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TITEL
BONUSSYSTEME
personalmagazin:
Niedriges Fixgehalt,
positive Bewertungen, unflexibler
Bonussatz – gab es noch weitere
Probleme, mit denen Infineon im alten
Bonussystem zu kämpfen hatte?
Marquardt:
Die genannten Fakten waren
systemische Fehler. Daneben entsteht
bei einem Bonussystem auf Unterneh-
mens-, Team- und individueller Ebene
mit allen dazugehörigen Bewertungs-
systemen ein hoher administrativer
Aufwand in der Personalabteilung. Das
darf man hier auch nicht vergessen.
Kramarsch:
Dann müssen wir jetzt
aber unterscheiden, ob wir über ein
Führungsproblem sprechen, das zum
Beispiel mit der Tendenz zur positiven
Bewertung einhergeht oder ob es um
ein Kostenproblem geht – entweder im
Sinn von zu hohen Verwaltungskosten
oder von Personalkosten, die durch die
fixen Bonusanteile entstehen.
Marquardt:
Wir haben versucht, unser
System über einige Stellschrauben zu
justieren. Bei den Personalkosten, die
Herr Kramarsch anspricht, ging es uns
darum, die Kosten zu flexiblisieren,
nicht notwendigerweise zu senken.
personalmagazin:
Und wie wollten Sie dies
erreichen?
Marquardt:
Wir haben versucht, einen
multiplikativen Faktor einzuführen, der
in die Berechnung der individuellen
Bonussumme einfloss. Dieser Faktor
war abhängig vom Unternehmenser-
folg, sodass in schlechten Zeiten der
individuelle Bonus geringer ausfiel als
in guten Zeiten.
personalmagazin:
Sie sagen, Sie haben
„versucht, den Faktor einzuführen“ …
Marquardt:
Ja, denn das Phänomen, dass
der individuelle Bonus nicht mit dem
Unternehmenserfolg einherging, hatten
wir damit beseitigt. Aber wir haben
dadurch ein Glaubwürdigkeitsproblem
bekommen. Schließlich floss auf diese
Weise der Unternehmenserfolg zweimal
in die Bonuszahlung ein: über die Ge-
winnbeteiligungsziele sowie über den
Wer sich weiterentwickelt, kann Großes erreichen.
duw-berlin.de/PM
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