Seite 23 - personalmagazin_10_2011

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Rübling:
Möchte ein Mitarbeiter etwa
um fünf Stunden erhöhen, beispiels-
weise auf Basis von 35 Stunden auf
40 Stunden, so wird er bevorzugt,
wenn er in Konkurrenz mit einem
steht, der um eine Stunde auf 36
Stunden erhöhen will. Wenn die
Quoten aber voll sind, dann muss
ich neu verhandeln. Denn klar ist
auch: Wir zwingen ja niemand. Und
wenn die Gewerkschaft sieht, dass
die Leute das wollen, kann ich mir
schlecht vorstellen, dass sie eine
höhere Quote ablehnt.
personalmagazin:
Ist Ihr Modell eine
Reaktion auf den Fachkräftemangel,
den alle vorhersagen?
Rübling:
Ich glaube, dass noch viel
ungenutztes Potenzial vorhanden
ist, weil Firmen sich noch nicht
darauf eingestellt haben, dass etwa
eine Software-Ingenieurin dreimal
pro Woche vier Stunden arbeiten
möchte und später dann vielleicht
auch vier- oder fünfmal oder
halbtags durchgehend. Ich glaube
einfach, dass unsere Arbeitszeiten
im Moment nicht richtig ange-
passt sind an die Lebensverhält-
nisse der Leute. Hier können wir
volkswirtschaftlich gesehen mehr
Beschäftigung erzeugen durch neue
Arbeitszeitmodelle. Im Mikrokos-
mos unseres Unternehmens bedeu-
tet das Modell: Wir sind attraktiver
geworden, das merkt man an den
Bewerberzahlen.
personalmagazin:
Sehen Sie da schon
erste Erfolge?
Rübling:
Immerhin 30 Prozent mehr
Bewerber seit Mai. Sie kennen
zwischenzeitlich alle unser Arbeits-
zeitmodell. Und weil es attraktiv
ist, vergrößern wir den Pool an
Bewerbern, die interessiert sind,
bei uns zu arbeiten. Das betrifft
zum Beispiel Frauen, aber auch
Mitarbeiter in ziemlich freien Ar-
beitsverhältnissen, etwa bei kleinen
Software-Häusern. Durch weniger
starre Regeln eröffnen wir neue
Optionen und erhöhen die Wahl-
möglichkeit dieser Leute.
personalmagazin:
Arbeitszeitkonten
verwalten, organisieren und vor der
Insolvenz sichern – das verursacht
auch Mehrkosten und -aufwand.
Rübling:
Kurzfristig kostet es eventu-
ell mehr. Aber 20 Stellenanzeigen
zu schalten, unzählige Gespräche
zu führen und dann doch nicht
den Richtigen zu finden, ist teurer.
Natürlich ist es ein wahnsinniger
Aufwand, denn im Grunde genom-
men hat jeder ein Einzelarbeitszeit-
modell, weil sich mit der Zeit alles
durchmischt und immer komplexer
wird. Aber: IT-Systeme helfen da
sehr, und ich bin mir sicher, dass die
Personalbeschaffung und Besetzung
offener Planstellen schneller geht
als beim alten System. Dann habe
ich mehr Kapazität an Bord, genau
dafür habe ich als Arbeitsdirektor
zu sorgen. Und es ist betriebswirt-
schaftlich doch sinnvoller, Mitarbei-
ter an Bord zu haben, die arbeiten
und Profit bringen, als Leute ständig
zu suchen und letztlich die Lei-
stungsfähigkeit des Betriebs an der
verfügbaren Kapazität auszurichten.
personalmagazin:
Ein durchweg posi-
tives Fazit also?
Rübling:
Natürlich freuen wir uns
über die positive Resonanz. Wir
denken aber langfristig und dürfen
uns nicht von den Anfangserfolgen
blenden lassen. Im Aufschwung
können alle wie gewünscht ar-
beiten. Aber in einer Krise wird
es eventuell Mitarbeiter geben,
die erhöhen wollen, während wir
Nein sagen, weil wir das dann
nicht brauchen. Aber das Fazit ist
bislang sehr positiv. Das Modell
hat neuen Schwung gebracht.
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ARBEITSZEIT
10 / 11 personalmagazin
Das Interview führte
Michael Miller.
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