Seite 28 - personalmagazin_10_2011

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personalmagazin 10 / 11
Mehr Arbeit – mehr Freizeit
PRAXIS. Längere Arbeitszeiten und eine bessere Work-Life-Balance müssen kein
Widerspruch sein. Praktiker zeigen Modelle, die beides miteinander verbinden.
und 95 Prozent ist alles denkbar. Seit
etwa fünf Jahren machen wir unseren
beschäftigten Müttern mit Kindern un-
ter zehn Jahren ein ganz besonderes
Angebot: Sie können täglich eine Stunde
früher gehen – und das bei vollem Lohn-
ausgleich.“ Das gilt auch für die Mütter
in Führungspositionen. Die volle Stunde
bezieht sich hierbei auf eine Vollzeitstel-
le und wird für Mütter, die ein Teilzeit-
modell nutzen, anteilig berechnet. Dabei
kann die Arbeitszeit nicht nur verkürzt,
sondern im Rahmen von individuellen
Regelungen auch verschoben werden, et-
wa um morgens die Kinder in die Schule
bringen oder nachmittags vom Hort ab-
holen zu können.
Von diesen familienbewussten Ange-
boten profitiere die Dockweiler AG in
mehrfacher Hinsicht, so Klitzke. Denn-
während andere Unternehmen in Me-
cklenburg-Vorpommern händeringend
Fachkräfte suchten, spüre Dockweiler
den Fachkräftemangel aktuell nicht.
Klitzke: „In Bewerbungsgesprächen höre
ich oft, dass wir als Arbeitgeber einen
sehr guten Ruf genießen. Dass unsere
Beschäftigten bei uns zufrieden sind,
belegt zudem unsere sehr geringe Fluk-
tuationsquote. Und unsere Mütter keh-
ren nach der Geburt ihrer Kinder auch
aufgrund von unseren Angeboten nach
maximal einem Jahr zurück, manchmal
sogar früher. So steht uns das Know-how
schnell wieder zur Verfügung.“
Wunscharbeitszeiten in der Pflege
Problematische Arbeitszeiten sind eine
Herausforderung, mit der auch Pflege-
einrichtungen bei der Mitarbeitersuche
zu kämpfen haben. Das musste auch
die Gesellschaft für Arbeit und soziale
Dienstleistungen (GAD) erfahren, eine
Zeitarbeitsfirma, die sich auf die Ver-
mittlung von Fach- und Hilfskräften an
soziale Einrichtungen spezialisert hat.
GAD-Disponenten berichten, dass im-
mer wieder Vermittlungen qualifizierter
Fachkräfte daran scheitern, dass die
Bewerber die Arbeitszeiten mit ihren
familiären Verpflichtungen nicht ver-
einbaren können. Regelmäßiger Wech-
seldienst, die Bereitschaft zu Mehrarbeit
und Überstunden sowie die hohen Fle-
xibilitätsanforderungen lassen sich nur
schwer mit der Kinderbetreuung unter
einen Hut bringen.
Bei einem Pilotprojekt wurde deshalb
ein Konzept zu familienfreundlichen Ar-
beitszeiten von GAD und ihren Partner-
einrichtungen in der Pflege erarbeitet,
das inzwischen in mehreren Pflegeein-
richtungen etabliert ist. GAD-Geschäfts-
führer Rainer Goepfert erklärt das
Konzept: „Nach einer gründlichen Ana-
lyse der aktuellen Arbeitszeiten unserer
Zeitarbeitnehmer in den Pflegeeinrich-
tungen und einer Gegenüberstellung der
harten
, unbedingt zu erfüllenden zeit-
lichen Anforderungen der Einrichtungen
und der Arbeitnehmerwünsche konnten
wir die dringendsten Kernpunkte he-
rausarbeiten.“ Dabei zeigte sich: Die
Von
Katharina Schmitt
(Red.)
D
ieAnsprüchesindhärtergewor-
den: Die 35-Stunden-Woche ist
vorbei, Unternehmen brauchen
im Wettbewerb mehr, insbe-
sondere auch zeitlich ausgeweitete Mit-
arbeiterleistung. Arbeitnehmer dagegen
verlangen flexible Arbeitsmöglichkeiten,
umBeruf und private Bedürfnisse besser
vereinbaren zu können. Drei Beispiele
zeigen Lösungen für diesen scheinbar
unlösbaren Konflikt.
Know-how sichern
Gerade Firmen mit Schichtbetrieben
sind in der Flexibilität bei der Arbeitszeit
eingeschränkt, was speziell für Frauen
mit Familie oft ein Problem darstellt.
Der Dockweiler AG gelang es durch ein
besonderes Angebot für Mütter, dieses
nicht ausreichend genutzte Potenzial
an Fachkräften aus der „Hinzuverdiene-
rinnen-Ecke“ in oft vollzeitnahe Teilzeit
und Führungspositionen zu bringen.
Joachim Klitzke, Personalleiter und Pro-
kurist bei der Dockweiler AG, beschreibt
das Modell: „Trotz festgelegter Kernar-
beitszeit von acht Uhr morgens bis fünf
Uhr nachmittags kann bei der Dockwei-
ler AG jeder in Teilzeit arbeiten, auch im
Schichtbetrieb. Von der klassischen bis
zur vollzeitnahen Teilzeit zwischen 50
„Mütter kehren nach Geburt ihrer Kinder
nach maximal einem Jahr zu uns zurück.“
Joachim Klitzke, Dockweiler AG
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ARBEITSZEIT
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