Uniform
PRAXIS.
Ein Versuch der Bundeswehr, sich per Anzeige in der „Bravo“ als Arbeitgeber
attraktiv darzustellen, lief schief. Doch einige Aktionen lassen sich adaptieren.
Von
Ruth Lemmer
U
nter der fetzigen Überschrift
„Palmen, Party, Panzerfahren“
schreibt sich ein Redakteur
von „Spiegel-Online“ am 18.
September den Frust von der Friedens-
seele: Die Bundeswehr hatte mit einem
Clip und Anzeigen in der Jugendzeit-
schrift „Bravo“ für Abenteuercamps ge-
worben. Junge Menschen zwischen 16
und 21 Jahren wurden mit einem attrak-
tiven Sport- und Pfadfinderangebot auf
einen Luftwaffenstützpunkt nach Sar-
dinien und zu den Gebirgsjägern in die
Berchtesgadener Alpen gelockt – Fitness
und Teamgeist standen im Mittelpunkt.
Zwei Werte, die für die Streitkräfte exis-
tenziell sind.
Kritik am Personalmarketing
Dem Vorwurf, die Werbekooperation
mit der „Bravo“, die eher von 12- bis
14-Jährigen gelesen wird als von über
16-Jährigen, verstoße gegen die Uno-Kin-
derrechtskonvention, wie Kritiker zum
Beispiel von Terre des Hommes meinen,
widersprechen die Nachwuchsgewinner
der Armee. Auch der Unterstellung, man
würde die Gefahren des Soldatenberufs
verheimlichen, setzen die Rekrutierer et-
was entgegen: Die Jungen und Mädchen,
die – sofern unter 18, mit Erlaubnis ih-
rer Eltern – dort anreisten, konnten mit
Soldaten über ihren Berufsalltag spre-
chen – auch über Afghanistan, denn ein
Camp-Betreuer war in diesem Kriegsge-
biet schon einmal stationiert.
Ohne Schnörkel gibt Wolfgang Born,
oberster Personalchef im Generalsrang,
nant der Luftwaffe, Norbert Finster, als
Abteilungsleiter verantwortlich für die
Führung der Streitkräfte, redete im Sep-
tember auf dem Fernausbildungskon-
gress der Bundeswehr Klartext: „Die
Gefährdung von Leib, Leben und Ge-
sundheit unserer Soldatinnen und Sol-
daten ist tägliche Einsatzrealität.“
Trotz dieses Willens zur Offenheit
ist der Streit um die Jugend-Camps
in Sachen Transparenz die Richtung vor.
Der 63-Jährige hält nichts davon, heu-
te die Auslandseinsätze und die damit
verbundenen Gefahren wegzudrücken.
Im Gegenteil. Er fordert: „Man muss es
offen sagen, dass man als Soldat und
Soldatin auf den Kriegseinsatz vorbe-
reitet wird, man darf das Militärische
der Ausbildung und des Einsatzes nicht
verschweigen.“ Auch der Generalleut-
Die Bundeswehr muss seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht für sich als
Arbeitgeber verstärkt werben, um die Reihen mit Nachwuchs zu füllen.
personalmagazin 12 / 12