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VERGÜTUNG
personalmagazin 09 / 10
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Mehr als ein „kleiner Unterschied“
SELBSTTEST. Der Test Logib-D zeigt Unternehmen, ob es in ihrer Vergütung Un-
gerechtigkeiten zwischen Frauen und Männern gibt und wo die Gründe liegen.
Die Entgeltanalyse von Logib-D beruht auf empirischen und deskriptiven Auswertungen.
zum Teil auf die familienbedingten Un-
terbrechungen von Frauen und auf die
Tatsache zurückzuführen, dass sie in be-
stimmten Berufen und Branchen fehlen
und ebenso auf höheren Stufen der Kar-
riereleiter seltener vertreten sind. Zwei-
ter Faktor ist die traditionell schlechtere
Bewertung typischer Frauenberufe, die
auch individuelle wie kollektive Lohn-
und Gehaltsverhandlungen bislang nicht
nachhaltig überwinden konnten.
Das Projekt Logib-D und seine Ziele
Um verdeckte Entgeltunterschiede zwi-
schen Frauen und Männern in Unterneh-
men zu identifizieren und die Ursachen
gezielt zu erkennen, bietet das Bundes-
familienministerium zusammen mit
den Beratungsunternehmen Baumgart-
ner & Partner und Personalmarkt jetzt
über das webbasierte Programm Logib-D
(Lohngleichheit im Betrieb) Personalent-
scheidern eine kostenfreie Vergütungs-
analyse und -beratung (zur Bewerbung
siehe Online-Kasten rechts).
Dabei nehmen Unternehmen an einer
erweiterten statistischen Regressions-
analyse der Entgeltstruktur auf Basis
der bereinigten Entgeltlücke teil. Dazu
berechnet Logib-D den prozentualen
(bereinigten) Entgeltunterschied von
Frauen und Männern die hinsichtlich
der Merkmale Ausbildung, Dienstjahre,
Berufserfahrung, Stellung im Unter-
nehmen und Anforderungsniveau am
Arbeitsplatz vergleichbar sind. Daneben
werden weitere geschlechtsspezifische
Entgeltdifferenzen berechnet, beispiels-
weise Entgeltunterschiede von Frauen
und Männern für verschiedene Dienst-
altersgruppen oder Funktionsbereiche.
Im Rahmen der deskriptiven Aus-
wertungen (Entgeltunterschiede nach
personen-, arbeitsplatz- oder unterneh-
mensbezogenen Merkmalen) finden
Parameter wie Alter, Teilzeit, Leistungs-
spanne, berufliche Stellung, Befristung
und Ähnliches Eingang in den Analyse-
bericht (Basis Total-Cash). Daneben wer-
den auch Überstundenlöhne, variable
Vergütungen und Nebenleistungen wie
Firmenwagen und betriebliche Altersver-
sorgung untersucht. Ergebnis ist ein mehr
als 100 Seiten umfassender Bericht, der
alle Analyseergebnisse im Detail aufzeigt.
Ergebnisse und Beratung
Die seit Juni durchgeführten ersten Be-
ratungen imKontext von Logib-D zeigen,
dass die unbereinigte Gehaltsdifferenz
Von
Friedrich A. Fratschner
und
Tim Böger
N
icht nur auf internationaler
Ebene hat eine intensive Dis-
kussion über Strategien und
Maßnahmen zur Verringerung
des Entgeltabstands zwischen Frauen
und Männern (Gender Pay Gap) einge-
setzt. Auch in Deutschland wird das Ziel
der Entgeltgleichheit mit Nachdruck ver-
folgt. Das Statistische Bundesamt hat für
2009 in Deutschland einen Entgeltun-
terschied von 23 Prozent (unbereinigte
Entgeltlücke) zwischen Frauen undMän-
nern ermittelt. Dabei wird von den unbe-
reinigten Entgeltdaten ausgegangen, das
heißt, dass die durchschnittlichen Bezü-
ge von Männern und Frauen unabhängig
von Hierarchie und Stellenzugehörigkeit
verglichen werden. Die Entgeltlücke ist
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