„Emotion imUnternehmen“
INTERVIEW. Sabine Hansen Peck, Vice President HR der Amadeus IT-Group, er-
klärt, warum Personaler wirtschaftliches und psychologisches Wissen brauchen.
personalmagazin:
In das Personalwesen
kommt man auf vielen verschiedenen
Wegen. Warum haben Sie sich für ein
Psychologie-Studium entschieden?
Sabine Hansen Peck:
Ich war immer daran
interessiert, menschliches Verhalten
zu verstehen. Das ist die Basis für die
Handlungen in Organisationen, sozu-
sagen die emotionale Komponente oder
der Humanfaktor in Unternehmen.
personalmagazin:
Trotzdem haben Sie sich
auch noch wirtschaftliche Kenntnisse
mit einem MBA angeeignet. Warum?
Hansen Peck:
Ich bin in einer Unter-
nehmerfamilie aufgewachsen. Es war
für mich deshalb nur natürlich, mich
auch für die eher „rationale“ Seite des
Unternehmens zu interessieren. Es ist
heute längst bewiesen, dass die emotio-
nale Komponente und die rationale Sei-
te des Unternehmens stark verknüpft
sind. Während meines Psychologie-Stu-
diums habe ich in allen Semesterferien
Praktika in Unternehmen absolviert
– was damals noch ungewöhnlich war,
da es noch keine Pflichtpraktika gab.
Auf diese Weise konnte ich frühzeitig
einen sehr wirtschaftlichen und prag-
matischen Ansatz im Personalwesen
entwickeln.
personalmagazin:
Wie wichtig sind Ihre
psychologischen Fachkenntnisse heute
noch für Ihre HR-Arbeit?
Hansen Peck:
Die Messlatte im Personal-
wesen liegt inzwischen viel höher. Wir
müssen heute dazu beitragen, die strate-
gischen Unternehmensziele zu errei-
chen. Alle wichtigen Themen, wie zum
Beispiel Motivation, Vergütungssysteme,
Fachkräftemangel, effektive Teamarbeit,
Talentförderung oder Change-Manage-
ment, hängen mit Psychologie zusam-
men. Die angewandte Psychologie kann
hier zu wirtschaftlichem Erfolg verhel-
fen. Mit psychologischen Kenntnissen
kann man geeignete Antworten auf die
vielen offenen Fragen, die diese Themen
mit sich bringen, finden.
personalmagazin:
In welchen Situationen
sind die Kenntnisse in Ihrem Alltag
besonders wichtig?
Hansen Peck:
Psychologie ist immer
wichtig, wenn man in Organisationen
mit Menschen zu tun hat. Entschei-
dungsfindungen und wirtschaftliches
Verhalten sind wesentlich emotionaler
als man denkt. Jeder Mitarbeiter würde
davon profitieren, wenn er psycholo-
gisches Hintergrundwissen hätte und
die grundlegenden Prinzipien des
menschlichen Verhaltens verstehen
könnte. Die Personalabteilung hat hier
eine sehr wichtige Vorbildfunktion.
personalmagazin:
Welche Fähigkeiten
sollte Ihr ideales HR-Team besitzen?
Hansen Peck:
Für bestimmte HR-Bereiche
sind psychologische Fachkenntnisse
fast unabdingbar. Ein Organisations-
Psychologe identifiziert und entwickelt
Initiativen und schafft Arbeitsumge-
bungen, in denen sich das menschliche
Verhalten, die Fähigkeiten und die
Motivation der Mitarbeiter positiv
entwickeln können. Dies geschieht zum
Beispiel über die Praxis der Mitarbei-
terauswahl, über Talentmanagement,
Vergütung und Motivation.
personalmagazin:
Und über die Fachkennt-
nisse hinaus?
Hansen Peck:
Darüber hinaus sind mir
vor allem Faktoren wichtig, die die Hal-
tung und Einstellung meiner HR-Mitar-
beiter angeht: Sie müssen das „Human“
in Human Resources leben. Das heißt,
sie müssen die menschlichen mit den
wirtschaftlichen Belangen verbinden
können. Ich erwarte deshalb nicht nur
psychologische Kenntnisse, sondern
auch ein wirtschaftliches Grundver-
ständis und eine Ausrichtung unserer
Arbeit an den Unternehmenszielen.
ist Vice President Human Resources in
der Amadeus IT-Group. Sie hat sowohl
Organisationspsychologie studiert als
auch einen MBA absolviert.
Sabine Hansen Peck
Das Interview führte
Kristina Enderle.
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A&O-PSYCHOLOGIE
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personalmagazin 08 / 10
SERIE: PSYCHOLOGIE IN HR