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MANAGEMENT
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EMPLOYER BRANDING
grund der Durchdringung der Fachwelt
werden die Bewerber jedoch auf eine Son-
derstellung des Unternehmens im Wett-
bewerb hingewiesen. Darüber hinaus
können die Experten Multiplikatoren
und Tutoren werden, die erstklassige
Expertisen im Sinne des Wissenstrans-
fers an die Mitarbeiter vermitteln. Dass
Expertensysteme ein Entwicklungsmo-
ment und damit einen Anreiz darstellen,
ist zweifellos nachvollziehbar.
Freiräume für das Lernen
Damit ein Unternehmen als modern
eingestuft wird, zumindest die Perso-
nalentwicklung betreffend, müssen
Freiräume zum Lernen fest in der Un-
ternehmenskultur verankert sein. Dabei
ist darauf zu achten, dass es nicht reicht,
mit einem smarten Internet-Auftritt zu
den persönlichen Entwicklungsmöglich-
keiten den Bewerber blenden zu wollen.
Allzu schnell wird dies durch die Realität
entlarvt.
So will der Vetter Campus der Vetter
Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG in
Ravensburg kein stereotyper Bildungs-
katalog sein. Vielmehr stehen auch zu-
kunftsweisende Kompetenzen wie das
unternehmerische und strategische Han-
deln im Mittelpunkt der Wissensvermitt-
lung. Ein Lern-Campus ist ein eindeutiges
Signal dafür, dass das Leistungspotenzial
„Personal“ erkannt und dem Kompetenz-
aufbau entsprechend Raum verschafft
wird. So lassen sich im Sinne des Emplo-
yer Brandings strategisches Management
und Wissensstrategie wirkungs- und
eindrucksvoll nach außen tragen. Leicht
erweiterbar sind solche Programme bei-
spielsweise durch Bildungszeitkonten. So
kann jeder selbst bestimmen, ob er sein
Zeitguthaben täglich zum Lernen nutzt
oder ob er Zeiten anspart.
Es muss klar sein, dass dieses System
nicht das formale Qualifizierungssys-
tem mit notwendigen Weiterbildungen
ersetzt. Vielmehr muss in einer Art Lern-
welt des Unternehmens eine Ressource
bereitgestellt werden, die der Mitarbei-
ter für selbst organisiertes und selbst
gesteuertes Lernen nutzen kann – zur
persönlichen Entwicklung.
Kulturbekenntnis Weiterbildung
Am überzeugendsten wird für einen
Bewerber sein, wenn der Wert der Per-
sonalentwicklung eines Unternehmens
glaubhaft vermittelt werden kann und
die Verantwortlichen authentisch sind.
Die Sedus Stoll AG Waldshut lebt diese
Verknüpfung von Strategie und (Lern-)
Kultur seit vielen Jahren. Ausbildung
wird dort nicht nur großgeschrieben,
sondern außerdem mit Leben gefüllt.
Das Unternehmen hat schon früh er-
kannt, wie wichtig es ist, Imagewerbung
bei Schülern zu platzieren, will man dem
Fachkräftemangel wirkungsvoll vorbeu-
gen. Die Förderung der beruflichen und
persönlichen Entfaltung gehört sogar
zu den Unternehmensgrundsätzen. In
den Weiterbildungsgrundsätzen findet
dieses Kulturbekenntnis dann seine
Fortsetzung, wenn jede Art von persön-
licher Entwicklung begrüßt wird und
berufliche Weiterbildung unterstützt
werden soll. Die Mitarbeiter erleben im
Unternehmen die Ernsthaftigkeit der in-
dividuellen Personalentwicklung. Dies
kann allerdings nur gelingen, wenn auch
alle mitmachen.
Das heißt, dass Personal- und Kompe-
tenzentwicklung von allen gelebt wird
und für alle im Unternehmen verpflich-
tend ist, Angebote und Programme in
Anspruch zu nehmen. Denn die Füh-
rungskraft kann nur authentisch von
persönlicher Entfaltung schwärmen,
wenn sie die angeblich vorhandenen
Möglichkeiten auch selbst für sich nutzt.
Macht sie dies nicht, bleibt die Stimmig-
keit auf der Strecke.
Ist dies auch nur einer kleiner Aus-
schnitt aus der Praxis, sollte sich doch
gezeigt haben, welches Potenzial der
Vermarktungsbereich Personalentwick-
lung hat. Doch Lernkultur in einem
Unternehmen lässt sich nur schwer
in Worte überführen. Broschüren und
Messestände mögen Eindruck beim Be-
trachter hinterlassen. Ihm jedoch die
objektive Urteilskraft abzusprechen, in-
dem das Unternehmen auf die Überzeu-
gungskraft des Scheins setzt, das wird
die Rekrutierung nicht gerade einfacher
machen. Kultur muss gelebt werden und
daher muss das Unternehmen darüber
nachdenken, wie es diese am besten
praktisch vorführt.
ist freier Personalberater und -entwickler
in Wiesbaden.
Dr. Werner Bünnagel
PE-MARKE
Die Grundlagen
Meilensteine und Säulen der
modernen Personalentwicklung
unter dem besonderen Aspekt des
Employer Brandings sind:
die klare strategische Ausrich-
tung mit den dazugehörigen
Kompetenzmodellen
die restriktionsfreie Performanz-
analyse mit der subjektorien-
tierten Bedarfsanalyse
der Entwurf eines bedarfsge-
rechten (auf das Individuum
bezogenen) und eines bedarfs-
konformen (auf die Unterneh-
mung bezogenen) Angebots
die Überprüfung der Maßnahmen
auf innovative Veränderungs-
möglichkeiten
die Verknüpfung der neuen Maß-
nahmen mit dem evaluierten
Motivraster des Mitarbeiters
die Überprüfung und Bewertung
des Maßnahmeerfolgs
die Zusammenstellung der Best
Practices und die Vermarktung
der erfolgreichen Kompetenzent-
wicklung