Seite 29 - personalmagazin_10_2011

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Personalengpässe sind am Wochenende
besonders groß. Die Einrichtungen benö-
tigen die Zeitarbeitnehmer an Samstagen
und Sonntagen im Früh- und Spätdienst,
damit für Stammkräfte laut Dienstplan
alle zwei Wochen ein freies Wochenende
realisiert werden kann. Handlungsspiel-
räume, das heißt verschiedene Einsatz-
möglichkeiten, gibt es unter der Woche.
Für die Bewerber sind insbesondere die
Dienstzeiten, etwa der Dienstbeginn um
6 Uhr, sowie die Dienstwechsel (Wechsel
Früh- und Spätdienst) problematisch. Die
Kinderbetreuung ist oftmals zu Rand-
zeiten nicht gewährleistet. Wünschens-
wert waren verlässliche Dienstzeiten.
Vor diesem Hintergrund wurde ein
neues Arbeitszeitangebot entwickelt.
Goepfert erklärt dessen Leitgedanken:
„Die Pflegeeinrichtungen ermöglichen
den Zeitarbeitnehmern unter der Woche
ihre Wunscharbeitszeiten – im Gegen-
zug verpflichten sich die Pflegekräfte,
am Wochenende zu arbeiten.“ Das An-
gebot richtet sich an Altenpfleger sowie
Gesundheits- und Krankenpfleger, also
ausschließlich an examinierte Kräfte.
Angesprochen werden Frauen und Män-
ner, die länger nicht mehr in ihrem Beruf
gearbeitet haben, und Berufseinsteiger.
Nun können die Bewerber ihre Wün-
sche hinsichtlich der Arbeitszeit von
Montag bis Freitag angeben – bezüglich
der Arbeitstage, der Lage der Arbeits-
zeit am Tag (vormittags, nachmittags,
abends) sowie der Dienstanfangs- und
-endzeiten. Der Einsatz am Wochenende
ist obligatorisch. Hier können die Be-
werber angeben, ob sie im Früh- und/
oder Spätdienst arbeiten und in welchem
Rhythmus sie amWochenende eingesetzt
werden möchten. Und sie können natür-
lich angeben, wie viele Stunden sie in der
Woche arbeiten möchten. Grundsätzlich
ist das Konzept für eine Teilzeitbeschäf-
tigung ausgelegt. Auf Basis des so ent-
wickelten Arbeitszeitmusters suchen die
GAD-Disponenten nun unter den Part-
nereinrichtungen die Einrichtung, in
der diese Arbeitszeitwünsche realisiert
werden können. Gelingt eine Umsetzung
nicht sofort eins zu eins, dann werden
die möglichen Handlungsspielräume
sowohl aufseiten der Bewerber als auch
der Pflegeeinrichtung ausgelotet. Ziel, so
Goepfert, sei stets, einen für beide Seiten
tragfähigen Kompromiss zu finden.
Arbeitszeiterhöhung und bAV
Auch Arbeitszeiterhöhungen sind ohne
Widerstand der Mitarbeiter möglich. Bei
der Heidelberger Druckmaschinen AG et-
wa war es gelungen, Unternehmer- und
Mitarbeiterinteresse gleichermaßen zu
befriedigen. Dr. Barbara Endell, Leiterin
Human Resources Executivemanagement
& Policies der Heidelberger Druckmaschi-
nen AG, erklärt, wie das Modell funktio-
niert: „Im Rahmen einer Vereinbarung
zur Zukunftssicherung hatte sich die Hei-
delberger Druckmaschinen AG die Aufga-
be gestellt, die Personalkosten zu senken.
Statt lediglich Sozialleistungen zu strei-
chen, haben wir mit allen Verhandlungs-
partnern beschlossen, eine Erhöhung der
Arbeitszeit durch die Einführung einer
zusätzlichen bAV auszugleichen.“
Im Ergebnis hat sich die Heidelberger
Druckmaschinen AG für ein spezielles
Direktversicherungsmodell bei der Zu-
rich Leben entschieden, da dieser Durch-
führungsweg keine bilanziellen Risiken
birgt, einfach in der Verwaltung ist und
durch die Bezugsrechtsgestaltung keine
weiteren Sicherungskosten verlangt. Die
Höhe des Beitrags ist abhängig vom indi-
viduellen Monatsentgelt des Mitarbeiters
und wird von Jahr zu Jahr flexibel anhand
der individuellen Parameter des Arbeit-
nehmers vom Arbeitgeber an den Versi-
cherer berechnet und überwiesen. Hat
der Mitarbeiter durch bereits bestehende
andere Entgeltumwandlungsverträge die
Möglichkeiten für eine steuer- und sozi-
alversicherungsfreie Beitragszahlung be-
reits ausgeschöpft, erhält er den Betrag
als Bruttoauszahlung.“
Endell schildert die weiteren Vorteile
des Modells: „Ergänzend zu dem arbeit-
geberfinanzierten Rentenbaustein kann
der Mitarbeiter durch eigene Beiträge im
Rahmen der Entgeltumwandlung aufsto-
cken. Damit wird insgesamt ein höheres
Rentenniveau erreicht. Für jeden Mitar-
beiter wird als versicherte Person eine
Direktversicherung mit den vereinbarten
Sonderkonditionen abgeschlossen. So er-
hält jeder Mitarbeiter sowohl die Vorteile
der Ersparnisse bezüglich Steuern und
Sozialversicherungsabgaben als auch
Sonderkonditionen, die Privatpersonen
am Markt nicht bekommen.“
„Handlungsspielräume werden ausgelo-
tet, Ziel ist ein tragfähiger Kompromiss.“
Rainer Goepfert, Gesellschaft für Arbeit und soziale Dienstleistung (GAD)
„Beschlossen wurde, die Erhöhung der
Arbeitszeit mit einer bAV auszugleichen.“
Dr. Barbara Endell, Heidelberger Druckmaschinen AG
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