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PERSONALENTWICKLUNG
personalmagazin 01 / 10
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
MANAGEMENT
mal korrekt in zufälliger Reihenfolge
reicht für die meisten Zwecke aus. Um
den Tennisaufschlag zu beherrschen,
muss man schon einige Hundert Mal
üben. Die Übungshäufigkeit hängt also
vom jeweiligen Lerngegenstand ab. Au-
ßerdem muss man beachten, dass auch
gut trainierte Fertigkeiten nicht beliebig
lange verfügbar bleiben, wenn man sie
längere Zeit nicht anwendet. Nach einer
Nutzungspause ist demnach häufig ein
Auffrischungstraining angezeigt.
Den Unterschied zwischen Lernen
und Trainieren zeigt ein Beispiel aus
der Küchenmöbelindustrie: In einem
Web-based-Training wurden die häu-
figsten Fehler bei der Bearbeitung von
Küchenaufträgen vorgestellt und Maß-
nahmen zu ihrer Vermeidung erläutert.
Die Zielgruppe hat die Arbeit mit die-
ser E-Learning-Anwendung sehr posi-
tiv aufgenommen. Sie führte zu einer
deutlichen Reduktion der Fehler bei der
Auftragsbearbeitung. Schon nach kurzer
Zeit schlichen sich aber die alten Fehler
wieder ein. Um langfristig Fehler zu ver-
meiden, wurde daher ein Trainingssys-
tem entwickelt, mit dem die Mitarbeiter
eine größere Zahl von Küchenaufträgen
mit allen Fehlerschwerpunkten so lange
trainieren mussten, bis alle Aufträge in
allen Positionen völlig korrekt waren.
Die Mitarbeiter arbeiteten beim
Training mit einem Spiegel des Echt-
systems. Diese Trainingsmaßnahme
führte schließlich zum gewünschten
Erfolg: Die Fehlerraten reduzierten sich
auf ein Drittel der Ausgangswerte und
dieser Zustand hielt an. Für dauerhafte
Verhaltensänderungen genügt es dem-
nach meist nicht, etwas Neues zu lernen.
Man muss die Anwendung des neuen
Wissens auch intensiv trainieren – was
sich mit E-Learning exzellent unterstüt-
zen lässt.
Transfer in die Arbeitspraxis
Trainingsmaßnahmen dienen dazu, mit
demneu erworbenenWissen die tägliche
Arbeit effektiver zu gestalten. Nur wenn
dieser Transfer gelingt, profitiert auch
das Unternehmen aus der Finanzierung
der Maßnahme. Viele Unternehmen kla-
gen über Probleme in diesem Bereich,
aber es gibt verschiedene Methoden, den
Transfer in den Arbeitsalltag erfolgreich
zu gestalten. Eine Lösungsvariante hat
das Beispiel aus der Küchenmöbelindus-
trie bereits illustriert. Wenn es möglich
ist, ein Trainingssystem so zu gestalten,
dass es die tatsächlichen Arbeitshand-
lungen nahezu eins zu eins abbildet, ge-
lingt der Transfer meist mühelos.
Eine E-Learning-Anwendung lässt sich
aber nicht immer so arbeitsplatznah
wie in dem geschilderten Fall gestalten.
In solchen Fällen sollte man nach dem
Training eine explizite Transferphase
vorsehen, in der die zuvor trainierten
Mitarbeiter die erworbenen Kompe-
tenzen praktisch anwenden und dabei
von erfahrenen Kollegen als Coaches be-
treut werden. Das Wissen und die Sicher-
heit im Handeln von Trainees der bereits
erwähnten technischen Prüf- und Zerti-
fizierungsgesellschaft konnte durch ein
solches Programm signifikant gefestigt
werden.
Verbesserungen quantifizieren
Wie eingangs erwähnt, haben alle
geschilderten Maßnahmen zur Qua-
litätsverbesserung von E-Learning-An-
wendungen ihreWirksamkeit wiederholt
unter Beweis gestellt. Die Bandbreite
der erzielten Verbesserungen ist dabei
enorm. Von zehn bis 15 Prozent am
unteren Ende der Effektivitätssteige-
rung bis hoch auf 90 Prozent. Typische
Effektivitätssteigerungen liegen nach
unseren Erfahrungen zwischen 20 und
30 Prozent – aus meiner Sicht durchaus
bemerkenswert, wenn man dies in eine
höhere Arbeitsproduktivität oder gestei-
gerte Umsatzrendite umrechnet. Für die
Unternehmen, die solche Optimierungs-
projekte geben, lohnen sich diese Inves-
titionen auf jeden Fall.
ist Leiter der Forschungsgruppe
„Instruktion und interaktive Medien“ an
der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Prof. Dr. Ulrich Glowalla
MASSNAHMEN
Mit diesen Maßnahmen können Sie das E-Learning in Ihrem Unternehmen verbessern und
auf eine langfristige Verhaltensänderung bei den Mitarbeitern auslegen.
●
Erhöhen Sie die Nachhaltigkeit von Präsenztrainings durch E-Lectures.
●
Nutzen Sie die Potenziale des Lernens am Modell.
●
Beachten Sie das Prinzip der situierten Kognition bei Veranschaulichung und Illustration.
●
Berücksichtigen Sie typische Arbeitsweisen und Darstellungsformen Ihrer Zielgruppe.
●
Steuern Sie das Lernverhalten durch Übungsaufgaben und Feedback.
●
Unterstützen Sie die Festigung des Wissens durch intensives und variables Üben.
●
Erleichtern Sie den Transfer des Gelernten in die Arbeitspraxis durch Coaching.
Die Nachhaltigkeit von E-Learning steigern
Die Schweizerischen Bundesbahnen
bereiten mit Web-Based-Trainings
rund 900 Führungskräfte auf ein
neues Reporting-System vor. Das
Praxisbeispiel steht unter dem
Stichwort „E-Learning bei den SBB“
für Sie zum Donwload bereit
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