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ZEITARBEIT
personalmagazin 05 / 11
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TITEL
wird eine hohe Produktivität unter den
Mitarbeitern erreicht, und die volle Flexi-
bilität erhalten. Ein Kunde von Randstad
ist die Firma Bassermann, die immer
wieder mit Auftragsspitzen belastet ist.
„Unser Personalbedarf an externen Mit-
arbeitern schwankt stark, etwa wenn wir
dabei sind, ein neues Produkt auf den
Markt zu bringen“, erklärt Bassermann
Werksleiter Ron Speelmann. Dann ist –
je nach Projektgröße – der Einsatz der
Zeitarbeiter gefragt, deren Anzahl kann
von zehn bis hundert schwanken. Rand-
stad stellt dabei speziell ausgebildete
„Account Specialists“ zur Verfügung,
die direkt in der Firma für den reibungs-
losen Ablauf verantwortlich sind und
die Prozesse individuell auf die Kunden-
situation zuschneiden. Sie regeln die Ab-
läufe für neue Mitarbeiter oder stellen
per Qualifikationsmatrix sicher, dass
auch in der Hochsaison genügend Mitar-
beiter an den wichtigsten Arbeitsplätzen
eingearbeitet sind.
Bedarf an Hilfskräften wie Experten
Nicht immer sind spezielle Qualifika-
tionen gesucht. Ein Großteil der am
Markt verfügbaren Zeitarbeitnehmer
arbeitet als Hilfsarbeiter oder in einfach
qualifizierten Tätigkeiten. Goran Lalos,
Geschäftsführer der Trenkwalder Per-
sonaldienste GmbH, sieht das nicht als
Problem: „Neben Fachkräften werden
bei uns weiterhin auch viele Mitarbei-
ter mit einfacheren oder ganz ohne be-
sondere Qualifikationen nachgefragt.
Dieser Markt ist vom Fachkräftemangel
unberührt.“ Seiner Ansicht nach liegt
das Erfolgsgeheimnis guter Zeitarbeits-
projekte darin, Mitarbeiter mit zum Un-
ternehmen passenden Profilen zu finden
und einzusetzen „Dazu gehört natürlich
die Qualifikation, aber auch weitere
Faktoren wie Flexibilität, mögliche Ein-
satzzeiten, Wohnort des Mitarbeiters
und vieles mehr. Nur wenn das wirklich
passt, wird das Projekt für den Kunden
und für uns zum Erfolg.“
Weiterbildung statt Nachwuchsmangel
Die genaue Marktkenntnis der Zeitar-
beitsanbieter verschafft den Vorteil, Lü-
cken und künftigen Bedarf an konkreten
Fachkräften frühzeitig abschätzen zu
können. Weiterbildung der Zeitarbeit-
nehmer ist daher mittlerweile für die
meisten Personalserviceagenturen ein
großes Thema. Amadeus Fire versucht,
dem steigenden Fachkräftemangel ent-
gegenzuwirken, indem die Mitarbeiter
an konzerneigenen Weiterbildungsinsti-
tuten permanent weitergebildet werden.
Jan Trouvain: „Somit können wir auf
die Nachfrage nach spezifischem Fach-
wissen und Fachkräften schnell und
bedarfsgerecht reagieren und einem
Mangel an Fachkräften trotzen.“
Die Dis AG, die sich auf die Vermitt-
lung hoch qualifizierter Fach- und Füh-
rungskräfte in den Geschäftsbereichen
Office &Management, Industrie, Finance
und Information Technology speziali-
siert hat, setzt noch früher an und agiert
auch als Berufsausbilder. Jürgen Grau,
Leiter Aus- und Weiterbildung bei der
Dis AG, erklärt: „Es ist absehbar, dass
ab 2012 in bestimmten Qualifikationen
nicht mehr genügend Facharbeiter auf
dem Markt sind, um den Bedarf zu de-
cken. Um dem entgegenzuwirken, hat
die Dis AG beschlossen, in bestimmten
Bereichen die Berufsausbildung selbst
zu übernehmen.“ Seit 2006 besteht nun
eine partnerschaftliche Ausbildung im
technischen Bereich mit Kundenunter-
nehmenwie Lufthansa Technik und Aus-
bildungsunternehmen. Das Spektrum
reicht dabei vom Mechatroniker über
Fluggerätmechaniker und Elektroniker
bis hin zum Gerätezusammensetzer. Das
Besondere daran: Die Auszubildenden
sind bei der Dis AG angestellt, absolvie-
ren den praktischen Teil der Ausbildung
allerdings im Kundenunternehmen. Bis-
lang wurden Ausbildungskooperationen
mit 15 Kundenunternehmen abgeschlos-
sen. Seit Februar 2010 haben 19 Absol-
venten die Ausbildung beendet.
Übernahme in den Entleihbetrieb
Nach Erhebungen des IAB beträgt die
durchschnittliche Beschäftigungsdauer
eines Zeitarbeitnehmers im Zeitarbeits-
unternehmen drei Monate. Doch gerade
in den großen Agenturen sind längere An-
stellungen die Regel. Ingrid Hofmann, Ge-
schäftsführerin der IK Hofmann GmbH,
führt aus: „Bei uns sind die Mitarbeiter
durchschnitlich 1,5 Jahre beschäftigt. Die
Einsatzdauer im Entleiherbetrieb beträgt
im Schnitt 1,5 Monate.“ Zeitarbeitmitar-
beiter besetzen also in der Regel Arbeits-
plätze, die nicht durchgängig gebraucht
werden. Viele aneinandergereihte Ar-
beitsplätze ergeben aber wiederum einen
festen Arbeitsplatz in der Zeitarbeit.
Dieser Arbeitsplatz kann sehr langfris-
tig besetzt sein, wie im Beispiel von Dr.
James Mc Neil. Der Ingenieur für HVAC
(RLT) und promovierte Informatiker ist
seit gut 20 Jahren bei der Dis AG als Zeit-
arbeitnehmer beschäftigt. Die Spanne
der Einsätze reicht dabei von drei Tagen
– dann geht es um „Troubleshooting“ –
bis zu mehreren Jahren, insbesondere
bei Outsourcing-Projekten. Bei einem
großen Chemieunternehmen hatte sich
der geplante Einsatz von Mc Neil und
seinem Team von einem Jahr auf acht
Jahre erweitert. Aufgrund seiner hohen
Qualifikation wurde dem Zeitarbeiter
im Laufe der Zeit die Betreuung von der
Hardware über Datenbanken bis hin zur
Anwendung übertragen. Eine Steilvorlage
für Übernahmeangebote – doch Mc Neil
hat bisher immer abgelehnt: „Jede Firma,
bei der ich länger als drei Monate war,
hat mir ein Übernahmeangebot gemacht.
„Viele Unternehmen wollten mich übernehmen.
Aber ich will nicht immer dasselbe machen.“
Dr. James Mc Neil, Zeitarbeiter bei der Dis AG