personalmagazin 08 / 12
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Titel
_HR-Kommunikation
tiger und akribischer Arbeitsweise nicht
mehr wie früher benötigt werden, ge-
winne die Kommunikationsfähigkeit im
Personalmanagement stark an Relevanz,
so Plafky.
Kommunizieren ist Übungssache
Doch das Problem ist: Personalmanager
werden in ihrer Ausbildung selten in
Sachen Kommunikation geschult. „Un-
ternehmen, die die Kapazitäten und per-
sonellen Möglichkeiten haben, sollten
daher professionelle Kommunikatoren
schaft nicht erweitern können, sollten
die Personalmanager in erster Linie eine
zielgruppengerechte Denkweise erwer-
ben, so der Kommunikationsexperte.
Das heißt, sie sollten erkennen können,
wen sie in welcher Situation vor sich ha-
ben, wie dessen Lebens- und Sprachfeld
gestaltet ist und mit welchen Themen sie
daran anknüpfen können. „Kommunika-
tion ist ein Handwerk. Es ist immer müh-
sam, so etwas zu erlernen. Aber ohne
Übung geht es nicht“, meint Böcker. Bis
die Personalmanager ein Gespür dafür
in die Personalabteilungen holen“, rät
Dr. Manfred Böcker, Geschäftsführer
von HR-PR Consult. Insbesondere dieje-
nigen Personen, die sich hauptberuflich
mit dieser Aufgabe befassen, hätten ein
ausgeprägtes Verständnis für Kommuni-
kation. „Deshalb ist es eine Überlegung
wert, Redakteure, Journalisten oder PR-
Leute für eine Tätigkeit in HR zu begeis
tern“, sagt Böcker.
Diese Vorgehensweise eignet sich na-
türlich nicht für alle Unternehmen. In
Firmen, die ihre bestehende HR-Mann-
personalmagazin:
Wie wichtig ist der
Beitrag der HR-Kommunikation für den
Unternehmenserfolg?
Tammy Erickson:
Dieser ist aus zwei Ge-
sichtspunkten wichtig: Erstens sollte HR
im Zuge der Führungskräfteentwicklung
den Managern vermitteln, wie sie Fra-
gen stellen. Denn ich bin der Überzeu-
gung, dass es heute viel wichtiger ist,
eine Frage zu kommunizieren als eine
Anweisung. Anstatt den Mitarbeitern zu
sagen, was sie in der komplexen Arbeits-
welt tun sollen, sollten Führungskräfte
provokante Fragen formulieren. Mit den
Fragen können sie ihre Mitarbeiter be-
geistern, zum Erfolg des Unternehmens
beizutragen.
personalmagazin:
Und zweitens?
Erickson:
Zweitens ist es eine zentrale
Aufgabe von HR, Fragen zu stellen. Es
geht darum, frische Gedanken und neue
Ideen in das Führungsteam zu bringen.
Deshalb sollte HR Fragen einbringen, die
das Management im Zuge seiner stra-
tegischen Überlegungen überdenken
sollte. Was ich sehr interessant finde:
Viele Prozesse, insbesondere im Kontext
des Talentmanagements, basieren auf al-
ten Ideen. Fragt man nach dem Grund,
kommt oft keine befriedigende Antwort,
außer: „Wir haben das schon immer so
getan.“ Meine Lieblingsfrage für HR ist
daher: Warum gehen wir so vor? Es geht
darum, den Nutzen einer bestimmten
Vorgehensweise zu hinterfragen.
personalmagazin:
Hat die Bedeutung von
HR-Kommunikation in den vergangenen
Jahren zugenommen?
Erickson:
Ja, insbesondere wenn man
HR-Kommunikation als persönliche
Kommunikationsfähigkeit ansieht. Ein
Personalmanager als Person, die über
eine gewisse Kommunikationsfähigkeit
verfügt, ist weitaus wichtiger für das Un-
ternehmen als früher.
personalmagazin:
Was sind die größten
Fehler in der HR-Kommunikation?
Erickson:
Das ist erstens die Annahme,
dass alle Mitarbeiter dasselbe wollen. Al-
„Stellen Sie die richtigen Fragen“
Interview
Die Autorin und Change-Expertin Tammy Erickson sieht die zentrale Aufgabe
der HR-Kommunikation darin, bestehende Prozesse zu hinterfragen.
Das Interview führte
Daniela Furkel
.
so eine mangelnde Sensibilität gegenü-
ber der Vielfalt. Ich werde immer nervös,
wenn ich von Firmen höre, die eine glo-
bale HR-Kommunikationsstrategie pla-
nen. Denn ich denke, dass zwischen den
Ländern immense Unterschiede beste-
hen. Ein zweiter Fehler ist, wenn Firmen
ihre Werte auf Postern aushängen. Wer-
te müssen gelebt werden. Unternehmen
sollten dieses Erleben gestalten, etwa in-
dem sie jemanden einstellen, ohne ihm
vorab die Arbeitgebermarke zu beschrei-
ben. Wenn sie ihn nach sechs Monaten
bitten, die Marke auf Basis seiner Erfah-
rungen zu skizzieren, sollte er diese mit
den passenden Worten zu Papier brin-
gen, etwa „Team“ und „freundlich“ oder
„strukturiert“ und „regelkonform“ – je
nach Ausrichtung des Betriebs. Die Fir-
men sollten Erfahrungen gestalten, da-
mit die Mitarbeiter die entsprechenden
Worte selbst formulieren können, an-
statt ihnen die Worte vorzugeben.
Tammy Erickson
gilt laut The London
Times als eine der
50 einflussreichsten
Managementvor-
denker.