Seite 21 - personalmagazin_2010_08

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AUSBILDUNG
TITEL
08 / 10 personalmagazin
Was Azubis wollen
STUDIE. Worauf Schüler bei der Wahl eines Aus-
bildungsbetriebs Wert legen und wie sie sich
informieren, das war das Thema einer Diplomarbeit.
W
ie können Unternehmen
potenzielle Azubis auf sich
aufmerksam machen? Die
Antwort: Indem sie zu-
nächst in Erfahrung bringen, welche An-
forderungen junge Menschen an einen
Arbeitgeber stellen und welche Wege sie
nutzen, um sich über einen Arbeitgeber
zu informieren. Und genau diese Frage-
stellungen standen imFokus der Diplom-
arbeit von Nadja Kölbl an der Universität
Hohenheim, unterstützt durch das Aus-
bildungsportal azubister.net. Sie hatte
525 Schüler zu ihren Anforderungen an
einen Arbeitgeber befragt.
Schüler wollen akzeptiert werden
Vor allem die Faktoren „Akzeptanz und
Wertschätzung“, „Sicherheit“ und das
„Arbeitsklima eines Unternehmens“ sind
den Schülern bei der Wahl eines Ausbil-
dungsbetriebs besonders wichtig, ergab
die Befragung. Auch weitere Aspekte wie
ein „geregeltes Arbeitsleben“ sowie der
„Berufseinstieg und Entwicklungschan-
cen“ und die „Identifikation mit dem
Unternehmen“ haben für die befragten
Schüler eine hohe Bedeutung. Auffällig
hierbei ist, dass dies sowohl für Haupt-
und Realschüler als auch für Gymnasi-
asten gilt. In deren Aussagen finden sich
nur marginale Unterschiede.
Weniger wichtig für die künftigen
Azubis sind dagegen die Reputation und
der Standort eines Unternehmens, des-
sen Kreativität und Modernität. Auch die
Entlohnung steht nur an siebter Stelle
der Einflussfaktoren für die Arbeitge-
berwahl. Studienautorin Nadja Kölbl rät
daher den Arbeitgebern, insbesondere
Aspekte wie eine sichere Übernahme,
zum Beispiel Übernahmezahlen der
vergangenen Jahre, aber auch Aussagen
der Mitarbeiter über das Arbeitsklima
im Unternehmen und Berichte über
Programme zur Weiterentwicklung und
die Aufstiegsmöglichkeiten nach Ausbil-
dungsabschluss gezielt an die Schüler
zu kommunizieren. „Wichtig ist, dass
die Aussagen authentisch sind und das
Beschriebene im Unternehmen auch ge-
lebt wird“, ergänzt sie.
95 Prozent gehen ins Netz
Bleibt die Frage, auf welchem Weg diese
Informationen am besten kommuniziert
werden. Wo informieren sich die Schüler
in erster Linie über einen Arbeitgeber?
Hierfür liefert die Studie eine eindeutige
Antwort: Das Internet steht an erster
Stelle, gefolgt von den Freunden und
der Familie. Weiterhin holen die Schü-
ler Informationen zur Berufswahl beim
Berufsinformationszentrum (BIZ) der
Arbeitsagenturen, bei Lehrern, bei Aus-
bildungsmessen und in der Presse ein
(siehe Grafik). „Insgesamt nutzen über
95 Prozent der befragten Schüler das
Internet zur Information über einen Ar-
beitgeber und nur knapp fünf Prozent
nicht“, berichtet Nadja Kölbl. „Der Kom-
munikationsweg über das Internet ist al-
so besonders geeignet, um eine Vielzahl
von Schülern über ein Unternehmen und
seine Ausbildungsmöglichkeiten zu in-
formieren“, folgert sie.
Dies beschränke sich nicht nur auf
gezielte Informationen über die angebo-
tenen Ausbildungen, die Bewerbungs-
fristen und -abläufe auf der Webseite des
Unternehmens, so die Studienautorin.
Gerade wer jetzt Web-2.0-Instrumente
einsetze, beispielsweise Azubi-Foren,
Chats mit Unternehmensvertretern oder
Podcasts, könne sich als Arbeitgeber
von anderen Unternehmen gut abheben.
Zudem könnten sich Unternehmen in
sozialen Netzwerken darstellen und den
direkten Kontakt zu potenziellen Azubis
herstellen. Nadja Kölbl: „Das Austau-
schen von Meinungen und Informatio-
nen im Netz bietet somit neue Chancen
für Unternehmen, mit den Jugendlichen
in Kontakt zu treten.“
Die Familie mit einbeziehen
Ein weiteres Fazit der Studie: Da Schüler
ihr soziales Umfeld, das heißt Familie
und Freunde, stark in die Informations-
suche einbeziehen, müssen auch diese
im Azubi-Marketing und der Kommuni-
kation berücksichtigt werden. Für diese
Zielgruppe sind vor allem Botschaften
wie die Ausbildungsqualität und -si-
cherheit in einem Unternehmen ent-
scheidend. Zudem bietet es sich an, die
Familien zu speziellen Veranstaltungen
wie Azubi-Tagen mit einzuladen.
Von
Daniela Furkel
(Red.)
Info-Quellen
Schüler binden ihr soziales Umfeld stark
in die Informationssuche rund um das
Thema „Ausbildung“ ein.
Quel le: Nadja Kölbl, 2009
Internet
Freunde und Familie
84 %
72 %
BIZ
Lehrer und Schule
62 %
56 %
Ausbildungsmessen
Zeitung / Zeitschriften
54 %
46 %