Seite 66 - personalmagazin_2010_09

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personalmagazin 09 / 10
Die ungewisse Zukunft von Elena
STIMMEN. Wie geht es weiter mit dem Projekt „Elena“? Die offizielle Seite
schweigt beharrlich. Wir haben Stimmen von Betroffenen eingeholt.
Zeit noch keine Rede sein, denn Elena
sorgt für erheblichen Mehraufwand in
der täglichen Arbeit. Den kann man für
das erste Jahr getrost mit rund zehn bis
15 Prozent ansetzen, hinzu kommen die
Kosten für Updates und Schulungen. Der
Webfehler von Elena ist offensichtlich:
Eine Mischung aus Datensammelwut der
Bundesagentur für Arbeit, der Umset-
zung von Vorstellungen extrem großer
Arbeitgeber und demGlauben der Elena-
Entwickler, sie würden die Komplexität
der Entgeltabrechnung und die Vielzahl
von Entgeltabrechnungsprogrammen
auf Anhieb beherrschen.
Und das Ergebnis? Eine Flut von Feh-
lermeldungen – von denen nicht klar ist,
ob sie nun wirklich Fehlermeldungen
sind. Man fühlt sich wie das Korn im
Mühlstein: Nahezu zeitgleich mit Feh-
lerprotokollen der Deutschen Rentenver-
sicherung Bund (DRV) erhält man vom
Software-Hersteller die Info, es läge kein
Fehler vor, sondern ein Ablaufproblem in
der Prüfroutine der DRV. Zudem ist die
DRV mit der praxisgerechten Beantwor-
tung von Anfragen überfordert. Gesetz-
lich vorgeschriebene Stornomeldungen
können nicht verarbeitet werden, weil
die ursprüngliche Elena-Meldung – sie-
he Streit um Prüfroutinen – nicht ver-
arbeitet wurde. Und so verschickt die
DRV fröhlich die sinngemäße Meldung,
man möge die – falsche – Lohnabrech-
nung nochmals erzeugen und per Elena
übermitteln. Schilda lässt grüßen. Mein
Vorschlag: Aussetzen, nachbessern und
Neustart von Elena ab 1. Januar 2011.“
Was ist eigentlich MVDSz96?
Andreas Sauer ist Lohnabrechner und
bestätigt das von Andreas Sprenger
kritisierte Fehlermanagement anhand
eines von ihm erlebten Beispiels. „Im
April 2010 erhielt ich die Elena-Nach-
richt, dass in der Januarmeldung bei ei-
ner Mitarbeiterin der Fehler MVDSz96
aufgetreten sei. Nach Rückfrage bei der
Elena-Hotline erfuhr ich, dass die von
mir gemeldeten Daten mit den bei Elena
hinterlegten Daten nicht übereinstim-
men. Wo aber der Fehler sei, könne man
mir nicht sagen, ich müsse die Daten
mit der Deutschen Rentenversicherung
Bund abgleichen. Dies tat ich dann und
erhielt schriftlich von der Rentenversi-
cherung die Bestätigung, dass die von
mir gemeldeten Daten richtig seien.
Trotzdem erhielt ich von Elena weiter-
Von
Thomas Muschiol
(Red.)
W
ie geht es weiter beim Pro-
jekt „Elena“? Eine Entschei-
dung über eine Aussetzung
oder Modifizierung von Ele-
na steht nach der Sommerpause an. Ist
es aber im Sinne der Praxis, Elena jetzt
einzustampfen? Würden dadurch nicht
auch positive Effekte verpasst? Wir ha-
ben dazu einige Stimmen eingeholt. Sie
zeigen: Nicht die Idee, an die Stelle von
Formularen eine elektronische Abfrage in
die Entgeltabrechnungs-Software zu im-
plementieren, ist zu kritisieren. Vielmehr
scheint es so, dass es die Fülle von ver-
meintlichen Kleinigkeiten ist, die beim
Projekt Elena in der Praxis zu teilweise
unzumutbaren Belastungen geführt hat.
Flut von Fehlermeldungen
Andreas Sprenger, mit Elena als Steu-
erberater, Fachautor und Referent von
Anfang an befasst, macht auf die zeit-
intensive „Fehlerbearbeitung“ aufmerk-
sam: „Elena – ob man sie liebt? Das
spielt keine Rolle, denn der Weg wird
unweigerlich zum elektronischen Be-
scheinigungswesen führen, wie auch ein
Blick ins Steuerrecht zeigt. Wir werden
mit derartigen Systemen leben müs-
sen – und irgendwann werden sie uns
die Arbeit erleichtern. Davon kann zur
„In der Hotline wurde ich auf Behörden
verwiesen, die es gar nicht mehr gibt.“
Andreas Sauer, Lohnabrechner, Bonanza GmbH
„Nicht jede Fehlermeldung beschreibt
einen wirklichen Fehler.“
Andreas Sprenger, Steuerberater und Entgeltabrechner
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ELENA
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