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ALUMNI
Art Client Relationshipmanagement die
Schnittstelle zwischen dem Unterneh-
men und den Alumni. Es sorgt für eine
effiziente Vernetzung der Alumniorgani-
sation mit den einzelnen Unternehmens-
einheiten, der Kontakt wird professionell
gepflegt und das Wissen und die Kon-
takte der Ehemaligen aktiv und gezielt
weiterhin für das Unternehmen genutzt
und in Wettbewerbsvorteile umgesetzt.
Damit entsteht für alle Beteiligten eine
Win-win-Situation.
Aufbau der Alumniorganisation
Durch denAufbau einer Alumniorganisa-
tion kann die Personalabteilung zeigen,
dass sie ein wertschöpfender Unterneh-
mensbereich ist, der vertriebsorientiert
agiert und zum Umsatz und damit zum
Geschäftserfolg einen nachweisbaren
Beitrag leistet. Das ist messbar – zum
Beispiel mittels des über die Alumnior-
ganisation initiierten Geschäftsvolumens
(Betrag, Anzahl der Transaktionen), mit-
tels Anzahl und Aktivität der Mitglieder,
mittels der öffentlichen Positionierung in
den entsprechenden Rankings als „pre-
ferred employer“/„employer of choice“
oder mittels der eingesparten Rekrutie-
rungskosten. Ein solcher Beitrag von HR
kann auch dafür sorgen, dass die Abtei-
lung stärker in die Planung strategisch
wichtiger Aktivitäten involviert wird.
Wer kommt als Alumni in Betracht?
Dies sind vor allem Fach- und Führungs-
kräfte, die, abgesehen von Ausnahmen,
ihre berufliche Karriere bei Kunden, Lie-
feranten oder Wettbewerbern fortsetzen.
Sie stehen mitten im Leben und in ihrer
Karriere und bieten die größte Chance
für gemeinsame geschäftliche Transak-
tionen. Nicht umsonst pflegt McKinsey
seit vielen Jahren systematisch sein
Alumninetzwerk, denn die Ehemaligen
sind künftige Auftraggeber im Rahmen
ihrer neuen, meist sehr verantwortlichen
Position. Auch Pensionäre, die sich gerne
noch einbringen wollen, aber nicht mehr
in der klassischen Unternehmenshierar-
chie, gehören dazu. Die Kinder sind aus
dem Haus, die Finanzen sind gesichert,
man sucht eine interessante, zeitlich
jeweils eher befristete Herausforde-
rung, beispielsweise im Rahmen von
Projektarbeit. Ein weitere Gruppe sind
ehemaligen Praktikanten. Dann sind da
noch die Mitarbeiter in Elternzeit, die im
Laufe der Zeit möglicherweise die Bin-
dung zum Arbeitgeber verlieren und nicht
zurückkommen oder ihr Know-how nicht
weiterentwickeln. Auf diese Weise gehen
den Unternehmen hoch qualifizierte
und engagierte Mitarbeiter verloren
– und es wird schwieriger, „gender-
balanced Leadership“ zu realisieren.
In Deutschland noch am Anfang
Wo wurde der Trend schon erkannt
und aufgenommen? Es waren zuerst
die Hochschulen in den USA, zum Bei-
spiel in Form der Harvard Alumni As-
sociation (HAA), welche die Vorteile von
Alumninetzwerken erkannten – für die
Imagebildung, für eine größere Attrak-
tivität für neue Studierende, fürs Fund-
raising und für den Wissenstransfer.
Diese Idee griffen dann Unternehmens-
und Steuerberatungen auf, zum Beispiel
McKinsey. Industrieunternehmen wie
IBM folgten. Inzwischen haben auch Fi-
nanzdienstleister wie J.P. Morgan ihre
eigenen Alumninetzwerke.
Auch in Deutschland findet man
an einigen Hochschulen wie etwa der
Universität Mannheim (Absolventum
Mannheim) und an Forschungseinrich-
tungen wie dem Fraunhofer-Institut
funktionierende Alumniorganisationen.
Darüber hinaus gibt es bei Roland Berger
und Bertelsmann Alumninetzwerke für
ehemalige Mitarbeiter und in einzelnen
Unternehmen Ansätze – zum Beispiel
Netzwerke ausgesuchter ehemaliger
Praktikanten (BMW-„Fastlane“ oder
HVB-Student-Network), um mit diesen
als künftigen Leistungsträgern in Kon-
takt zu bleiben. Bei vielen deutschen
Arbeitgebern gibt es traditionell eine
Pensionärsbetreuung. Einige wenige ge-
hen darüber hinaus, wie die Bosch Ma-
nagement Support GmbH (BMS), die 1999
gegründet wurde, um Beratung durch
Bosch-Pensionäre anzubieten. Aber das
sind alles eindimensionale Ansätze, die
nicht die Gesamtheit des Potenzials von
Alumniorganisationen realisieren.
Vorteile des Netzwerks
Als Wettbewerbsvorteile und Erfolgs-
potentiale eines Alumninetzwerks für ein
Unternehmen lassen sich nennen:
Nutzung des Geschäftspotenzials
durch Pflege der Verbindung zu den Top-
alumni – direkt als Kunden, Aktionäre,
Kooperationspartner, zum Beispiel im
Vertrieb, oder indirekt als Multiplika-
toren und Empfehlungsgeber.
NETZWERKSTRUKTUR
Möglichkeiten eines Alumninetzwerks
Zugang zu teils hochkarätigen Multiplikatoren und ihren Netzwerken und darüber
mögliches Geschäftspotenzial
Internationaler Austausch und Empfehlungen über Jobangebote zwischen den Alumni
und gegebenenfalls Rückkehr zum ehemaligen Arbeitgeber
Wissenstransfer und -austausch im Netzwerk und mit dem Unternehmen und damit
die Möglichkeit, sich fachlich weiterzuentwickeln
Gelegenheit, sich über den ehemaligen Arbeitgeber sinnstiftend und persönlich befrie-
digend in die Gesellschaft einzubringen durch Beteiligung des Netzwerks am sozialen
und gesellschaftlichen Engagement des Unternehmens (Corporate Volunteering)
Zugehörigkeitsgefühl – nach dem Motto „Zukunft braucht Herkunft“ (Odo Marquard).
Das Netzwerk gibt Struktur, Identität und steigert die individuelle Resilienz