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PERSONALENTWICKLUNG
MANAGEMENT
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in der Qualität deutlich verbessern und
zugleich verkürzen, indem sie reale
Prüfprozesse per Video in Web-based-
Trainings (WBT) vorstellt und anschlie-
ßend in Realsituationen einübt.
Situierte Kognition
Regeln und Methoden lassen sich be-
sonders gut anhand von Beispielen
erläutern, die aus dem Fachgebiet der
jeweiligen Zielgruppe
stammen. Gemeinsammit
meinen Mitarbeitern ha-
be ich ein Handbuch mit
empirisch begründeten
Empfehlungen zur lern-
förderlichen Gestaltung
von E-Learning-Anwen-
dungen erarbeitet. Eine
Version unseres Autoren-
handbuchs illustriert alle
Empfehlungen anhand
von Beispielen aus der
Humanmedizin. Dieses
Handbuch haben wir für
eine Autorenschulung
von Ingenieuren aus dem
Bereich der Schiffs- und
Meerestechnik eingesetzt
- mit sehr mäßigem Erfolg.
Die Ingenieure sagten
uns, dass unsere Empfeh-
lungen sicherlich für die
Humanmedizin zutreffen,
in der Schiffs- und Meerestechnik aber
alles ganz anders sei. Erst als wir unse-
re Empfehlungen mit Beispielen aus der
Schiffs- und Meerestechnik illustrierten,
wurden sie beachtet. Dieses Prinzip gilt
auch für die Gestaltung von E-Learning-
Kursen: Verwenden Sie möglichst Bei-
spiele aus der Lebenswirklichkeit der
jeweiligen Zielgruppe.
Typische Arbeitsweisen und
Darstellungsformen
In den meisten Arbeitsbereichen haben
sich bestimmte Darstellungsformen he-
rausgebildet. So erkennen Mathemati-
ker auf den ersten Blick eine bekannte
Gleichung, und Chemiker sehen sofort,
um welchen Stoff es sich handelt. Die
verwendeten Symbole und Darstellungs-
weisen sind deshalb so hilfreich, weil sie
allen Angehörigen des Fachgebiets ver-
traut sind. Wie wirksam dieses Prinzip
ist, zeigt ein Fallbeispiel aus der Unter-
nehmenspraxis: Zur Schulung ingenieur-
wissenschaftlicher Prüfprozesse wurden
zunächst Web-based-Trainings nach dem
Prinzip elektronischer Bücher eingesetzt,
die die Zielgruppe eher mäßig nutzte.
Nachdem die WBTs überarbeitet und
die Prüfprozesse anhand von Flussdia-
grammen erläutert wurden, änderte sich
das Nutzungsverhalten dramatisch: Die
Flussdiagramm-WBTs wurden dreimal so
häufig und mit deutlich besseren Lerner-
folgen genutzt, da sie nun der vertrauten
Arbeitsweise entsprachen.
Steuerung des Lernverhaltens
Ob wir Lehrstoff im intendierten Sinne
verstanden haben, wissen wir erst, wenn
wir entsprechende Übungsaufgaben
korrekt beantworten können. Ein großer
Vorteil von E-Learning-Anwendungen
besteht darin, dass die Antworten auf
Übungsaufgaben unmittelbar ausge-
wertet und sehr gezielt Rückmeldungen
gegeben werden können. So kann er-
läutert werden, wieso eine bestimmte
Antwort falsch ist, oder es kann auf die
Erläuterungen in dem WBT verwiesen
werden. Übungsaufgaben mit entspre-
chend differenzierten Rückmeldungen
führen zu zweierlei: Zum einen wird der
Lerner zum aktiven Nachvollziehen der
erläuterten Sachverhalte
ermuntert und zum an-
deren wird sein Lernver-
halten gesteuert: Er kann
fortfahren, wenn er alles
korrekt verstanden hat,
und gezielt das erneut
studieren, was er noch
nicht beherrscht. In vie-
len E-Learning-Projekten
für die akademische Leh-
re und die Weiterbildung
in Unternehmen konnten
wir zeigen, dass die Ak-
zeptanz von E-Learning-
Anwendungen deutlich
zunimmt, wenn gezielt
Übungsaufgaben mit
differenzierten Rückmel-
dungen integriertwerden.
Wir konnten außerdem
wiederholt zeigen, dass
solche Lernanwendungen
häufiger genutzt werden
und die Leistungen in Prüfungen deut-
lich besser ausfallen.
Festigung des Wissens
Beim Lernen von Vokabeln oder einer
komplexen motorischen Fertigkeit, wie
dem Aufschlag beim Tennis, erwartet
niemand, dass wir sie durch einmaliges
korrektes Anwenden beherrschen. Viele
E-Learning-Anwendungen sind aber so
gestaltet, als ob das so funktionieren
würde. Damit Wissen zu einer Kompe-
tenz wird, die in Zukunft sicher und
verlässlich zu unserem Verhaltensre-
pertoire gehört, müssen wir trainieren.
Wie häufig wir etwas trainieren müssen,
ist sehr variabel. Dieselbe Vokabel fünf-
Die Form ist entscheidend, um das Ziel zu erreichen – auch im E-Learning.